Beim kriselnden Autobauer Volkswagen sind unter dem Eindruck protestierender Beschäftigter die Tarifverhandlungen fortgesetzt worden. Tausende Beschäftigte nahmen mit Plakaten und Trillerpfeifen ausgerüstet am Donnerstag an einer Kundgebung in Wolfsburg teil, die Gewerkschaft IG Metall und der VW-Gesamtbetriebsrat schworen sie auf Widerstand gegen den Sparkurs der Unternehmensführung ein. Sie wollen vor allem Massenentlassungen und Werksschließungen verhindern.
Die Arbeitnehmervertreter bei VW hatten vor der Fortsetzung der Tarifgespräche einen Gehaltsverzicht von Belegschaft und Vorstand vorgeschlagen und im Gegenzug Garantien für Beschäftigung und Standorte gefordert. Allerdings soll der Idee zufolge durchaus eine Entgelterhöhung ausgehandelt werden, die jedoch zunächst nicht ausgezahlt werden soll, sondern gegebenenfalls in eine Absenkung der Arbeitszeit umgewidmet werden würde. Gewerkschaft und Betriebsrat forderten zudem einen signifikanten Beitrag von Geschäftsführung und Management zu diesem Solidaritätsfonds.
Eventuell nötiger Personalabbau könne dann „sozialverträglich gestaltet“ und das Äquivalent von 6000 Vollzeitstellen gerettet werden, hieß es. Eine Reaktion von VW darauf blieb zunächst aus, ein für Donnerstagmorgen vor der dritten Tarifrunde geplantes Pressestatement sagte die Unternehmensführung kurzfristig ab. In den Verhandlungen steht sie für Gehaltskürzungen und Nullrunden in den kommenden zwei Jahren ein, während die IG Metall sieben Prozent mehr Lohn fordert.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo betonte, sie seien mit ihren Vorschlägen entgegen der gängigen Praxis „praktisch vom Angebot her in Vorleistung“ gegangen. Die Belegschaft stehe dabei hinter den Verhandlern. „Es gab eine breite Zustimmung der Vertrauensleute zur Vorgehensweise der Verhandlungskommission“, sagte Cavallo.
Nach Angaben der IG Metall kamen mehr als 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Werken in Deutschland nach Wolfsburg, um „ihrem Unmut über das Vorgehen des VW-Vorstandes Ausdruck zu verleihen“. Es dürfe weder Werksschließungen noch Massenentlassungen oder Einschnitte beim Gehalt geben, erklärte die Gewerkschaft.
Im Falle einer Entlassung habe er „noch keinen Plan B“, sagte Kubilay Ötzgemir, Monteur im Volkswagenwerk in Salzgitter, am Rande der Kundgebung in Wolfsburg der Nachrichtenagentur AFP. Die Jüngeren könnten vielleicht noch etwas finden, aber für die Älteren werde es schwieriger, fügte der 41-jährige Arbeiter hinzu, der seit 13 Jahren bei Volkswagen beschäftigt ist.
IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger unterstrich, dass die Friedenspflicht bei VW Ende November auslaufe. „Das heißt ab 1. Dezember wären theoretisch auch Warnstreiks möglich.“ Vom Unternehmen werde nun erwartet, dass es sich auf Basis des Vorgeschlagenen auf Verhandlungen einlasse.