Ablenkung und Mobbing: Wird es ein Handyverbot an deutschen Schulen geben?

Viele Länder haben bereits ein Handyverbot an Schulen – teils gilt das auch in den Pausen. Deutschland hinkt hinterher. Aus Hessen kommt jetzt ein neuer Vorstoß.

Es wäre wohl ein schwerer Schlag gegen die Schüler – und doch gibt es gute Argumente. Laut „Bild“ denkt Hessens Kultusminister Armin Schwarz über eine bundesweite Regelung für ein Verbot von Smartphones an deutschen Schulen nach. Damit wäre er nicht alleine: In Frankreich, Italien, den Niederlanden und in Großbritannien ist das längst Alltag. Zuletzt beschloss auch Lettland ein Handyverbot für junge Schüler.

Smartphones sollen Schüler ablenken

Die Gründe sind immer gleich: Die Geräte forderten von den Schülern viel zu viel Aufmerksamkeit und lenkten vom Unterricht ab, so Experten. Hinzu kommt, dass die Kinder nach Meinung von Schwarz „üble Feindseligkeit erleben mit Mobbing in sozialen Medien“, so der Kultusminister gegenüber „Bild“.

Bildschirmzeit austricksen.  10.30

Bisher gibt es in Deutschland keine einheitliche Regelung zur Einschränkung der Smartphone-Nutzung an Schulen. Es ist den Ländern und Schulen überlassen, wie man damit umgeht. Vereinzelt gibt es Schulen, an denen die Geräte untersagt sind. Bayern und Baden-Württemberg, so der Bericht, lehnen ein generelles Verbot derzeit sogar ab.

Schwarz will sich für eine einheitliche Regelung einsetzen. Ihm schwebt eine Abstufung der Verbote vor. Demnach sollen die Vorgaben nach Jahrgängen, Schularten und Alter der Schüler unterschiedlich ausfallen. 

Landesschülerrat strikt gegen ein Handyverbot

Für eventuell betroffene Schüler scheint das keine schöne Vorstellung zu sein. Wie die DPA meldet, sprach sich zuletzt etwa der Landesschülerrat Niedersachsen gegen ein drohendes Verbot aus. „Viele nutzen ihre Handys, um mit Eltern oder Mitschülern in Kontakt zu bleiben oder sich auf den kommenden Schultag vorzubereiten“, heißt es in der Erklärung der Schüler. Smartphones seien „nicht nur ein Mittel der Unterhaltung“, sondern „Werkzeuge der Organisation und Kommunikation“.

Vielmehr forderten die Schüler dazu auf, dem Smartphone mehr Raum zu geben: „Wir fordern eine Schule, die uns nicht nur Wissen vermittelt, sondern uns auch befähigt, in einer zunehmend digitalen Welt zu bestehen. Dazu gehört, dass wir lernen, mit digitalen Geräten verantwortungsvoll und kompetent umzugehen.“

Interview Paid Handynutzung 17:30

Medienkompetenz spielt auch in anderen Ländern eine Rolle. In den Niederlanden wird das gelebt: Sofern die Geräte für den Lerninhalt notwendig sind, gilt das Verbot nicht. Die genaue Ausgestaltung der Regeln ist überdies den Schulen überlassen.

Letzteres ist schon jetzt auch in Deutschland möglich. Doch Schwarz möchte bei einem Treffen der Kultusminister am 12. und 13. Dezember über ein einheitliches Modell sprechen. Selbst wenn es zu einem Verbot käme, muss das aber noch in den Schulgesetzen der Länder verankert werden. Dort, wo die Geräte noch erlaubt sind, dürfte es daher noch eine Weile so bleiben.