Ausbildung: Minderjährige Polizeischüler sorgen für Herausforderungen

Für Einstellungen bei der Landespolizei gibt es kein Mindestalter. Das führt dazu, dass immer wieder auch Minderjährige als Nachwuchsbeamte eingestellt werden. Die Erfahrungen mit ihnen sind oft gut.

In Thüringen werden immer wieder Minderjährige zu Polizisten ausgebildet. In diesem Jahr habe bereits eine zweistellige Anzahl von unter 18-jährigen Bewerbern Einstellungsangebote bekommen, sagte der Leiter der Polizeischule des Freistaats, Jürgen Loyen. „Entscheidender als das Alter der Bewerber ist, wie reif sie sind.“ Es gebe 16- oder 17-Jährige, die vor allem im Kopf bereits so weit seien wie Erwachsene. Manche 19- oder 20-Jährige dagegen seien zwar dem Gesetz nach keine Minderjährigen mehr, würden sich aber manchmal so benehmen.

Nach Angaben der Thüringer Polizei gibt es kein Mindestalter für die Einstellung als Polizeischüler. Zwingend sei dagegen unter anderem ein Abschluss der Mittleren Reife. In den Auswahlverfahren würden die jugendlichen Bewerber regelmäßig gut abschneiden, sagte Loyen. „Die haben nicht die schlechtesten Ergebnisse.“

Etwa 30 Prozent der Minderjährigen, die sich als Polizeianwärter bewerben, bestünden die entsprechenden Tests. Einstellungszusagen würden im Anschluss daran streng nach der Reihenfolge der erreichten Punkte vergeben. Das Alter spiele dabei keine Rolle.

Jugendliche Polizisten in traumatischen Situationen

Dass in Thüringen auch Minderjährige zu Polizisten ausgebildet werden, führt immer wieder zu teilweise bizarren Situationen. Die jungen Menschen dürfen beispielsweise eigentlich keine Computerspiele kaufen, die als FSK18 gekennzeichnet sind. Trotzdem kann es sein, dass sie während ihrer Praktika in Polizeidienststellen damit umgehen müssen, Leichen zu sehen oder Zeuge anderer dramatischer Situationen zu werden.

Zwar werde versucht, junge Leute vor solchen Erlebnissen zu bewahren, sagte Loyen. „Man kann aber nie ganz ausschließen, dass so etwas passiert.“ Komme es zu belastenden Situationen – etwa nach schweren Autounfällen – sei es wichtig, die angehenden Polizisten zu einer Nachbetreuung zu schicken. Solche Angebote müsse es aber nicht nur für Minderjährige geben. In diesem Bereich habe sich in den vergangenen Jahrzehnten bei der Polizei sehr viel getan, sagte Loyen.

Jugendschutz und Polizeiausbildung: ein Widerspruch?

Herausfordernd ist nach Angaben Loyens der Umgang mit dem Jugendschutzgesetz bei der Polizeiausbildung von Minderjährigen. Das Gesetz verbietet ihnen in den allermeisten Branchen das Arbeiten nachts oder am Wochenende. Daher wird der Nachwuchs unter 18 in aller Regel nur von Montag bis Freitag im Tagdienst eingesetzt. Wie alle anderen Polizisten auch würden die jungen Leute während ihrer Zeit in den Dienststellen eine Schusswaffe tragen – obwohl sie in Schützenvereinen als Minderjährige mit vergleichbaren Waffen nicht umgehen oder gar schießen dürften.

Der vom Thüringer Innenministerium geplante Umbau der Polizeischule in Meiningen zu einem echten Campusgelände soll auch die Betreuung der Anwärter verbessern, die jünger als 18 Jahre sind. Insbesondere solle der Kontakt zwischen jüngeren und älteren Polizeischülern untereinander intensiviert werden und „für eine Durchmischung der Altersgruppen sorgen“, sagte Loyen. Wichtig sei, dass in Zukunft auch weitere Sozialarbeiter auf diesem Campus präsent seien, um sich auch nach dem täglichen Ausbildungsschluss um die Minderjährigen zu kümmern.

Auf dem Areal der Polizeischule sollen nach einer von einem Architekturbüro erarbeiteten Studie etwa 10.000 Quadratmeter Fläche unter anderem für neue Unterkunfts- und Lehrgebäude sowie eine Schießanlage gebaut werden. Ob diese Pläne realisiert werden, ist noch offen.