Unternehmer Rainer Gläß erhält immer mehr Zugriff am Fichtelberg. Die einen sehen das Engagement als Glücksfall, andere sind skeptisch.
Der Investor Rainer Gläß will am Fichtelberg zügig mit dem Bau eines neuen Skilifts beginnen und hofft auf eine Aufbruchstimmung. „Der Fichtelberg ist ein toller Skiberg“, sagte Gläß. „Im Moment verkauft man sich hier unter Wert. Das würde ich gern ändern.“ Sein Ziel sei, hier einen Leuchtturm zu schaffen, auf den die Menschen stolz seien. Er hoffe, dass schon im kommenden Jahr mit dem Bau eines neuen Lifts an der Himmelsleiter begonnen werden könne.
Der Kurort Oberwiesenthal hängt am Tourismus. Auf die rund 2000 Einwohner kommen rund 4400 Gästebetten und mehr als eine halbe Million Übernachtungen pro Jahr. Wichtigstes Pfund ist dabei das Skigebiet am Fichtelberg – das größte alpine Skigebiet im Freistaat. Allerdings gelten die Schlepplifte dort als veraltet und muss dringend investiert werden – auch in neue Wasserspeicher für die künstliche Beschneiung der Hänge. Die Mittel dafür fehlen der Stadt, die bisher mit der kommunalen Fichtelberg Schwebebahn GmbH (FSB) Betreiber des Skigebiets ist.
Stadtrat stimmt für Verkauf der FSB
Am Dienstagabend hat der Stadtrat nun grünes Licht für einen Verkauf der FSB gegeben. Statt auf eine langwierige und teure europaweite Ausschreibung wurde mehrheitlich für einen direkten Verkauf an die Liftgesellschaft Oberwiesenthal (LGO) gestimmt, die Gläß gehört. Sie betreibt den Vierer-Sessellift am Fichtelberg und ist Pächter des Hotels auf dem Gipfel. Allerdings kann bei einem solchen Verfahren die Stadt keinen direkten Einfluss mehr auf die Entwicklung nehmen und Bedingungen vertraglich festhalten. Das sorgte bei einigen Stadträten für Unbehagen. Immerhin gehe es um das Tafelsilber des Ortes, wie es hieß.
Allein für den neuen Lift an der Himmelsleiter samt Pisten-Erweiterung und einen neuen Speichersee für die maschinelle Beschneiung werden die Kosten auf rund 21 Millionen Euro beziffert. „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange“, erklärte Gläß. Es gebe noch weitaus mehr zu tun. Besonders am Herzen liege ihm die Rennstrecke. Problematisch ist dort, dass die Stützen der Schwebebahn mitten auf dem Hang stehen. Das kann für Skifahrer gefährlich werden. „Uns wird etwas einfallen“, betonte Gläß.
Doch wie viel kostet die FSB überhaupt? Gläß hat mit seiner LGO ein Angebot abgegeben. Danach gefragt, wie viel Geld er geboten habe, lächelt er: „Viel zu viel.“ Einen Co-Investor gebe es nicht, sagte er. „Viele denken, das ist ein großes Geschäft. Aber erst einmal ist es eine große Investition. Ich hoffe, dass das alles klug gelingt.“
Er werde oft gefragt, warum er überhaupt noch in ein Mittelgebirgs-Skigebiet investiere. Dabei verwies er auf seine jahrzehntelange Verbundenheit mit dem Wintersport und der Region. Er ist selbst passionierter Skifahrer und sein Vater Siegfried war Anfang der 1990er Jahre einer der Initiatoren der Kammloipe Erzgebirge. Sein Vermögen hat Gläß mit einer Software-Firma im Vogtland gemacht.
Der genaue Wert der FSB soll nun über ein Gutachten ermittelt werden. Der Kaufpreis darf nicht darunter liegen. Die Verhandlungen sollen laut Bürgermeister Jens Benedict (parteilos) drei bis vier Monate dauern. Dann hat der Stadtrat noch einmal final über den Verkauf abzustimmen.
Gläß will auch Fichtelberghaus kaufen
Doch schon im Dezember steht eine weitere Entscheidung an – allerdings auf Landkreisebene. Dann geht es um den Verkauf des Fichtelberghauses auf dem Gipfel. Auch hier sind Investitionen dringend nötig, zu denen sich der Erzgebirgskreis nicht in der Lage sieht. Deswegen hatte er ein Angebotsverfahren gestartet. Dabei habe es mehr als 30 Interessenten gegeben, informierte das Landratsamt auf Anfrage. Nähere Details etwa zur Preisspanne wurden nicht bekanntgegeben. Wer den Zuschlag erhält, darüber soll der Kreistag im Dezember entscheiden. Einer der Interessenten ist die LGO von Rainer Gläß.
Das große Engagement der Unternehmerfamilie am Fichtelberg ist nicht unumstritten. Während die einen von einem Glücksfall sprechen, haben andere deutliche Vorbehalte, sich derart in Abhängigkeit eines privaten Investors zu begeben. Bürgermeister Benedict sprach von einem Vertrauensvorschuss für den Investor. „Ich sehe das als Chance.“ Stadtrat und Skispringer-Legende Jens Weißflog mahnte, den Prozess nicht unnötig zu verzögern. Denn die Baugenehmigung für den neuen Lift an der Himmelsleiter sei zeitlich begrenzt und laufe Ende nächsten Jahres aus.
Linke: Fichtelberg gehört nicht in private Hände
Kritik kommt von der Linken. „Wann wird der Fichtelberg in Gläßberg umbenannt?“, fragte der Landtagsabgeordnete Rico Gebhardt. „Ich halte es für unverantwortlich, sich in die Abhängigkeit von einer einzigen Familie zu begeben.“ Schlimmer als den Verkauf der FSB sehe er den geplanten Verkauf des gesamten Fichtelbergplateaus durch den Landkreis. Gebhardt: „Der höchste Berg im Freistaat Sachsen gehört nicht in private Hände, sondern in das Eigentum des Freistaates Sachsen!“