Der nordrhein-westfälische Unternehmerpräsident Arndt Kirchhoff hält die Debatte um kürzere Arbeitszeiten für „völlig grotesk“. „Wir werden uns vielmehr an den Gedanken gewöhnen müssen, eher mehr und auf die Lebensarbeitszeit bezogen auch länger zu arbeiten“, schreibt der Präsident des Arbeitgeberverbandes Unternehmer NRW in einem Gastbeitrag der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe). „Es ist eine gefährliche Illusion zu glauben, dass Wohlstand ohne Anstrengung und Leistung möglich ist“, macht er klar. Das sei kein Selbstzweck, sondern unter anderem die unabdingbare Grundlage für einen wehrhaften Staat, einen leistungsfähigen Sozialstaat sowie die „Zukunftssicherung von Millionen von Arbeitsplätzen“.
Gleichzeitig übt Kirchhoff in seinem Beitrag scharfe Kritik an der Politik – der aktuellen, wie die der vorangegangenen Jahre. Das Land „sei in einer schlechten Verfassung“. Die Regierung habe keine Strategie. Er vermisst etwa Konzepte zur Stärkung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit oder Maßnahmen zur Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung.
Es sei jahrelang zu wenig in die Zukunft des Landes investiert worden. „Während der Sozialstaat kontinuierlich ausgebaut wurde, hat die Politik bei der vorsorgenden Instandhaltung massiv gespart“, so Kirchhoff. Verkehrswege und öffentliche Einrichtungen wie Schulen seien „immer öfter in einem besorgniserregenden Zustand“, überbordende Bürokratie lähme die Entwicklung im Land, die Digitalisierung des Staates komme kaum voran.