Royaler Besuch: Senatorin in Australien stört Besuch von König Charles

König Charles und Ehefrau Camilla haben in Australien einen vollen Terminkalender. In der Hauptstadt Canberra gibt es erst einen herzlichen Empfang – und dann einen Eklat.

Im australischen Parlament ist es am Ende der Rede von König Charles III. zu einem Eklat gekommen. Die indigene Senatorin Lidia Thorpe, die sich schon beim Klang der Nationalhymne des Vereinigten Königreichs „God Save the King“ demonstrativ umgedreht und dem Haus den Rücken zugewandt hatte, machte ihrem Ärger über den Regenten deutlich Luft. „Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!“, rief die Politikerin laut in den Saal. Bevor sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurde, forderte sie noch: „Geben Sie uns unser Land zurück, geben Sie uns zurück, was Sie unserem Volk gestohlen haben!“.

Australien war mehr als 100 Jahre lang britische Kolonie. In dieser Zeit wurden tausende indigene Australier getötet und ganze Gemeinschaften vertrieben. Das Land wurde im Jahr 1901 unabhängig, vollzog jedoch nie den Schritt zu einer Republik. Der britische König Charles ist somit das australische Staatsoberhaupt.18: Sydney begrüßt sie mit Regen und Illumination – spoton_article_1077787

Thorpe warf den europäischen Siedlern in ihrer fast einminütigen Tirade „Völkermord“ an den indigenen Völkern Australiens vor. Die Senatorin ist für ihre strikte Ablehnung der Monarchie bekannt. Als sie 2022 als Mitglied des Senats vereidigt wurde, ballte sie die Faust und schwor widerwillig, Königin Elizabeth II. zu dienen, die damals das Staatsoberhaupt war. „Ich, Lidia Thorpe, schwöre feierlich und aufrichtig, dass ich der kolonisierenden Königin Elisabeth II. treu und ergeben sein werde“, sagte Thorpe damals und wurde daraufhin von der Senatsvorsitzenden gerügt.

König Charles besucht Australien erstmals in neuer Rolle

Charles besucht das Commonwealth-Land bereits zum 17. Mal – allerdings erstmals als König. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein britischer Monarch dem Land einen Besuch abstattet. Vor Charles war nur dessen Mutter Queen Elizabeth II. als amtierende Königin dort gewesen.

Er und Königin Camilla trafen bereits am Freitag in Australien ein, das offizielle Programm begann aber erst am Sonntag mit einem Gottesdienst in Sydney – an dessen Rande es bereits kleinere Proteste gegen die Monarchie gab, die sich nun in der Hauptstadt Canberra fortsetzten. Abgesehen von grundsätzlichen Vorbehalten dagegen, dass der König weiterhin als Staatsoberhaupt einer parlamentarischen Demokratie am anderen Ende der Welt firmiert, fordern Vertreter der indigenen Australier Reparationen für Vertreibungen der Aborigines zu Zeiten als britische Kolonie. 

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Insgesamt standen für Charles und Camilla am Montag, dem zweiten offiziellen Tag ihrer Reise, 17 Termine an, wie der australische Sender ABC berichtete. So legte das Königspaar am Mittag (Ortszeit) einen Kranz am Australian War Memorial in Canberra nieder, mit dem das Land jener Soldaten gedenkt, die seit der Kolonialzeit bis heute in Konflikten auf der ganzen Welt gefallen sind. Danach folgte der Besuch im Parlament, wo beide von Premierminister Anthony Albanese empfangen wurden. „Seit Ihrem ersten Besuch im Jahr 1966 haben die Australier Sie in ihre Herzen geschlossen, so wie Sie uns in ihr Herz geschlossen haben“, sagte Albanese.

Für Charles ist es die erste Fernreise, seit er vor einigen Monaten eine Krebserkrankung öffentlich machte. Seine Behandlung hat er britischen Medien zufolge wegen des Besuchs unterbrochen. Am Mittwoch will das Paar zum Commonwealth-Gipfel in den pazifischen Inselstaat Samoa nordöstlich von Fidschi weiterreisen. Dem Staatenbund gehören vor allem frühere britische Kolonien an.