Frankfurter Buchmesse: Savianos „Rache“ auf der Buchmesse

Ehrengast Italien nahm den regierungskritischen Autor Roberto Saviano nicht mit in seine offizielle Delegation zur Buchmesse. Er kam trotzdem – und bekräftigt seine Kritik an der rechten Regierung.

Der italienische Autor Roberto Saviano („Falcone“) hat auf der Frankfurter Buchmesse Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Italien beklagt. „Für mich ist es wie eine Rache („Vendetta“), hier zu sein“, sagte Saviano. Der Autor des millionenfach verkauften Mafia-Enthüllungsbuchs „Gomorrha“ war nicht Teil der offiziellen Delegation von Ehrengast Italien, kam aber unter anderem auf Einladung seines Verlages nach Frankfurt. 

Dissidenten gebe es in einer Demokratie nicht

Persönliche Angriffe durch rechte Medien und Politiker seien in Italien auf der Tagesordnung, sagte Saviano. Die rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni habe ihn persönlich diffamiert. Sie habe ihm vorgeworfen, sich an seinen Büchern über die Mafia zu bereichern. „Wenn ein politisches Oberhaupt so etwas sagt, dann wird die Person, über die das gesagt wird, nicht mehr zu Festivals eingeladen, dann haben die Verleger Angst, sie zu verlegen.“

Der 45-Jährige sagte auch: „Du bist Dissident, wenn deine politische Position dazu führt, dass du Probleme hast, dass deine Familie Probleme hat, dass du finanzielle Schwierigkeiten hast.“ Dies passiere in einer Demokratie eigentlich nicht. „In Italien ist es für einige von uns jetzt schon so.“

Kontroverse um italienische Delegation

Saviano zog auf der Buchmesse viele Besucher an. Er sprach bei einem Panel von PEN Berlin zum Thema „Schreiben in illiberalen Zeiten“. Auch Auftritte auf der Literaturbühne von ZDF, ARD und 3sat und der „Süddeutschen Zeitung“ sorgten für regen Andrang. Seit der Veröffentlichung von „Gomorrha“ im Jahr 2006 erhält Saviano Todesdrohungen und steht unter Polizeischutz.

Vor der Eröffnung der Buchmesse war es zwischen italienischen Autoren und Vertretern der Regierung zum offenen Streit gekommen, wer Teil der offiziellen Delegation sein dürfe. Der Regierung wurde vorgeworfen, regierungskritische Stimmen von der Buchmesse auszuschließen. Im Mittelpunkt der Kontroverse stand Saviano, der als einer der vehementesten Kritiker von Meloni gilt.