Durch die menschengemachten Emissionen steigen die globalen Temperaturen. Doch es gibt einen Lichtblick: Der CO2-Ausstoß hat sich zuletzt verlangsamt. Grund zur Entwarnung beim Klimawandel ist das aber nicht.
Ein Jahr lang weltweite Rekordwerte für jeden Monat – und die Erde erhitzt sich mit zunehmender Geschwindigkeit: Zwei Berichte zum Klimawandel zeigen eine unheilvolle Entwicklung. Der Mai war der zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen Rekordwert für den jeweiligen Monat erreichte, wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilte. Und die menschengemachte Erderwärmung hat zuletzt so schnell zugenommen wie nie seit dem Start der instrumentellen Aufzeichnungen, wie es im Bericht „Indicators of Global Climate Change“ (IGCC) vom Mittwoch heißt.
Allein im vergangenen Jahrzehnt (2014 bis 2023) stieg die Temperatur durch Aktivitäten des Menschen demnach um rund 0,26 Grad. Das sei ein Rekord bei der Aufzeichnung mit Messgeräten, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche, berichtet die Gruppe um Piers Forster von der Universität Leeds im Journal „Earth System Science Data“. Ein Jahrzehnt zuvor (2004 bis 2013) waren es nach Angaben der Universität rund 0,20 Grad Erwärmung.Deutschland verfehlt seine Klimaziele
Zu berücksichtigen ist bei den Rekordwerten, dass zuletzt Sondereffekte wie das erwärmend wirkende natürliche Klimaphänomen El Niño eine größere Rolle spielten. Im IGCC-Bericht heißt es, der Anstieg sei einerseits auf den hohen Treibhausgas-Ausstoß zurückzuführen, andererseits sei die Menge an kühlenden Aerosolen in der Atmosphäre gesunken. Beispielsweise war infolge einer neuen Verordnung für sauberere Schiffskraftstoffe der Gehalt an Sulfat-Aerosolen stark zurückgegangen.
Hohe Temperaturen – „Es ist die Zeit der Klimakrise“
Auch wenn also – etwa durch das Nachlassen von El Niño – nicht stetig weiter neue Rekorde folgen werden: Der Trend des menschengemachten Klimawandels bleibt, solange weiter Treibhausgase erzeugt werden. Copernicus-Direktor Carlo Buontempo betonte: „Zwar wird diese Abfolge von Rekordmonaten irgendwann unterbrochen werden, doch die allgemeine Signatur des Klimawandels bleibt bestehen, und es ist keine Änderung dieses Trends in Sicht.“
Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, war der Mai den Copernicus-Daten zufolge 1,52 Grad wärmer. Die gemittelte globale Temperatur der vergangenen zwölf Monate – von Juni 2023 bis Mai 2024 – erreichte ebenfalls einen Höchstwert: Sie lag 1,63 Grad über dem vorindustriellen Niveau.Klimawandel in Europe: der EUCRA-Risikobewricht 18.57
UN-Generalsekretär António Guterres mahnte wie schon etliche Male zuvor schnelleres Handeln an: „Wir brechen die globalen Temperaturrekorde und ernten den Wirbelwind. Es ist die Zeit der Klimakrise. Jetzt ist es an der Zeit zu mobilisieren, zu handeln und zu liefern.“
Werden bald weniger Emissionen ausgestoßen?
Dem IGCC-Report zufolge darf der Mensch grob noch 200 Milliarden Tonnen CO2 produzieren, bevor eine dauerhaft globale Erwärmung auf 1,5 Grad erreicht wird. Das entspreche etwa den aktuellen Emissionen von fünf Jahren. Allerdings ist die Spanne der Schätzung hoch und reicht von 100 bis 450 Milliarden Tonnen.
Kleiner Lichtblick: Es gebe Belege, „dass sich der Anstieg der CO2-Emissionen im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu den 2000er-Jahren verlangsamt hat“, schreibt das Autorenteam. Je nach gesellschaftlicher Entscheidung könnte das aktuelle Jahrzehnt eine Umkehr einiger Werte bringen.CO2-Ausstoß fast auf Vorkrisenniveau 15.39
Der Report IGCC wurde 2023 ins Leben gerufen. Die maßgebliche Quelle für wissenschaftliche Klima-Informationen sei zwar der Weltklimarat (IPCC), schreibt die Universität Leeds. Da dieser aber erst etwa 2027 wieder eine größere Bewertung herausgeben möchte, entstehe eine Lücke, die der Report füllen solle. Diesmal sei er von einem 57-köpfigen Forschungsteam aus 42 Institutionen in 15 Ländern erstellt worden.
Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen. Die genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar.