Harry Kane ballert die Münchner nach der kleinen Sieg-Krise wieder zu einem Dreier. Vor dem Mega-Duell mit Lewandowski beendet er per Hattrick die Minuten-Zählerei. Unruhe gibt’s um den Bayern-Boss.
Nach seiner lupenreinen Hattrick-Show und dem Ende der Mini-Flaute beschenkte Harry Kane liebend gerne den Nachwuchs. Söhnchen Louis durfte sich am Morgen nach dem 4:0 über den Spielball als Trophäe für das erste Tor-Kunststück dieser Art beim FC Bayern seit dem von Robert Lewandowski im Jahr 2015 freuen. „Louis ist drei Jahre alt und er liebt Fußball“, sagte der lächelnde Kane über das zweitjüngste seiner vier Kinder. „Er denkt, dass ich in jedem Spiel so gut spiele und deswegen lastet ein enormer Druck auf mir.“
Im Südgipfel gegen den VfB Stuttgart stoppte Kane die lästige und für ihn ungewöhnliche Minuten-Zählerei nach vier Spielen ohne Tor in Club und Nationalteam. Der 31-Jährige führte die Münchner nach drei sieglosen Pflichtspielen wieder zu einem Dreier. Rechtzeitig vor dem Superstürmer-Duell mit Bayern-Vorgänger Robert Lewandowski vom FC Barcelona am Mittwoch ist er in Torlaune. Der Pole war beim deutschen Fußball-Rekordmeister in der Liga übrigens der Letzte, der bei seinen fünf Treffern gegen den VfL Wolfsburg (5:1) vor neun Jahren einen lupenreinen Hattrick zelebriert hatte.
Fußball-Jahr für verletzten Nationalspieler Pavlovic beendet
„Robert ist ein fantastischer Stürmer“, sagte Kane. „Als Nummer neun will ich gegen die besten Spieler spielen. Das wird ein großes Spiel.“ Nicht den Charterflieger nach Katalonien wird am Dienstag Nationalspieler Aleksandar Pavlovic besteigen. Für den Mittelfeldakteur ist das Fußball-Jahr, in dem neben reizvollen Bayern-Aufgaben zwei weitere Nations-League-Partien mit der DFB-Auswahl anstehen, wegen eines Schlüsselbeinbruchs vorzeitig beendet.
Der 20-Jährige muss voraussichtlich zehn bis zwölf Wochen pausieren. „Der Ausfall ist bitter. Pavlovic war einer unserer besten Spieler im Moment“, sagte Trainer Vincent Kompany. „Aber er wird noch eine Topsaison haben und eine Topkarriere machen.“ Erstmal ist Pavlovics Pech die große Chance für den rund 50 Millionen Euro teuren Zugang João Palhinha. „Lasst uns weiterarbeiten, um große Dinge zu erreichen“, sagte der portugiesische Nationalspieler.
Wirbel um Bayern-Boss
Neben der Verletzung von Pavlovic drückte auch der Wirbel um Vorstandschef Jan-Christian Dreesen auf die Stimmung. Der 57-Jährige muss um seine Zukunft als Bayern-Boss bangen. In einer Aufsichtsratssitzung am 11. November könnte eine Entscheidung fallen. „Ich bin schon gefragt worden, ob uns das irgendwie beeinflusst hat. Das kann ich mit einem klaren Nein beantworten“, sagte Sportvorstand Max Eberl. Er verfolgte den erst etwas zähen, dann höchst unterhaltsamen Südgipfel neben Dreesen von der Ehrentribüne aus.
„Man kann nicht dauernd ein, wie Vinnie sagt, Oktoberfest-Spiel haben, wo alles eben nur Action ist. Wir wussten auch, dass wir unsere Resultate erzielen wollen, erzielen müssen“, sagte Eberl. Bei Kane hatte er keine Zweifel. „Die Torlos-Minuten wurden dann gezählt, aber Harry hat die beste Antwort gegeben mit dem Hattrick. Dass er Tore schießen kann, beweist er jede Saison seit einiger Zeit.“
„Sorry, Bro“
In der Bundesliga bejubelte Kane fünf Doppel- und nun sechs Dreierpacks. In der Champions League traf er als Bayern-Profi zweimal doppelt und beim 9:2 gegen Dinamo Zagreb zum Start in diese Königsklassen-Spielzeit gleich vierfach. Bälle, die sich Kane nach Tor-Festen als Souvenir mit nach Hause nimmt, gibt es mittlerweile in Kanes Villa für die vier Kinder genug. Seine Teamkollegen hätten sicher bald keine Lust mehr, Spielbälle zu signieren, scherzte Kane. Aber es sei schön, ein weiteres Andenken zu haben. „Hör auf, gegen uns zu treffen“, sagte der vorbeigehende VfB-Nationalstürmer Deniz Undav. „Sorry, Bro“, entgegnete Kane.
In drei Spielen gegen den VfB traf Kane nun sechsmal – gegen keinen anderen Verein war er so erfolgreich. Einem platzierten Distanzschuss (57. Minute) ließ Kane aus dem Gewühl heraus in Torjägermanier das 2:0 folgen (61.). Per Abstauber legte er gegen Bayern-Leihspieler Alexander Nübel im Tor der Schwaben nach (80.). Insgesamt zielte Kane zehnmal auf das Stuttgarter Tor und hätte bei dieser persönlichen Bundesliga-Bestmarke noch öfter treffen können. Kingsley Coman sorgte für den Endstand (89.) beim ersten Bayern-Sieg seit einem Monat.
„Es ist wichtig, dass man auch belohnt wird. Man sitzt sonst schon in der Kabine und denkt: Jetzt wieder ein gutes Spiel und wieder nicht gewonnen“, sagte Joshua Kimmich nach seinem 400. Bayern-Pflichtspiel. „Am Ende ist der Fußball ein Ergebnissport und wir hatten nur zwei Punkte aus den letzten drei Spielen.“ In der Kabine tanzte auch Jamal Musiala laut Eberl mit und könnte in Barcelona nach Hüftproblemen dabei sein.
Kane vs. Lewandowski
Dass Kane sich eindrucksvoll für Lewandowski warmschoss, überraschte keinen. „Er ist immer hungrig, das spürst du auch im Training. Harry hat wie in den letzten Spielen hart für die Mannschaft gearbeitet“, sagte Kompany. „Er wird immer Tore schießen, ich habe das schon seine ganze Karriere erlebt. Das wird sich nicht ändern.“ Wie bei Lewandowski, der die Saison mit Barça ebenfalls torreich begonnen hat. „Harry und Levy kann man, glaube ich, gar nicht so sehr vergleichen“, sagte Kimmich. „Beide helfen, mit ihrer Art und Weise Fußball zu spielen, extrem ihrer Mannschaft.“