Eine Beziehung zerbricht und der Ex-Partner leidet nicht. Im Gegenteil: Er blüht auf. Das ist ein Schock. Beziehungsexpertin Tracey Cox verrät, wie man damit fertig wird.
Eine jahrelange Beziehung bricht auseinander und dann muss man feststellen, dass es dem Partner viel besser geht als zuvor. Ein Alptraum, wenn man selbst noch nicht aus dem Emotionstief raus ist. Besonders gilt das für Frauen. Viele hängen gern der Idee an, „Arbeit“ in den Partner zu investieren, ihn zu dem gemacht zu haben, was er ist.
Das schreibt die bekannte Beziehungs- und Sexexpertin Tracey Cox („Superflirt“, „Hot Relationships: How to Have One“, „Super Sex beginnt mit 50“) in der „Daily Mail“. Und fragt: „Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihr Ex-Mann sich gegenüber seiner neuen Frau so verhalten würde, wie Sie es sich immer gewünscht haben?“ Vermutlich frustriert, die eine hat die ganze Arbeit geleistet, ihn zur Therapie geschleppt und die andere hat nur „Mr. Bloody Perfect“ im Haus, findet Cox.
Alkoholiker-Ex findet neues Glück
Cox stellt die Erfahrungen einer Frau und eines Mannes gegeneinander und bietet Tipps, wie man dieses emotionale Desaster vermeiden kann.
Emily, 38, die eigentlich anders heißt, verließ ihren langjährigen Partner. Er hatte Probleme im Job, wurde depressiv und vom Alkohol abhängig. „Wir hatten uns immer Kinder gewünscht, aber jetzt wollte er sie nicht in solch eine ‘schreckliche Welt‘ setzen.“ Er kapselte sich ab, wurde unhöflich zu Freunden. Sie versuchte, ihm zu helfen. Vergeblich, schließlich verließ sie ihn. Er rutschte weiter ab und musste bei seinem Bruder und dessen Frau unterkommen.
Aber dann änderte sich alles.
Emilys Ex-Mann lernte auf einer Grillparty eine andere kennen und es machte Klick. Die Neue war offenbar bereit, über seine offenkundigen Probleme hinwegzusehen. „Ich hoffte immer noch, dass die Trennung ihn zur Vernunft bringen, ihn ändern und zu mir zurückkommen lassen würde. Aber das geschah nicht. Stattdessen verwandelte er sich in den Mann, den ich mir immer gewünscht hatte.“ Er nahm ab, öffnete sich gegenüber Freunden, hörte auf zu trinken und fand einen neuen Job. Obendrein wurde seine neue, deutlich jüngere Partnerin schwanger. „Ich versuche, mich für ihn zu freuen, aber ich bin am Boden zerstört“, klagt Emily und fragt: „Was hat sie, was ich nicht hatte? Warum konnte er sich nicht für mich ändern?“
Ende einer Ehe voller Verachtung
Die Perspektive des Mannes in dieser Geschichte ist weniger sentimental. Rick, 44, ist froh, seine Frau hinter sich gelassen zu haben. Er ist überzeugt, sie habe ihn gehasst. „Ich war eine bittere Enttäuschung für sie: Es strahlte aus jeder Pore ihres Körpers. Sie machte sich über alles lustig, was ich tat.“ Rick war ein aufstrebender Rechtsanwalt, als das Paar heiratete. Doch anders als erwartet, machte er keine Karriere, er verlor den Biss, das Interesse an der Arbeit, er wollte etwas anderes ausprobieren. Doch: „Ich wurde nur daran gemessen, wie viel ich im Vergleich zu den Ehemännern ihrer Freundinnen verdiente.“ Schließlich verließ er sie. Sechs Monate später lernte er eine andere Frau kennen. „Jahrelang sah ich mich in den Augen einer Person, die jedes Versagen, jeden Fehler, jeden Makel sah. Meine neue Partnerin sieht nur das Beste von mir.“ Also änderte er sich, begann eine neue Karriere. „Zuckerbrot funktioniert eben besser als Peitsche.“ Mit seiner Ex-Frau hat er wenig zu tun. „Warum auch? Ich weiß, dass sie sich nicht für mich freut. „
Den eigenen Weg finden
Eine Person wie Rick, der seine Ehe als Hölle der Herabwürdigung erinnert, wird sich wenig mit dem Ex-Partner beschäftigen. Aber auch für andere sollte die Trennung ein klarer Bruch sein, so Cox. Sie sagt, damit ende die gemeinsame Reise und fortan folge jeder seinem eigenen Pfad. Der habe aber wenig zu tun mit dem vorhergehenden gemeinsamen Leben: „Menschen entwickeln sich und manchmal geschieht dies außerhalb der Ehe, nicht innerhalb.“ Das müsse man akzeptieren. Wer sich auf den Ex-Partner und dessen neues, vermeintlich tolles Leben konzentriert, bleibe in einem „Teufelskreis aus Vergleichen und Frustration“ gefangen und breche nicht in einen neuen Abschnitt seiner Lebensreise auf.
Wichtig sei es, ein eigenes, neues Leben aufzubauen. Mit Freunden, Sport, gesunder Ernährung – oder auch mithilfe einer Therapie. Entscheidend sei dabei ein „Narrativ“ – also eine Erzählung, die Ehe und Trennung Sinn verleiht. Man müsse weg von Begriffen wie „Versagen“ oder „Ungerechtigkeit“. Solle sich freuen, den Grundstein einer guten Entwicklung gelegt zu haben, auch wenn man nicht die Früchte davon ernten kann: „Auf lange Sicht haben Sie ihm geholfen, ein besserer Partner zu werden.“ Tracey Cox rät dazu, mit „Anmut und Würde“ loszulassen.
Quelle: Tracy Cox; Daily Mail