Die Investitionspläne bayerischer Unternehmen sinken auf einen Tiefstand, jeder vierte Industriebetrieb plant Stellenabbau. Warum gibt es trotz Zinssenkung keine Anzeichen für eine Trendwende?
In der bayerischen Industrie ist nach einer Umfrage kein Aufschwung in Sicht. Der Konjunkturindex des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) ist auf 99 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Herbst 2022 gefallen, als das Ende der russischen Gaslieferungen für steigende Energiepreise und Verunsicherung sorgte.
„Der Gegenwind für die bayerische Wirtschaft wird immer kräftiger“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Die Industrie rutscht immer mehr in eine Strukturkrise. Nach den Worten von BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz keimt trotz Zinswende, rückläufiger Inflation und gesunkener Energiepreise nirgendwo Zuversicht auf. Das unterstreiche, „wie viel Gegenwind unsere hausgemachten wirtschaftspolitischen Probleme produzieren.“
An der BIHK-Konjunkturumfrage nahmen 3.300 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen teil. Sie bewerten ihre Geschäftslage querbeet wesentlich schlechter als im Frühjahr. Der Saldowert sinkt auf 9 Punkte und erreicht damit – abgesehen vom Höhepunkt der Corona-Krise – seinen niedrigsten Stand seit 2010. Die Erwartungen sind abgekühlt und sinken auf minus 10 Punkte. „Die Beschäftigungspläne der Unternehmen zeigen an, dass die Arbeitslosigkeit in Bayern und bundesweit ansteigen wird“, sagt Gößl.
Alle Branchen befürchten weitere Rückschläge
In den kommenden zwölf Monaten erwarten alle Branchen weitere Rückschläge. Das spiegelt sich in den Investitions- und Beschäftigungsplänen wider. Per Saldo sinken die geplanten Inlandsinvestitionen auf den niedrigsten Wert seit 2022. Jedes vierte Industrieunternehmen will seine Belegschaft verringern. Die Beschäftigungspläne sinken auf den – abgesehen vom Höhepunkt der Corona-Pandemie – schlechtesten Wert seit 2010.
„Ausbleibende Impulse aus dem Auslandsgeschäft sowie mangelnder politischer Reformmut für eine Generalsanierung des Wirtschaftsstandorts lähmen Investitionen und Produktivitätsfortschritte in der gesamten Wirtschaft“, sagt Gößl. Verbrauchern fehle die Kauflaune, zumal sie im kommenden Jahr mit stark steigenden Sozialbeiträgen rechnen müssten.