Das Münchner Start-up Lilium hat einen Elektro-Jet entwickelt. Aber nachdem der Bund eine staatliche Kreditbürgschaft abgelehnt hat, steht die Hightech-Firma vor der Insolvenz.
Der bayerische Elektro-Flugzeugpionier und Flugtaxi-Entwickler Lilium wird nach eigenen Angaben einen Insolvenzantrag stellen.
In am Donnerstag bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen verwies Lilium auf die nicht zustande gekommene staatliche Förderung. Daher werde der Vorstand in den nächsten Tagen einen Insolvenzantrag wegen Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit stellen und Selbstverwaltung beantragen. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet.
Die Bundesregierung und der Freistaat Bayern hatten Lilium eine Finanzspritze von insgesamt 100 Millionen Euro Aussicht gestellt. Der Haushaltsausschuss im Bundestag lehnte dies jedoch ab, Bayern zog seine Zusage von 50 Millionen Euro daraufhin ebenfalls zurück. SPD und FDP waren zwar mehrheitlich dafür, die Grünen jedoch dagegen.STERN PAID Gesund Leben 03_23 Batteriezellen Wittenberg16.15
Auslieferungen bei Lilium waren für 2026 geplant
Insolvenzverfahren in Selbstverwaltung führten oft zu einem neuen Investorenprozess und einer bestmöglichen Lösung für die Gläubiger. Ob das Amtsgericht München dem Antrag auf Selbstverwaltung stattgebe, sei allerdings offen, teilte Lilium den Anlegern mit.
Lilium war 2015 gegründet worden und hat in den vergangenen Jahren ein elektrisch betriebenes Kleinflugzeug entwickelt. Nach vielen Testflügen war der erste bemannte Flug für das kommende Frühjahr, die erste Auslieferung an Kunden für 2026 geplant. Das Unternehmen unter Leitung des früheren Airbus-Managers Klaus Roewe beschäftigt gut 1000 Mitarbeiter und hat rund 700 Fest- und Vorbestellungen aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und anderen Ländern.
Bereits 1,5 Milliarden Euro investiert
Kunden und Investoren haben in das an der US-Börse Nasdaq gelistete Unternehmen bereits 1,5 Milliarden Euro investiert. Aber das anstehende Zulassungsverfahren und der Aufbau der Produktion hätten weitere große Summen gekostet. Allein im ersten Halbjahr 2024 hat Lilium fast 200 Millionen Euro ausgegeben.
Lilium-Chef Klaus Roewe hatte gesagt: „Die Anfangsinvestitionen sind einfach zu hoch, um rein privatwirtschaftlich gestemmt zu werden.“ Weltweit habe es kein einziges Flugzeugprogramm ohne staatliche Förderung zum Erfolg gebracht. China und die USA unterstützten die Entwicklung elektrischer Flugzeuge. Nach Unternehmensangaben hatte Frankreich Lilium erhebliche Förderung in Aussicht gestellt, wenn es einen Standort in Südwestfrankreich eröffnet.Flugtaxis im Einsatz 15-16
Mit Volocopter steckt ein zweites deutsches Unternehmen im Bereich dieser neuen Flugtechnologien ebenfalls in finanziellen Schwierigkeiten. Volocopter wollte die Olympischen Spiele in Paris in diesem Sommer nutzen, um die innovative Art der Fortbewegung vorzustellen. Das Unternehmen erhielt letztlich aber keine Genehmigung.