Seit Jahren schon lassen Schienenausbau und Elektrifizierung bei der Bahn zu Wünschen übrig. Nur 66 Kilometer Gleise bekommen bald Stromzugang, heißt es beim Verkehrsministerium.
Im deutschen Schienennetz werden im kommenden Jahr lediglich rund 66 Kilometer Gleise mit elektrischen Oberleitungen ausgestattet. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor, die der Nachrichtenagentur DPA vorliegt. Damit blieben Bund und Bahn auch 2025 deutlich unter dem notwendigen Oberleitungsausbau für das Erreichen der eigenen Ziele zurück.
40 Prozent des Nahverkehrs fährt mit Diesel
Gibt es auf einer Strecke keinen Strom, fahren die Züge dort meistens mit klimaschädlichem Dieselantrieb. Wie im Nahverkehr, wo knapp 40 Prozent des Verkehrs von Dieselloks angetrieben wird.
Deutsche Bahn Streckensperrung 10.40
Rund 60 Prozent des gesamten Schienennetzes sind derzeit elektrifiziert. Weil besonders viel befahrene Strecken bereits Fahrstrom haben, liegt der Anteil des Verkehrs aber bei rund 75 Prozent, im Personenverkehr sogar bei 90 Prozent.
Es müssten 600 Kilometer elektrifiziert werden
Bis 2030 will der Bund rund 75 Prozent des Schienennetzes mit Fahrstrom versorgen und so bei Nah- und Güterverkehr aufholen. Um das Regierungsziel zu erreichen, müssten nach Berechnungen des Interessenverbands Allianz pro Schiene sowie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen pro Jahr zusätzlich rund 600 Gleiskilometer Elektroleitungen erhalten. In den vergangenen 13 Jahren kamen im Schnitt lediglich rund 80 Kilometer im Jahr hinzu.
„Elektrifizierung macht die Bahn nicht nur umweltfreundlicher, sie steigert auch die Kapazität und nützt so unmittelbar den Bahnkunden“, teilte der Linke-Abgeordnete Victor Perli mit. „Aber die Zahlen bestätigen einmal mehr, dass die Ampel bei der Elektrifizierung der Schiene über schöne Worte nicht hinausgekommen ist.“
Bahn: Sanieren statt neu bauen
Die Bahn dagegen sieht sich in Plan und Soll: Dass bereits 90 Prozent des Verkehrs elektrisch abliefen, sei unter vergleichbaren europäischen Ländern ein Spitzenwert, heißt es bei dem Unternehmen. Zudem diene eine Vielzahl nicht elektrifizierter Strecken dem Regionalverkehr. „Hier obliegt die Entscheidung den Aufgabenträgern – zumeist den Bundesländern – ob eine Strecke elektrifiziert und ausgebaut werden soll.“
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Ähnlich schleppend wie bei der Elektrifizierung läuft der Ausbau des Schienennetzes. Im kommenden Jahr soll das Gleisnetz laut Ministerium um lediglich 71 Kilometer wachsen. Allerdings, so Bund und Bahn, liege der Fokus derzeit vor allem darauf, das Bestandsnetzes zu sanieren und modernisieren, anstatt es auszubauen.
Aktuell ist die Riedbahn dran
Bis 2030 sollen unter anderem mehr als 40 viel befahrene Schienenkorridore umfassend sanieren. Aktuell wird die Riedbahn generalüberholt – die rund 70 Kilometer lange Strecke zwischen Frankfurt/Main Stadion und Mannheim Hauptbahnhof. Nächstes Jahr folgt dann unter anderem Hamburg – Berlin, 2026 unter anderem Hagen – Köln.
Nach der Sanierung soll der Bahnverkehr wieder deutlich zuverlässiger laufen. Im Oktober war erneut mehr als jeder dritte Fernzug verspätet unterwegs. Bis 2027 strebt die Bahn wieder eine Pünktlichkeit von rund 75 Prozent im Fernverkehr an.