Prozess gegen Depardieu wegen Übergriffen in Abwesenheit des Angeklagten begonnen

In Abwesenheit des Angeklagten hat in Paris am Montag ein Prozess gegen den französischen Filmstar Gérard Depardieu wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe begonnen. „Leider haben die Ärzte ihm verboten, heute zu kommen“, sagte der Anwalt des 75-Jährigen, Jérémie Assous. Er wolle eine Verschiebung beantragen. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten rund hundert Menschen – hauptsächlich Frauen – für die Rechte von Missbrauchsopfern.

In dem Verfahren geht es um mutmaßliche sexuelle Übergriffe Depardieus auf zwei Frauen während Dreharbeiten 2021. „Heute sind wir hier, um den Opfern von Gérard Depardieu zu sagen: Wir stehen zu Euch“, sagte die Aktivistin Anna Toumazoff bei der Demonstration vor dem Gericht. Auf Schildern war zu lesen: „Opfer, wir glauben Euch – Vergewaltiger, wir sehen Euch“ oder „Dies ist kein Kino, das ist Trauma“. 

Depardieus Anwalt Jérémie Assous kündigte vor dem Gerichtsgebäude an, er wolle eine sechswöchige Verschiebung der Anhörungen beantragen. Dadurch solle sein Mandant die Möglichkeit bekommen, sich vor Gericht zu verteidigen. Zuvor hatte der Anwalt in einem Radio-Interview gesagt, der 75-jährige Depardieu sei „schwer erkrankt“.

In dem Verfahren geht es um mutmaßliche sexuelle Übergriffe auf zwei Frauen während der Dreharbeiten zum Film „Les volets verts“ von Jean Becker im Jahr 2021. Bei einer Verurteilung drohen dem Schauspieler bis zu fünf Jahre Haft. Etwa 20 weitere Frauen haben dem Filmstar ebenfalls sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Einige von ihnen waren beim Prozessauftakt am Montag im bis auf den letzten Platz besetzten Gerichtssaal anwesend.

Dem 75-Jährigen droht neben dem nun eröffneten Verfahren auch ein Prozess wegen mutmaßlicher Vergewaltigung. Dabei geht es um Vorwürfe seiner Kollegin Charlotte Arnould.

Der Schauspieler gehört zu den bekanntesten Filmstars Frankreichs. Er arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielerinnen des Landes zusammen und spielte in mehr als 200 Filmen und Serien mit. Allerdings war er in den vergangenen Jahren wegen immer neuer Vorwürfe von Frauen sowie wegen seiner Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin bei seinen Landsleuten zunehmend in Ungnade gefallen. 

Angesichts der Vorwürfe hatte Depardieu vor einem Jahr in einem Zeitungsartikel erklärt, er habe „niemals eine Frau missbraucht“. Auch in dem nun gestarteten Prozess weist er alle Vorwürfe zurück.