Um die vielen kahlen Flächen in Hessens Wäldern wieder mit Leben zu füllen, sind bereits millionenfach junge Bäumchen gepflanzt worden. Nach wie vor ist dafür auch ehrenamtliches Engagement gefragt.
In Hessens Wäldern wird diesen Herbst weiter aufgeforstet. „Die Notwendigkeit, in großem Umfang zu pflanzen, wird auch in Zukunft anhalten“, teilte der Landesbetrieb Hessen Forst in Kassel auf dpa-Anfrage mit. Neben der Wiederbewaldung der Schadflächen betreffe das auch Waldflächen, die zwar noch intakt, aber vom Klimawandel gefährdet seien. Vor allem in überwiegend reine Fichten-, Kiefern- und auch Buchenbestände müssten trockenheitstolerante Arten gepflanzt werden. „Dadurch sollen klimastabile Mischbestände entwickelt werden.“ Durch intensive Hitze- und Dürreperioden in den zurückliegenden Jahren hatte Hessens Wald stark gelitten, es bildeten sich viele Freiflächen.
2023 waren allein im hessischen Staatswald rund 3,9 Millionen Bäume gepflanzt worden. „Aufgrund günstiger Witterungsverhältnisse mit regelmäßigen Niederschlägen ist der Anwuchserfolg überwiegend gut und insgesamt deutlich besser als in den vorangegangenen Jahren“, erläuterte Hessen Forst. Dieses Jahr wurden bisher etwa 2,2 Millionen Bäume im Staatswald gepflanzt. Die Herbstpflanzperiode hat jedoch erst begonnen, sodass bis Jahresende noch einige hinzukommen werden.
Esskastanien, Zedern und Baumhasel unter Neuanpflanzungen
„Bei der Baumartenwahl orientierten wir uns an wissenschaftlichen Empfehlungen und setzen auf eine breite Mischung aus Laub- und Nadelbäumen“, erläuterte Hessen Forst. So kämen unter anderem heimische Eichen, Tannen und Lärchen, aber auch eingeführte Arten wie Douglasie, Küstentanne und Roteiche zum Einsatz.
Zukünftig sollen in begrenztem Umfang zusätzlich Baumarten wie die Esskastanie, Zeder, Baumhasel und Schwarzkiefer als Beimischung gepflanzt werden. „Sie kommen in Regionen mit heute schon warm-trockenem Klima vor, sind also an die bei uns zukünftig erwarteten Bedingungen gut angepasst“, erklärten die Experten.
Das gesellschaftliche Interesse, die Wiederbewaldung aktiv bei ehrenamtlichen Pflanz- und Pflegeaktionen zu unterstützen, sei weiterhin vorhanden. Nach den Beobachtungen von Hessen Forst erreiche es jedoch nicht den Umfang der Vorjahre. Es sei ein gewisses Abflauen des Trends zu erkennen.
„Wiederbewaldung ist eine riesige Aufgabe für die nächsten Jahre und Generationen, die wir alle nur gemeinsam schaffen werden“, betonte Brigitta Brüning-Bibo vom Projekt Herzenswald des Vereins Feldberginitiative im Taunus. Über das Projekt seien seit April 2021 rund 30.000 Bäume „eingebuddelt“ worden.
„Die Bereitschaft von Menschen, sich privat für den Wald einzusetzen, ist erfreulicherweise immer noch sehr hoch“, sagte Brüning-Bibo. Nach wie vor würden Baumpatenschaften gern verschenkt oder Menschen wünschten sich von ihren Gästen zum Geburtstag Baumspenden statt Geschenke. Bei „Green Days“ von Unternehmen setzten sich verschiedene Teams von Kolleginnen und Kollegen für den Wald ein.
Da es mit der Aufforstung nicht getan sei, sollte die Pflege der jungen Bäumchen bei ehrenamtlichen Aktionen mehr in den Fokus gerückt werden, ergänzte Brüning-Bibo. „Fakt ist, dass Pflanzaktionen etwas beliebter sind als Waldpflegeaktionen wie beispielsweise das Schneiden von Begleitvegetation.“
Gefährdet seien jungen Bäume auch, wenn sie von Rot- und Rehwild angeknabbert würden. „Deshalb haben wir uns dazu entschieden, alle neu gepflanzten Bäumchen mit einem Einzelschutz auszustatten“, erläuterte Brüning-Bibo. Dieser Schutz müsse einmal im Jahr kontrolliert werden.
Menschen packen eher projektbezogen mit an
Die Herzenswald-Initiative hat das Projekt „Werde ein Baumretter“ gestartet – wo es speziell um die dauerhafte Pflege von jungen Bäumen geht. Gute Erfahrungen habe man mit Einzelschutz aus einheimischen Hölzern gemacht, der nach einigen Jahren verrotte. Momentan sei die Spendenbereitschaft der Menschen für den Wald zwar noch sehr hoch, sagte Brüning-Bibo. „Es bleibt abzuwarten, ob die wirtschaftliche Situation in Deutschland eine Auswirkung auf das Engagement haben wird.“
Die tatkräftige Unterstützung sei eher schlecht planbar, da Menschen – besonderes jüngere – sich nicht mehr dauerhaft in einem Verein engagieren wollten oder aus zeitlichen Gründen könnten. Sie seien aber bereit, sich projektbezogen einzusetzen.