Sandra Hüller ist nur selten abseits der Schauspielbühne zu sehen. Überraschend tritt sie bei einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf.
Die Schauspielerin Sandra Hüller (46) ist am Samstag überraschend bei einer Kundgebung in Leipzig gegen Rechtsextremismus und für Demokratie aufgetreten. „Ich versuche eigentlich immer ein bisschen unsichtbar zu sein, wenn ich nicht arbeite, aber heute ist es anders. Heute gibt’s keine Ausreden mehr“, sagte die 46-Jährige. In der Messestadt hatte ein Bündnis von mehr als 200 Organisationen zu der Kundgebung „Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte“ aufgerufen. Hüller war bei den diesjährigen Oscars für die Hauptrolle im Film „Anatomie eines Falls“ nominiert. Sie wurde in Suhl geboren und lebt in Leipzig.
Sie könne sich an keine Zeit in ihrem Leben erinnern, in der die Offenheit und Beweglichkeit dieser Gesellschaft, ihre Modernität, Freundlichkeit und Verlässlichkeit so bedroht schienen wie jetzt, rief die Schauspielerin den vielen tausend Menschen in Leipzig zu. „Ich sage bewusst „scheinen“, denn ich lasse nicht zu und ihr auch nicht, dass sie das ist.“ Die Veranstalter in Leipzig sprachen von rund 15 000 Menschen, die Polizei von einer hohen vierstelligen Teilnehmerzahl.
Leipzig Oberbürgermeister Burkhard Jung hatte Hüller wenige Tage vor der Demonstration angerufen. „Ich habe sie gefragt, ob sie sich eine Rede auf der Bühne vorstellen könnte“, sagte der SPD-Politiker am Rande der Demo der Deutschen Presse-Agentur. Eine so „großartige, glänzende Schauspielerin wäre mal eine andere, eine spannende Stimme.“ Tags darauf habe sie dann gesagt, dass sie es mache.
„Ich bin Europäerin“, rief Hüller, die abseits ihrer Arbeit sehr selten öffentlich auftritt, den vielen tausend Menschen zu. Man solle sich nicht anstecken lassen „von dem rauen Ton von rechts, von der Ungenauigkeit und der Gewalt in der Sprache, die nur ein Ziel hat: Verunsicherung und Spaltung.“ Es gebe keine einfachen Lösungen. „Demokratie, Mitgestaltung, Mitentscheidung sind anstrengend, Denken ist anstrengend.“ Sie rief die Menschen auf, am Sonntag zur Wahl zu gehen und auch Freunde und Familienangehörige mitzunehmen.