In den 1920er Jahren war Lilli Henoch dass, was man heute einen Sportstar nennt. Später wird sie von den Nazis ermordet. Nun wird an sie auf besondere Weise erinnert.
Bücher aus dem Besitz der von den Nazis ermordeten jüdischen Spitzensportlerin Lilli Henoch (1899-1942) sind einem Nachfahren zurückgegeben worden. Sie stammen aus einem Bestand, der in der Nachkriegszeit in der Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg gefunden wurde. Henoch war als mehrfache Leichtathletik-Weltrekordlerin ein Sportstar ihrer Zeit.
Im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts an der Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt recherchieren Fachleute seit geraumer Zeit zur Provenienz (Herkunft) der Bücher und ermitteln ihre ursprünglichen Eigentümer und mögliche Rechtsnachfolger. Gefördert wird das Projekt vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste, der Moses Mendelssohn Stiftung Berlin und dem Unternehmer Manfred Wolff, wie es bei der Buchübergabe in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin hieß.
Lilli Henoch stammte aus Königsberg und trainierte ab 1919 beim Berliner Sport-Club (BSC). Als Leichtathletin, aber auch als Hockey- und Handballspielerin feierte sie bis 1926 zahlreiche Erfolge. So wurde sie insgesamt zehnmal deutsche Meisterin im Diskuswurf, Kugelstoßen, Weitsprung und der 4-mal-100-Meter-Staffel. Sie stellte in einigen der Disziplinen auch mehrere Weltrekorde auf.
Später war Henoch beim BSC in leitender Funktion tätig, 1933 wurde sie ausgeschlossen. Im September 1942 wurde sie von den Nazis gemeinsam mit ihrer Mutter Rose Henoch von Berlin aus nach Riga deportiert und dort ermordet. Im Prenzlauer Berg wurde in den 1990er Jahren eine Straße nach Lilli Henoch benannt. In Kreuzberg trägt ein Sportplatz ihren Namen, in der Spreewald-Grundschule in Berlin-Schöneberg eine Turnhalle.