„Die Holzköppe“ aus Osthessen gehören zu den ältesten Marionettentheatern in Deutschland. In diesem Jahr feiert die Bühne ihren 100. Geburtstag.
Es gibt nicht mehr viele Marionettentheater wie die „Holzköppe“ aus Osthessen, die sich über Generationen als Familienunternehmen haben behaupten können. Die Puppenbühne, die in Kassel gegründet wurde und über Jahrzehnte hinweg in Steinau (Main-Kinzig-Kreis) residierte, wird in diesem Jahr 100 Jahre alt und ist damit nach eigenen Angaben eines der ältesten familiengeführten Marionettentheater in Deutschland.
Beschwerliche Jahre als Wanderbühne ohne feste Spielstätte
Gefeiert wird das Jubiläum am 22. und 23. Oktober mit einem Empfang und einem ganzen Tag „Marionettentheater am Stück“ in Bad Soden-Salmünster. Bei den Aufführungen der „Holzköppe“ sitzen nach Angaben des Ensembles inzwischen viele Großeltern mit ihren Enkeln im Publikum und schauen sich die Stücke an, die sie früher als Kind selbst gesehen haben. Nach einigen beschwerlichen Jahren, in denen die „Holzköppe“ ohne feste Spielstätte als Reisebühne unterwegs gewesen sind, will das Theater möglichst bald wieder einen festen Sitz haben.
Marionettentheater ist nach Angaben des Verbands Deutscher Puppentheater (VDP) eine Kunstform, die auch heute noch die Menschen in ihren Bann schlägt. „Deshalb behält Puppentheater in all seiner Vielfältigkeit auch im Zeitalter von digitalen Medien seinen Reiz für Kinder wie auch Erwachsene“, sagt Kora Tscherning von der VDP-Geschäftsstelle in Berlin.
Zehn reine Marionettentheater in Deutschland
Als reine Marionettentheater bestehen in Deutschland neben den „Holzköppen“ das „Düsseldorfer Marionettentheater“, die „Lindauer Marionettenoper“, die „Schwabacher Marionettenbühne“, die „PendelMarionetten“, das „Tölzer Marionettentheater“, das „Marionettentheater Mirakel“, das „Traditionellen Marionettentheater Dombrowsky“, das „Marionettentheater Bille“ und die „Augsburger Puppenkiste“. Die letzten drei genannten Bühnen sind nach Verbandsangaben ebenso wie die „Holzköppe“ Familienbetriebe. Darüber hinaus gebe es viele weitere Bühnen, die Marionetteninszenierungen anböten oder Marionetten als ein Element von Inszenierungen verwendeten.
Laut einer Branchenumfrage des VDP zur Situation der Puppen-, Figuren- und Objekttheater liegen die Jahresumsätze der allermeisten Betriebe bei unter 100.000 Euro. Dem ständen Betriebsausgaben von teils bis zu 50.000 Euro entgegen. „Daraus lässt sich ablesen, dass Kulturschaffende dieses Genres nicht viel Luft haben, wenn Personalkosten, Fahrtkosten und Mieten steigen“, sagt Tscherning.
„Kultureller Mehrwert“ auf dem Land
Die Unterstützung der Bühnen durch öffentliche Kulturfördermittel lässt laut VDP zu wünschen übrig. „Mit minimaler Unterstützung wird für die Gesellschaft maximaler kultureller Mehrwert geschaffen“, sagt Tscherning. „Und das häufig in ländlichen Räumen und mit niederschwelligen Angeboten.“