Noch hegt die sogenannte Agroforstwirtschaft in Deutschland ein Nischendasein. Doch laut einem Experten deutet sich ein Wandel an.
Landwirte setzen nach Einschätzung eines Experten vermehrt auf Bäume auf ihren Ackerflächen. „Man merkt, dass ein Umdenken stattfindet. Durch die zunehmenden Klimaänderungen steigt der Druck, etwas zu tun, weil der Ertrag abnimmt“, sagte der Forstwissenschaftler und Chef des Deutschen Fachverbands für Agroforstwissenschaft, Christian Böhm, in Weimar. Die Gehölze sorgten unter anderem für Windschutz und verhinderten Bodenerosion. Auch die Biodiversität werde gefördert.
Offiziell werde nicht erhoben, wie viel Agroforstflächen derzeit in Deutschland bewirtschaftet werden, sagte er weiter. Schätzungen des Verbands gingen von 300 bis 400 Hektar aus. „Wir befinden uns immer noch in einer absoluten Nische.“ Bei der Agroforstwirtschaft werden Obst- oder Nussbäume, aber auch Bäume für Bau- oder Industrieholz an Feldern gepflanzt und damit Ackerbau und Forstwirtschaft kombiniert.
Investitionskosten sind hoch
Viele Betriebe scheuten bislang den Einstieg in die Agroforstwirtschaft, weil die Investitionskosten hoch seien und sich viele Bäume erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten rechneten, sagte Böhm weiter. Hier brauche es eine Investitionsförderung. Derzeit gebe es die nur in vier Bundesländern und sie sei sehr bürokratisch. Außerdem sei es sinnvoll, die Speicherung von Kohlenstoffdioxid in den Bäumen zu honorieren.
Künftig will der Verband mit einem Netzwerk aus Agroforstflächen und unterstützt vom Bundeslandwirtschaftsministerium mehr Aufmerksamkeit für das Thema schaffen. Es gehe um Hunderte Hektar Flächen in zehn Bundesländern, hieß es anlässlich der Projektvorstellung in Weimar. Davon sollen etwa zwei Drittel im Rahmen des Projekts neu angelegt werden, sagte Böhm.