Über Menschen mit Migrationsgeschichte wird oft gesprochen, ohne dass sie selbst zu Wort kommen. In Berlin soll sich das ändern.
Migrantenorganisationen in Berlin wollen künftig noch enger zusammenarbeiten. Dafür ist eine gemeinsame Plattform namens Polyphon geplant. „Wir sind viele Gruppen, Vereine, NGOs, die schon lange existieren mit den unterschiedlichsten Menschen und Forderungshaltungen“, sagte Diana Henniges, Gründerin und Vorstand des gemeinnützigen Vereins Moabit hilft, der sich für Geflüchtete einsetzt, der dpa.
„Wir sind zusammengekommen, um die fehlende Stimme der migrantischen Organisationen zu sein, der Menschen, die in der Mitte unserer Gesellschaft leben, aber häufig in Debatten nicht vertreten sind“, sagte Henniges, deren Eltern aus Ungarn stammen und die selbst einen Teil ihrer Kindheit dort verbracht hat.
„Die Stimmung macht Angst“
„Wir sprechen von Menschen mit massiver sozialer Benachteiligung und teilweise sehr prekären Lebensverhältnissen“, betonte Henniges, die zum neuen Sprecher-Trio von Polyphon gehört. „Wir merken auch, dass sich die Stimmungslage so verändert hat, dass sie uns Geflüchtetenunterstützern und Helfern massiv Angst macht und uns in unserer Arbeit behindert.“
Polyphon will dem etwas entgegensetzen. Die Auftaktveranstaltung ist für Mittwochabend im Grünen Salon der Volksbühne in Mitte geplant. Dort sollen unter anderem Vertreter von Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft über das Thema Migration diskutieren.
„Das Erstarken des Rechtspopulismus ist nicht erst seit gestern zu beobachten. Wir müssen seit Jahren gegen Vorurteile ankämpfen“, sagte Henniges. „Ich sehe uns als Bollwerk. Wir müssen uns rüsten für das nächste Jahr, die Zeit nach der Bundestagswahl“, so die Polyphon-Sprecherin. „Die Gefahr der Kriminalisierung von Geflüchteten und von Gesetzesverschärfungen zuungunsten von Flüchtlingen wird dann noch größer.“
„Wir wollen mehr Sichtbarkeit von Migranten„
Umso wichtiger ist aus ihrer Sicht mehr Aufklärung: „Wir wollen Einfluss nehmen – auf Politik, Zivilgesellschaft und die öffentliche Meinung“, sagte sie. „Wir wollen für mehr Sichtbarkeit von Migranten sorgen, weil es eine größere Schlagkraft hat, wenn wir mit vielen Menschen auf vielen Plattformen kommunizieren, auch in sozialen Medien.“
Henniges sieht durchaus Chancen: „Ich glaube, dass wir da viel erreichen, dass wir vieles erklären können, auch, dass wir auf Migration angewiesen sind.“
Polyphon geht es nicht zuletzt darum, verbreitete, aber falsche Vorstellungen korrigieren zu helfen: „Wir wollen die Vielfalt der Migration sichtbar machen. Es gibt nicht die Türken, die Syrer oder die Russen – und genauso wenig die Migranten. Genau diese Heterogenität ist unser großer Jackpot im Bündnis.“