Kriminalität: Expertin fürchtet Migrationsdebatte nach Terrorverdacht

Die Hamburger Friedensforscherin Hanna Pfeifer sieht in der Debatte um die Herkunft des Elmshorner Terrorverdächtigen Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Frieden. Viele Aspekte seien wichtig.

Nach der Verhaftung eines 17-Jährigen wegen der mutmaßlichen Vorbereitung eines terroristischen Anschlages in Elmshorn fürchtet die Hamburger Friedensforscherin Hanna Pfeifer einen Schub für die Migrationsdebatte. Selbst wenn das Thema in dem Fall gar keine Rolle spielen sollte, schüre bereits die Vereinfachung als „islamistisch motiviert“ Stigmatisierungen und Diskriminierungen bestimmter Gruppen, sagte Pfeifer der Deutschen Presse-Agentur. Generalisierende Anfeindungen sorgten bei bestimmten Teilen der Gesellschaft für mehr Verunsicherung.

Die Expertin geht davon aus, dass der Fall gesellschaftlich nur noch in Hinblick auf seine Sicherheitsrelevanz diskutiert werde, „anstatt breiter über Demokratie und politische Bildung zu sprechen“. Stattdessen sei es aber wichtig, die unterschiedlichen Motive, Ideologien und Wege der Radikalisierung hinter solchen Anschlagsversuchen zu verstehen, sagte Pfeifer. Das sei wichtig, um derartige Probleme in den Griff zu bekommen. Wenn man alles unter dem Oberbegriff „Islamismus“ oder gar „Islam“ zusammenfasse, „erscheint auf einmal alles als eine einzige große Gefahr und damit die Gefahr größer, als sie ist“.

Pfeifer forscht am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg über gesellschaftlichen Frieden und innere Sicherheit. „Das führt dazu, dass das wechselseitige Vertrauen und das Gefühl, dass wir in einer gemeinsamen Gesellschaft leben, sinkt. Das bedroht den gesellschaftlichen Frieden“, sagte Pfeifer. Das sei bereits jetzt an der Verschärfung von verbaler und physischer Gewalt gegenüber Minderheiten zu beobachten.