In diesem „Tatort“ spielt Ulrich Tukur gleich zwei Rollen: Er ist Felix Murot und Kommissar Rother, der im Jahr 1944 den Mord an einem britischen Piloten aufklären soll.
Worum geht’s in diesem „Tatort“?
Die Rahmenhandlung dieser Folge spielt in der Gegenwart: Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) und seine Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) erwarten am Frankfurter Flughafen die Ankunft einer Maschine aus Südamerika. Darin befindet sich der gesuchte Kriegsverbrecher Hagen von Strelow, dem in Deutschland der Prozess gemacht werden soll.
Dann springt die Handlung ins Jahr 1944: Der junge von Strelow (Ludwig Simon) assistiert in einem kleinen Dorf Kommissar Rother (Ulrich Tukur) bei einer Mordermittlung. Der Fall dreht sich um einen britischen Piloten, der brisante Dokumente bei sich trug, die Details über die von den Alliierten geplante Landung in der Normandie verraten. Im Laufe der Untersuchung kommen von Strelow Zweifel, ob Rother wirklich im Interesse des NS-Regimes handelt – oder ob er verhindern will, dass die Unterlagen in die Hände der Nazis fallen.
Warum lohnt sich „Murot und das 1000-jährige Reich“?
Dieser „Tatort“ lässt mit viel Liebe zum Detail die 1940er Jahre auferstehen: Als Kulisse dienten Fachwerkhäuser im Freilichtmuseum Hessenpark, dazu wurden historische Kostüme und Autos organisiert, um einen möglichst authentischen Eindruck vom Leben in dieser Zeit zu vermitteln. Der Film zeigt auch, wie sehr das NS-Regime die Menschen deformiert, wie ein Klima der Angst dazu führt, dass sich niemand mehr traut, frei zu sprechen. Das sollten sich alle die anschauen, die aktuell auf den Marktplätzen oder in den sozialen Medien hunderttausendfach von einer Meinungsdiktatur fabulieren, in der wir angeblich gerade leben.
Was stört?
Seit seinem ersten Einsatz zeichnen sich die Fälle von Felix Murot durch eine starke Faszination für die 1930er- und 1940er-Jahre aus. Angefangen von „Wie einst Lilly“, in dem Lale Andersens Weltkriegshit „Lili Marleen“ eine Rolle spielte, bis hin zur letzten Folge „Murot und das Paradies“, wo der Kommissar in Wehrmachtsuniform zu sehen war – die „dunklen Jahre“ der deutschen Geschichte waren immer im Hintergrund präsent. Mal mehr, mal weniger deutlich. Diesmal ist gleich die ganze Handlung in jene Zeit verlegt worden. Das ist einerseits konsequent.
Andererseits fällt „Murot und das 1000-jährige Reich“ im Vergleich zu den meisten seiner Vorgänger-Filme ab: Die waren zumeist waghalsige Krimi-Experimente, die lustvoll mit Genres spielten und kunstvolle Zeitschleifen drehten. Der aktuelle Fall ist dagegen vergleichsweise bieder geraten: Es ist ein schlichter Film im Film, ohne jede besondere Raffinesse. Was noch schwerer wiegt: In der Rahmenhandlung wird von Strelow zwar als Kriegsverbrecher bezeichnet, doch das geben die im Film gezeigten Taten gar nicht her. So bleibt am Ende vieles nicht ganz durchdacht.
Die Kommissare?
Felix Murot und Magda Wächter sind im Laufe der 90 Minuten nur sehr kurz zu sehen. Die beiden Schauspieler dafür umso mehr: Sowohl Ulrich Tukur als auch Barbara Philipp treten beide in Doppelrollen auf: Tukur gibt auch im Jahr 1944 den Kommissar, seine Kollegin spielt in der Vergangenheit dagegen eine untergetauchte Jüdin. Was der tiefere Sinn dieser Besetzung ist? Das hat sich dem Rezensenten nicht erschlossen.
Ein- oder ausschalten?
Diesen „Tatort“ können Sie getrost auslassen. Wenn Sie einen vergnüglichen Abend verbringen wollen, schalten Sie lieber Sat.1 ein: da läuft „Fuck ju Göhte“.
Felix Murot und Magda Wächter ermittelten auch in diesen Fällen:
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