Wer wandern geht oder Gemüse kauft, denkt nicht zwingend sofort an Europa. Doch mit Mitteln aus EU-Fonds werden auch in Hessen zahlreiche Projekte unterstützt.
Bildung und Wissenschaft, Wirtschaft und Naturschutz – Europa steckt in zahlreichen Lebenszusammenhängen in Hessen. Die europäische Regulierung habe enorme Auswirkung auf nahezu alle Lebensbereiche gewonnen, erklärt Hessens Europaminister Manfred Pentz (CDU) anlässlich der bevorstehenden Europawahl – von den Finanzmarktvorschriften bis zur Bodenverkehrsrichtlinie.
Aber auch zahlreiche konkrete Projekte werden dank EU-Fördermitteln ermöglicht. Aus dem Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE) etwa stehen dem Bundesland für die Förderperiode 2021 bis 2027 Mittel in Höhe von 249 Millionen Euro zur Verfügung. Er ist aber nur einer von mehreren Fonds und Programmen. Hier einige Beispiele für EU-Förderung:
Wissenschaft
Im April hatten sieben exzellente hessische Forschende aus Marburg, Frankfurt und Darmstadt bei der aktuellen Ausschreibung der sogenannten Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates EU-Mittel in Höhe von insgesamt rund 17,8 Millionen Euro eingeworben. Diese prestigeträchtigen Advanced Grants erlauben Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mit ihren Teams die Realisierung Grundlagenforschung- Projekten. Die Förderung beläuft sich jeweils auf bis zu 2,8 Millionen Euro pro Grant und gilt bis zu fünf Jahre.
Europaschulen
Ein besonders wichtiges Thema ist die EU-Wahl auch für die Europaschulen in Hessen. Vor 32 Jahren rief das Bundesland das Schulentwicklungsprogramm „Hessische Europaschulen“ ins Leben. Anfangs nur mit fünf Gesamtschulen, heute dagegen mit 34 Bildungseinrichtungen, wie das Kultusministerium in Wiesbaden der dpa mitteilt.
Dazu zählen vier Grund- und 13 Gesamtschulen, neun Gymnasien, sieben berufsbildende Schulen sowie das Europa-Studienseminar für berufliche Schulen in Gießen. Rund 30 weitere Bildungsstätten in Hessen haben ihr Interesse bekundet, ebenfalls Europaschule zu werden. Diese Einrichtungen legen laut Kultusministerium besonderen Wert auf Fremdsprachen, auch der Schüleraustausch stehe im Fokus.
Energie
Mit Mitteln des Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von rund einer Million Euro hat die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) auf ihrem Gießener Campus ein bisher ungenutztes Wärme-Potenzial aus Abwasser erschlossen. Innerhalb eines Jahres wurde eine innovative Abwasserwärmenutzungsanlage geplant und installiert. Diese Anlage nutzt Abwasser aus dem städtischen Kanal, pumpt es in einen Wärmetauscher im Gebäude und leitet die Feststoffe zurück in den Kanal.
Touristische Angebote
Ebenfalls aus dem Fonds EFRE wurde ein Projekt im Rahmen des Tourismuskonzeptes der Stadt Rotenburg an der Fulda unterstützt: Die Waldkugelbahn soll Wanderer aller Altersgruppen ansprechen. Holzkugeln, die die Spieler an Automaten kaufen können, können dabei mit viel Geschick durch Parcours manövriert werden. Die Waldkugelbahn vernetzt mehrere weitere touristische Angebote, die EFRE-Förderung belief sich auf gut 95.000 Euro.
Naturnaher Gemüseanbau
Über das Förderprogramm EIP-Agri werden Forschung und Praxis mit innovativen Ansätzen verknüpft. Ein Beispiel dafür ist ein Projekt zum wirtschaftlichen Gemüseanbau in einem naturnahem Mulchsystem in Mittelhessen. Dadurch könne unter anderem eine geringere Wasserverdunstung aus dem Boden ermöglicht werden, sodass gegebenenfalls auch Ackerbaubetriebe ohne Bewässerungsmöglichkeit Feldgemüse anbauen könnten.
Um Direktpflanzungen im Mulch zu ermöglichen, soll zudem eine spezielle Pflanzmaschine gebaut werden. Das Projekt hatte eine Projektlaufzeit von Januar 2020 bis August 2023 und wurde von der Gießener Justus-Liebig-Universität mit einem Budget von rund 400.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) umgesetzt.
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