Das Wort des Herrn: Donald Trump: Der Kandidator

Trumps zahlreiche Verfehlungen lassen keinen Zweifel daran, dass er als Präsident ungeeignet ist, findet unser Kolumnist. Ein kritischer Blick zurück.

Der Bibelvers für diese Woche ist Psalm 23, Vers 4: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ 
 

Es kann sein, dass Donald Trump die Wahl gewinnt. 

Für den Fall, dass Sie, verehrte Leserin und verehrter Leser, gerade frisch aus einem Koma erwacht sind und die vergangenen acht Jahre verpasst haben: Donald Trump ist der Mann, den selbst die englischsprachige Wikipedia einigermaßen hilflos als „media personality“ beschreibt und der aus Gründen, die wahrlich niemand versteht, zum dritten Mal in Folge zum Präsidentschaftskandidaten der republikanischen Partei auserwählt wurde. 

Ein kleiner Rückblick: 

Im Jahr 2023 wird Trump wegen sexuellen Missbrauchs gegenüber der Journalistin Jean Carroll schuldig gesprochen. Die Vorsitzende Richterin präzisiert im Nachhinein, dass Trumps Verhalten eindeutig als Vergewaltigung zu werten sei. Mindestens 25 weitere Frauen werfen Donald Trump sexuelle Übergriffe vor. In einem Video, das kurz vor der Wahl im Jahr 2016 erscheint, hört man Trump, wie er einem Fernsehmoderator erzählt, dass er fremden Frauen problemlos an die Pussy greifen könne, weil er reich und berühmt sei. 

Neue Arbeiterklasse USA Donald Trump 6:06In einem Gerichtsverfahren im Februar dieses Jahres wird Trump des Betrugs für schuldig gesprochen. Er muss 355 Millionen US-Dollar Strafe bezahlen und wird für drei Jahre von jeglichem Geschäftsbetrieb im Staat New York gesperrt. Während Trumps Präsidentschaft erhalten seine Unternehmen Zahlungen in Millionenhöhe vonseiten ausländischer Regierungen, darunter China, Saudi-Arabien, Katar und Kuwait. Eine Praxis, die wegen der möglichen Einflussnahme ausländischer Regime auf die US-amerikanische Politik grundsätzlich verboten ist. Militärhilfen für die Ukraine in Höhe von 400 Millionen US-Dollar hielt Trump im Jahr 2019 offenbar zurück, um vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Vorfeld der US-Wahl 2020 Gerichtsverfahren gegen Joe Biden und seine Familie zu erpressen. Ein Geheimdienst-Komitee des US-Senats aus dem Jahr 2020 weist in einem 1000-seitigen Bericht den Einfluss Wladimir Putins auf Donald Trump und die Verstrickungen der russischen Föderation auf den US-Wahlkampf nach. 

Bis heute hat Trump den Ausgang der vergangenen Wahl nicht anerkannt

Den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 erkennt Donald Trump bis heute nicht an. Im direkten Anschluss an seine Niederlage versucht er persönlich, Wahlhelfer unter Druck zu setzen und die Auszählung der Stimmzettel zu verhindern. Den Sturm auf das Capitol orchestriert Donald Trump in Echtzeit. Dabei dringen Rechtsextreme in das Regierungsgebäude ein, fordern die Ermordung von Vizepräsident Mike Pence und weiteren Politikern. Mehrere Menschen, darunter ein Polizist, werden bei diesem Angriff getötet. Vier Polizisten begehen im Anschluss an diesen Akt des Terrors Suizid

Kasten Anpalagan

Donald Trump warnt davor, dass das Geräusch von Windrädern Krebs verursachen könnte, ist überzeugt davon, dass die Mafia für den schlechten Ruf des Baustoffs Asbest verantwortlich ist, und er behauptet erst kürzlich, dass haitianische Immigranten Hunde und Katzen frühstückten. Sein aktueller Vizepräsidentschaftskandidat James David Vance verglich ihn mit Adolf Hitler, sein ehemaliger Anwalt Michael Cohen warnt eindringlich vor einer zweiten Präsidentschaft Donald Trumps. 13 ehemalige Mitarbeiter der Trump-Regierung, darunter der einstige Stabschef des Weißen Hauses John Kelly, artikulieren öffentlich ihre Sorge, dass Donald Trump nach gewonnener Wahl die USA in eine Diktatur umwandeln könnte. 

Und dennoch kann es sein, dass Donald Trump die Wahl gewinnt. 

Es gibt nicht einen einzigen Grund, der Donald Trump als einen guten Präsidenten auszeichnet. Seine vielbeschworene Wirtschaftsexpertise ist ein Witz. Trumps Vermögen beruht auf Schenkungen und Erbschaften seines Vaters in Höhe von umgerechnet 500 Millionen US-Dollar. Hätte Trump dieses Geld passiv investiert, wäre es, laut einer Berechnung von „Forbes“ heute zu einem Vermögen von 80 Milliarden US-Dollar angewachsen. Stattdessen muss er sich aufgrund seiner Investments mit 3,9 Milliarden US-Dollar begnügen. Mindestens sechs Mal musste Trump mit seinen Unternehmen Konkurs anmelden. Selbst dort, wo er keinen Bankrott erklären musste, warten hunderte Bauunternehmen bis heute auf ihr Geld. 

Trumps Bibel wird in China produziert

Den konservativen Christen kann nicht gefallen, dass Trump Vater von vier Kindern ist, die er mit drei verschiedenen Frauen gezeugt hat. Jede einzelne dieser Frauen soll er betrogen haben. Seiner aktuellen Frau Melania Trump soll er mit der Porno-Darstellerin Stephanie Clifford fremdgegangen sein, während diese mit seinem Sohn Barron Trump im Wochenbett lag. In einem Gerichtsverfahren wurde festgestellt, dass Trump im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 Schweigegeldzahlungen an Clifford getätigt und im Anschluss Geschäftsunterlagen gefälscht hat. Trump wurde in allen 34 Anklagepunkten für schuldig befunden. Im Zuge seiner aktuellen Präsidentschaftskampagne vermarktet Trump die „God Bless the U.S.A. Bible“, die ausgerechnet in China produziert und in den USA für 60 US-Dollar verkauft wird. 

Donald Trumps Umgang mit Krisen und Konflikten ist durchweg katastrophal. Laut der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC sind in den USA 1,2 Millionen Menschen an Covid-19 verstorben. Mehr als in jedem anderen Land dieser Erde. Als im Jahr 2017 der Hurrikan „Maria“ Puerto Rico verwüstet, hält die Regierung unter Donald Trump 20 Milliarden US-Dollar an Katastrophenhilfe zurück. 3000 Menschen sterben bei dem Unwetter, bis heute sind die Schäden auf der Insel spürbar

PAID IV Trump Wähler erklärt 20:35

Es gibt keinen einzigen Politikbereich, in dem Donald Trump nicht versagt hat. Jede einzelne seiner Taten war und ist geprägt von Selbstsucht und Menschenfeindlichkeit. Dass er dennoch Chancen hat, wiedergewählt zu werden, hängt mit unverkennbar mit seinem Leitspruch zusammen: „Make America Great Again“. Er will also Amerika wieder großartig machen. Nur, welches „wieder“ meint er denn? Und für wen? Donald Trump ist der Kandidat für all diejenigen, die sich von Frauen, Schwarzen, Schwulen, Juden und Muslimen bedroht fühlen. Die sich in ihr „altes“ Amerika zurücksehnen, wo Minderheiten an den Rand gedrängt und weiße Männer als Maß und Mitte galten. 

Es ist bemerkenswert, wer sich in Deutschland als Fans dieser Polit-Show entpuppt. Der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn, zeigt derart viel inhaltliche Nähe zu Trump, dass er, Medien-Berichten zufolge, damit selbst seine Parteifreunde irritiert. Der rechte Rand der Medienlandschaft sehnt sich eine Wiederwahl Trumps herbei. Journalisten mit wutbürgerlicher Nähe zur AfD, die ihre Lebensaufgabe im Kampf gegen Genderstern und Elfenbeinturm begründen, veröffentlichen begeistert Videos von Donald Trump auf ihren Social Media Profilen. 

Es kann sein, dass Donald Trump die Wahl gewinnt. 

Nicht wegen Weitsicht, Erfolg oder Saubermann-Image, sondern wegen Rassismus, Frauenverachtung und Sozialdarwinismus. Es wäre bitter für die USA und eine Gefahr für Europa. Vielleicht sollte man den Tag auch nicht vor dem Abend verloren geben. 

Es kann nämlich auch sein, dass Donald Trump die Wahl verliert.