Ausstellung in Frankfurt: Das angeblich skandalöse Frühwerk von Martin Parr

Berühmt wurde Martin Parr mit Farbfotos von Touristen und gelangweilten Paaren. Jetzt zeigt das Fotografie Forum Frankfurt sein schwarzweißes Frühwerk aus den Jahren 1970 bis 1985.

Das, was er sieht, sehen wir erst, wenn wir ein zweites Mal hinschauen. Wie sich da ein Bauch über dem Gürtel wölbt. Wie unter breiten Hutkrempen schmallippig gelächelt wird. Martin Parr aber hat schon immer diesen Blick für das Seltsame gehabt, das uns Menschen anhaftet.

Der 72-Jährige fotografiert seit 40 Jahren alltägliche Klischees. Menschen in ihrer Freizeit, die Vögel beobachten. Bier trinken. Heiraten oder am Fußball gucken. Als Chronist des gesellschaftlichen Lebens gilt er, auch wenn sein sozialkritischer, ironischer Blick anfangs für Aufruhr sorgte: Für banal und skandalös wurden seine Bilder befunden, er wolle sich wohl über die Fotografierten lustig machen? Wollte er nicht.

Martin Parr nur noch in Farbe

Geboren wurde er in einem Vorort von London, in Epsom. Er studierte Fotografie in Manchester und aus diesen ersten und folgenden Jahren stammen die Bilder aus England und Irland, die bis zum 5. Januar im Fotografie Forum Frankfurt zu sehen sind. Verglichen mit seinen späteren Serien sind sie so zart in ihrer Komik wie eine leicht hochgezogene Augenbraue.

Nein, er würde nicht noch einmal in Schwarzweiß fotografieren, sagte Martin Parr auf der Ausstellungseröffnung in Frankfurt, seit Mitte der 1980er hat er sich für die Farbfotografie entschieden. Mit seinen knalligen Bildern ist er auch berühmt geworden. Seit 1994 gehört er zur renommierten Fotoagentur Magnum, ob wohl innerhalb der Agentur Kampagnen gegen ihn inszeniert wurden: Seine Bilder wurden als zu provokant empfunden. Das hat ihn nicht davon abgehalten, später einige Jahre Präsident der Agentur zu sein.

Kuratiert hat die Ausstellung „Early Works“ die Direktorin des Fotografie Forums Frankfurt Celina Lunsford in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und seiner 2017 gegründeten Martin-Parr-Foundation. Zu sehen in der Braubachstraße 30 – 32 in Frankfurt, dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.