In Schweden macht eine Ministerin Schlagzeilen – allerdings nicht mit ihrer Politik, sondern mit einer Bananenphobie. Medien weltweit berichten. Zum Lachen ist das nicht.
Wer das Wort „Bananenphobie“ googelt, bekommt derzeit eine ganze Reihe von Artikeln zu Paulina Brandberg ausgespielt. Brandberg ist Juristin, Politikerin der Liberalen in Schweden und Ministerin für Gleichstellung. Zusammengefasst also: gebildet und so beliebt bei den Wählern, dass sie es ins Kabinett der aktuellen Regierung in Stockholm schaffte.
Doch berichtet wird über die 41-Jährige derzeit vor allem, weil sie unter einer seltsamen Angst leitet – sie fürchtet sich vor Bananen.
„Fürchtet“ klingt harmloser, als es ist, denn es ist wohl eine regelrechte Phobie. Und so machte Brandberg ihre starke Angst vor den gelben Südfrüchten auch schon selbst zum Thema. Es sei wie eine „heftige Allergie“ und sie habe sich deswegen professionelle Hilfe gesucht, erklärte sie. Ihre Mitarbeiter versuchen, ihre Umgebung bananenfrei zu halten.
Wegen ihrer Bananenphobie bekommt sie inzwischen viel öffentliche Unterstützung – aber auch Häme, beispielsweise jüngst in einer schwedischen Satiresendung, die einen Beitrag über sie mit einem Bananenfoto einleitete, wie mehrere Medien berichten.
Es gibt den Terminus Bananenphobie tatsächlich. Eine solche extreme Angst vor dieser Frucht ist zwar selten, aber Brandberg ist weltweit nicht der einzige Mensch, der darunter leidet.Bananenfrau 20.36
In Großbritannien berichtete die „Daily Mail“ vor einigen Jahren von einer Frau, die die Früchte kaum ertrug – sie konnte sie nicht mit bloßen Händen anfassen, mochte sie nicht sehen oder am Obstregal im Supermarkt daran vorbeigehen und hatte sogar Angst, dass Bananen in Kinderbüchern erwähnt werden, die sie ihrem kleinen Sohn vorlas. Der Auslöser soll gewesen sein, dass ihr Bruder ihr als Kind eine Banane ins Bett legte. Das fühlte sich so eklig an, dass es einen bleibenden Eindruck hinterließ, so die britische Zeitung.
Wie es zu der Phobie bei der schwedischen Politikerin kam, ist öffentlich nicht bekannt. Auch schilderte sie nicht, wie sich diese Angstzustände genau bei ihr äußern.
Bananenphobie kommt selten vor – aber Ängste erleben viele Menschen
Phobien sind eine ernste Sache. Betroffene können in ihrem Alltag stark eingeschränkt sein – weil sie beispielsweise ständig versuchen, die Auslöser ihrer Angst zu vermeiden oder weil sie regelrechte Panikattacken bei einem Kontakt bekommen.
Ich erinnere mich an meine extreme Angst vor Luftballons als Kind – sobald einer irgendwo herumflog, etwa bei einem Kindergeburtstag, bekam ich panische Angst, dass er zerplatzen könnte und war manchmal kaum zu beruhigen. Damals eine Horrorvorstellung. Mit dem Älterwerden verschwand die Furcht.
Doch es gibt auch Phobien, die Menschen viele Jahre oder sogar ein ganzes Leben begleiten, wie etwa die Angst vor Spinnen oder auch vor geschlossenen Räumen.
Paulina Brandbergs Bananenphobie erscheint vielen Menschen so exotisch, dass dieses Phänomen die Berichterstattung über die Politikerin aktuell dominiert. Auch ausländische Medien schreiben darüber, darunter deutsche und britische.
Ihre Angst bekommt so viel Aufmerksamkeit, dass sich Schwedens Premierminister Ulf Kristersson in dieser Woche zu einer Erklärung genötigt sah: Jene Phobie beeinträchtige die Arbeit seines Kabinettsmitglieds nicht, wurde er in mehreren Artikeln zitiert. Es verwundere ihn, wenn eine hart arbeitende Ministerin auf eine Phobie reduziert wird und Leute sich darüber lustig machen. „Ich finde, wir sollten besser sein als das.“
Jeder Mensch, der nachfühlen kann, wie sich Ängste anfühlen, wird dem vermutlich zustimmen. Denn „Bananenphobie“ klingt wirklich erstmal kurios – aber die Betroffene kann darüber sicher nicht lachen.
Quellen: „NTV„, „Spiegel-Online„, „Daily Mail„, „The Guardian„, „Livescience.com„, „Frankfurter Allgemeine„