Capital Bra ist der erfolgreichste Rapper Deutschlands. An seinem 30. Geburtstag scheint seine Karriere ihren Zenit überschritten zu haben.
Die Karriere des Berliner Rappers Capital Bra (30) als spektakulär zu bezeichnen, wäre reichlich untertrieben. In seiner bisher nur acht Jahre andauernden Laufbahn verkaufte der Musiker mit der notorischen Gucci-Baseballkappe knapp zwölf Millionen Tonträger, landete bisher 20 Nummer-eins-Hits in Deutschland und sicherte sich damit insgesamt 30 Gold- und 15 Platin-Auszeichnungen.
Capital Bra, der am 23. November 1994 als Vladislav Balovatsky in Sibirien geboren wurde, in der Ukraine aufwuchs und im Alter von sieben Jahren mit seiner Mutter nach Berlin zog, begann seine musikalische Karriere zunächst sehr klassisch bei dem bekannten Rapbattle-Format „Rap am Mittwoch“, wo er 2014 prompt zum Newcomer des Jahres gekürt wurde.
Durchbruch mit „Berlin lebt“
Mit seinem ersten Album „Kuku Bra“ schaffte er es 2016 auf Anhieb auf Platz 32 der deutschen Album-Charts, der Nachfolger „Makarov Komplex“ konnte sich 2017 bereits auf Platz zwei der deutschen und auf Platz eins der österreichischen Charts platzieren. Den endgültigen Durchbruch feierte er jedoch im Jahr 2018 mit der Veröffentlichung des Albums „Berlin lebt“, auf dessen Cover der Shooting Star auf dem Dach einer aufgemotzten Mercedes-Limousine vor dem Brandenburger Tor posiert. Das Album hielt sich 55 Wochen in den Charts und bescherte dem Gangster-Rapper mit „5 Songs in einer Nacht“, „Berlin lebt“, „Neymar“ und „One Night Stand“ kurz hintereinander vier Nummer-eins-Hits.
Beef mit Bushido
Auf der ersten großen Welle des Erfolgs verließ Capital Bra überraschend sein bisheriges Label „Team Kuku“ und wechselte zu „Ersguterjunge“ (EGJ), dem Label seines Kollegen Bushido (46), nur um sich von diesem rund sechs Monate später empört wieder abzuwenden. Bushido hatte es gewagt, auf dem Höhepunkt seiner Fehde mit dem berüchtigten Berliner Abou-Chaker-Clan die Polizei einzuschalten, nachdem nicht nur Drohungen gegen ihn, sondern auch gegen seine Frau und seine Kinder ausgesprochen wurden.
„Ich bin nicht mehr bei EGJ, da mein Labelboss mit der Polizei arbeitet – intensiv mit der Polizei arbeitet“, verkündete der Rapper in einem mittlerweile gelöschten Video-Statement auf Instagram. Und fuhr fort: „Er hat Polizeischutz bekommen. Okay, konnte man irgendwo noch verstehen, seine Kinder waren in Gefahr. Jetzt scheißt er Leute an. Die Leute gehen in den Knast. Und ich bin nicht für so etwas.“
Capital Bra, der aus seiner kleinkriminellen Vergangenheit im Berliner Problembezirk Hohenschönhausen von Anfang an kein Geheimnis machte und selber im Kontakt mit diversen Clans stand, gründete Anfang 2019 einfach sein eigenes Label „Bra Musik“.
Eistee und Gangsta-Pizza vom Rap-König
Zudem warf der geschäftstüchtige Rap-Entertainer mit großem Erfolg unter dem Namen „Bra Tee“ seinen eigenen Eistee und eine Tiefkühlpizza-Serie namens „Gangstarella“ auf den Markt. Wie „bigFM“ berichtete, gelang es dem Rap-Superstar, allein von dem Eistee innerhalb der ersten beiden Jahre nach dem Marktstart 80 Millionen Einheiten zu verkaufen. Der Großteil seiner Kundschaft rekrutierte sich dabei offensichtlich aus seiner treuen Fangemeinde, die Capital Bra auf Instagram liebevoll als „Bratans“ bzw. „Bratinas“ (in etwa „Brüder“ bzw. „Schwestern“) bezeichnet.
Erfolgreicher als die Beatles
Als der Überflieger es im März 2019 mit seinem Song „Cherry Lady“ (einem Cover des Modern-Talking-Klassikers) zum zwölften Mal auf Platz eins der deutschen Single-Charts schaffte, und damit den über fünf Jahrzehnte bestehenden Rekord der Beatles knackte, ging ein ungläubiges Raunen durch die Medienlandschaft.
In zahllosen Artikeln sahen sich Musikjournalisten veranlasst, ihren Lesern zu erläutern, dass dieser Rekord nichts mit Capital Bras genialen Kompositionen habe, sondern vielmehr auf die Tatsache zurückzuführen sei, dass der Marktanteil des Musik-Streamings mittlerweile weit über dem der CD-Verkäufe liegt. Da einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag von ARD und ZDF zufolge rund 80 Prozent der Streamingnutzer einer jungen Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren zuzuordnen sei, ergebe sich dadurch eine eklatante Verzerrung in den Charts.
Capital Bra muss Polizei einschalten
Nach der Veröffentlichung seines siebten Soloalbums „CB7“ im September 2019, das ihn zum vorerst letzten Mal an die Spitze der deutschen Albumcharts beförderte, begann der zuvor gleißend helle Stern des Berliner Rap-Rekordhalters langsam ab sicher zu sinken. Im November 2019 schaltete Capital Bra seinerseits die Polizei ein, nachdem es mehrere Erpressungsversuche durch Clan-Mitglieder gegeben hatte, die sich offenbar auf zuvor getroffene Absprachen beriefen, die ihnen einen Anteil an den Einnahmen des Musikers zusicherten.
Angesichts dieser Kooperation mit den zuvor verteufelten Behörden sank sein Ansehen in der Gangsta-Rap-Szene abrupt in den Keller. Im Jahr 2022 hatte sich die Bedrohungslage derartig gesteigert, dass Capital Bra seine bereits geplante Arena-Tournee kurzerhand absagte und sich mit seiner Frau und seinen Kindern für eine Weile nach Thailand absetzte. Nach seiner Rückkehr verübten Unbekannte im April 2024 einen Brandanschlag auf die Luxuslimousine seiner Frau.
Keine Nummer-eins-Hits mehr für die Hitmaschine
Mit all diesen Schlagzeilen scheint sich Capital Bra mittlerweile auch einen großen Teil seiner zuvor unüberschaubaren Fangemeinde verprellt zu haben. Keine seiner weiteren Alben konnten sich auf Platz eins der Charts positionieren, seine Singles erreichen derzeit nur noch mit Ach und Krach die Top 100 der Charts.
Einen weiteren Tiefpunkt musste der in Ungnade gefallene Rap-Star Mitte September 2024 verkraften, als das Finanzamt Potsdam in seinem Haus diverse Gegenstände beschlagnahmte, um ausstehende Steuerschulden einzutreiben. Bei einer Auktion kamen unter anderem mehrere seiner Goldenen Schallplatten und Musikpreise unter den Hammer, die Capital Bra in seiner bisherigen Rekord-Karriere gesammelt hatte.