Netflix: Gaming-Pläne von Streamingdienst in Gefahr?

Seit 2021 sind auch Games Teil des Netflix-Abos. Das Unternehmen hat große Pläne auf dem Gaming-Markt, trotz eines Rückschlags.

Netflix hat sich vor Jahren vorgenommen, in den Videospielmarkt einzusteigen und dort ordentlich mitzumischen. Seit 2021 bietet der Streamingdienst auch Spiele im Abonnement ohne zusätzliche Kosten an. Das Unternehmen zeigte sich optimistisch über die Pläne, jetzt musste Netflix jedoch einen Rückschlag hinsichtlich der eigenen Ambitionen einstecken.

Noch vor der ersten Veröffentlichung: Netflix schließt Studio

Der Spielekatalog von Netflix enthält mehrere Titel auf Basis eigener Erfolgsserien wie „Stranger Things“, „Emily in Paris“ und „Haus des Geldes“. Der Streamingdienst hatte aber noch mehr geplant. 2022 gründete Netflix das Studio „Blue“. Dieses wurde jetzt wieder geschlossen – und das, bevor es auch nur ein einziges Spiel veröffentlichen konnte.

„Blue“ arbeitete offenbar an einem sogenannten AAA-Spiel, was bedeutet, dass der Streamingdienst anscheinend dazu bereit war, mehrere Millionen Dollar ins Marketing- und Entwicklungsbudget zu stecken. Im April 2023 erklärte ein in der Industrie bekannter Autor, dass er bei Netflix angeheuert habe und das Studio an einem Videospiel auf Basis einer neuen Marke arbeite. Einen Grund dafür, dass das Studio kürzlich dichtgemacht wurde, nannte der Dienst nicht. Die Schließung könnte ein Ende für größere Gaming-Ambitionen von Netflix bedeuten, spekuliert das Tech-Portal „The Verge“.

Milliardenmarkt Gaming: Warum bietet Netflix Spiele an?

Es gibt mehrere Gründe, warum Netflix 2021 damit begonnen hat, das eigene Angebot um Videospiele zu erweitern. „Wir glauben, dass wir durch [Spiele] mehr Unterhaltungswert liefern können“, erklärte Greg Peters, Co-CEO von Netflix, laut eines „CNBC“-Berichts. Für Nutzerinnen und Nutzer kann dies ein großer Pluspunkt sein. Unter einem Dach – im selben Abonnement – finden sich Filme, Serien und auch Spiele.

Für Netflix selbst ist es aber auch eine Möglichkeit zur Markenstärkung. Über den Streamingdienst sind mehrere Spiele auf Basis hauseigener Marken erhältlich. Indem Netflix seine Serien auf andere Medien ausweitet, kann das Unternehmen die Marken länger relevant halten und das Interesse daran womöglich erhöhen.

Ein weiterer Grund ist wohl der erhoffte Umsatz. Die Videospielindustrie ist ein gigantischer Absatzmarkt. Der Umsatz der Industrie soll zuletzt auf schätzungsweise rund 187,7 Milliarden US-Dollar gestiegen sein, berichtete das Marktforschungsunternehmen „Newzoo“. Bei dieser wirtschaftlichen Aussicht ist es wohl kein Wunder, dass auch Netflix mitmischen möchte.

Dieses Vorhaben zeigte bisher jedoch anscheinend wenig Erfolg. Eines Berichts des Branchenmagazins „Gamesindustry.biz“ von Ende 2023 zufolge nutzten offenbar teils weniger als ein Prozent der Netflix-Abonnenten täglich die Möglichkeit, eines oder mehrere Spiele über den Dienst zu spielen. Die Spielerzahl belief sich demnach im September 2023 auf geschätzt etwa 2,2 Millionen Nutzer – bei damals rund 247 Millionen Abonnenten.

Von Ikonen bis Indie: „Grand Theft Auto“ und mehr Spiele bei Netflix

Mit „Grand Theft Auto: San Andreas“ hat Netflix einen Gaming-Meilenstein im Katalog. Laut „Mobilegamer.biz“ wurden bisher etwas mehr als 210 Millionen Mal Spiele über Netflix heruntergeladen und etwa 25 Millionen Downloads davon belaufen sich auf diesen Titel. Mit „Grand Theft Auto 3“ und „Vice City“ ist die gesamte „The Trilogy“ im Abo enthalten.

Netflix konnte sich daneben in den vergangenen Monaten und Jahren zahlreiche Perlen sichern, wie den Strategie-Titel „Into the Breach“, Roguelikes wie „Dead Cells“ und „Hades“ oder die melancholische Aufbausimulation „Spiritfarer“. Videospielikonen wie Sonic, Lara Croft oder die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ haben auch Games bei Netflix. Selbst für Fußball-Fans gibt es mit dem „Football Manager 2024 Mobile“ ein passendes Spiel.