Viele Chefs pochen darauf, dass ihre Mitarbeiter das Homeoffice wieder gegen das Büro eintauschen. Das gelingt nicht überall gleich gut. Eine Studie zeigt: In Köln und Leipzig gehen viele wieder ins Büro, in anderen deutschen Städten eher weniger.
Wer geht wieder ins Büro, wie oft und an welchen Tagen? Diese Frage beschäftigt Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, die gerade angestrengt austarieren, ob ein Recht auf Homeoffice besteht und ob die Präsenz im Unternehmen eher Pflicht oder Kür ist.
Einheitliche Richtlinien gibt es nicht. Viele Unternehmen verschärfen ihre Präsenzregeln und setzen diese mehr oder weniger streng durch. Kontrolliert und sanktioniert wird die Anwesenheit in der Regel offiziell nicht. Daten und Fakten zur Präsenzkultur sind somit rar. Umso interessanter sind Informationen, die von Software zur Raum- und Arbeitsplatzbuchung gesammelt wird, die viele Unternehmen mittlerweile einsetzen.
Das Schweizer Startup Deskbird bietet solche Buchungstools an, die in vielen Unternehmen genutzt werden, und hat erstmals Daten zum Arbeitsverhalten der Deutschen analysiert. Die Ergebnisse dieses „Desk Sharing Index Germany“ konnte Capital exklusiv vorab einsehen. Deskbird hat dafür Buchungen von mehr als 16.000 Nutzern in den acht größten deutschen Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf und Leipzig) ausgewertet. Damit nicht einzelne große Konzerne das Bild dominieren, wurden in jeder Stadt zwischen fünf und zwölf Unternehmen mit 500 bis 5000 Mitarbeitern ausgewertet. Insgesamt flossen Daten aus mehr als 850.000 Schreibtischbuchungen in 123 kleinen, mittelgroßen und großen Unternehmen ein. Im selben Zeitraum von Anfang September 2023 bis Ende Februar 2024 wurden zum Vergleich noch die Daten von 3000 Nutzer in Zürich, Wien und Paris analysiert.
Mittwochs im Office, freitags im Homeoffice
Um es gleich vorwegzunehmen: Am Freitag sind tatsächlich viele Büros deutlich leerer als an anderen Tagen. Da liegt die durchschnittliche Auslastung in allen acht deutschen Städten nur bei knapp 46 Prozent. Der beliebteste Bürotag ist der Mittwoch mit einer Auslastung von 68 Prozent, gefolgt von Dienstag (67 Prozent) und Donnerstag (66,5 Prozent).
Die Daten zeigen lokale Unterschiede: Demnach zeigen die Menschen in Leipzig sich durchschnittlich zu 71 Prozent im Büro (vor allem donnerstags und sogar freitags), in Köln zu 70 Prozent (vor allem dienstags und mittwochs) und in Stuttgart (vor allem montags) zu 66 Prozent. Die Bankenstadt Frankfurt kommt nur auf einen Durchschnitt von 48 Prozent Büropräsenz.
Insgesamt kommen die deutschen Arbeitnehmer dem „Desk Sharing Index Germany“ zufolge an zwei bis drei Tagen pro Woche ins Büro. Das war zuvor auch das Ergebnis anderer Studie wie dem „Slack Intergenerational Collaboration Survey“.
In Zürich sind die Büros voll
Im internationalen Vergleich können die Deutschen allerdings nicht mithalten. Die Pariser sind laut Deskbird montags bis donnerstags immer zu mindestens 70 Prozent im Büro anwesend, ähnlich sieht es in Wien aus. Getoppt wird das nur in Zürich: Dort ist die Büropräsenz am Dienstag mit 99 Prozent und am Mittwoch mit 97 Prozent besonders hoch.
Der Standort allein wird allerdings nicht das entscheidende Kriterium für die Büropräsenz sein. Ausschlaggebend sind sicherlich auch Faktoren wie Arbeitsatmosphäre und Unternehmenskultur. Und dafür kann auch die Aufschlüsselung nach Firmengröße aufschlussreich sein. Die Deskbird-Daten zeigen, dass die Auslastung der Schreibtische in deutschen Büros mit der Unternehmensgröße sinkt. In kleinen Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern sind die Arbeitsplätze zu 38 Prozent ausgelastet. Große Unternehmen ab 1500 Mitarbeiter kommen dagegen nur auf eine Auslastung von 30 Prozent. „In kleineren Unternehmen geht es oft noch familiärer zu und Silos sind seltener, sodass die Mitarbeitenden die Zusammenarbeit vor Ort besonders schätzen“, sagt Deskbird- Gründer und CEO Ivan Cossu.