Mit 31 Jahren ist Liam Payne gestorben. Vorher sei er anderen Hotelgästen mit „erratischem Verhalten“ aufgefallen. In der Vergangenheit sprach der Sänger offen über seine Probleme.
Liam Payne war gerade mal 17 Jahre alt, als er Mitglied der britischen Popband One Direction wurde. Der Aufstieg der fünf Jungs aus England war rasant und der Weltruhm überwältigend. Wie viele andere Superstars, die so früh auf der Erfolgswelle schwammen, hatte die enorme Aufmerksamkeit auch Folgen für Payne. Erst Jahre später begann Payne, offen über seine Dämonen zu sprechen.
Liam Payne ist tot: So sehr litt er während der Zeit mit One Direction
„Wenn ich rausging und dieses glückliche Lächeln aufsetzte und die Lieder sang, war es manchmal so, als ob ich eines dieser Kostüme anziehe und die Leute unter dem Kostüm nicht wirklich sehen, was vor sich geht“, sagte er 2017 der britischen Zeitung „The Sun“ über seine Konzerte mit One Direction. Nachdem die Band 2010 durch die Castingshow „X Factor“ entstand, folgte 2016 die Trennung. Die Nachricht, dass Payne, Harry Styles, Zayn Malik, Niall Horan und Louis Tomlinson in Zukunft getrennte Wege gehen würden, sorgte bei ihren jungen Fans für Trauer.
Ein Jahr vor der Trennung hätten sie einen Auftritt wegen Payne absagen müssen, erinnerte der sich 2017. „Leider habe ich eine schwere Zeit durchgemacht und habe mich ein bisschen zu sehr davon beeinflussen lassen“, sagte er. Zwei Jahre später offenbarte er, dass er unter Agoraphobie leide, also der Angst, gefangen an einem Ort zu sein und nicht entkommen zu können. Es gebe Tage, da verlasse er sein Haus nicht. Auch aus Angst davor, auf schreiende Fans zu treffen. „Leider passiert das jedem in dieser Branche. Ich denke, ab einem bestimmten Punkt muss man einfach so schnell wie möglich darüber hinwegkommen“, so Payne.
Er setzte eine Maske auf
Ebenfalls 2019 sprach er mit der australischen „Men’s Health“ über den Druck, in einer Band wie One Direction zu sein. „Wenn du Hunderte von Konzerten gibst und jeden Tag dieselben 22 Songs zur selben Zeit spielst, musst du da rausgehen, auch wenn du nicht glücklich bist“, erklärte er. „Es ist fast so, als würde man das Disney-Kostüm anziehen, bevor man auf die Bühne geht, und unter dem Disney-Kostüm war ich die meiste Zeit sauer, weil es keinen anderen Weg gab, um zu begreifen, was da vor sich ging. Ich meine, es hat Spaß gemacht. Wir hatten einen Riesenspaß, aber es gab bestimmte Stellen, an denen es einfach ein bisschen toxisch wurde“, sagte er. Er habe große Schwierigkeiten, nein zu sagen.
Immer wieder sprach Payne seine Depressionen an. „Es gibt Zeiten, in denen dieses Ausmaß an Einsamkeit und die Menschen, die jeden Tag auf dich eindreschen … das hat mich ein paar Mal fast umgebracht“, sagte er 2019 in einem Interview mit dem britischen Abenteurer Ant Middleton.
Während der Coronapandemie habe er Unterstützung von seinem Bandmitglied Louis Tomlinson erfahren, erzählte Payne später. „Für mich war es eine Zeit lang ziemlich düster, und ich bin sicher, dass viele Menschen diese Erfahrung gemacht haben“, sagte er 2021.
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Alkohol und Pillen
In dem Podcast „Diary of a CEO“ kam Payne im selben Jahr auch auf seinen Drogenmissbrauch zu sprechen. „Es gibt einige Dinge, über die ich definitiv nie gesprochen habe. Es war wirklich, wirklich, wirklich schlimm. Es war ein Problem“, sagte er. „Ich bin sehr gut darin, es zu verstecken. Keiner hätte es je gesehen“, so Payne.
Sein Alkoholproblem sei ihm besonders aufgefallen, als er Paparazzi-Fotos von sich mit schwer aufgedunsenem Gesicht gesehen habe. „Es gab ein paar Bilder von mir auf einem Boot, auf denen ich ganz aufgedunsen war, ich nenne es mein Pillen-und-Fusel-Gesicht. Mein Gesicht war zehn Mal größer als jetzt. Das Problem war, dass das Beste für unsere Sicherheit war, uns in unseren Zimmern einzuschließen, und was ist in einem Zimmer? Eine Minibar. Ich hatte also eine Party für eine Person, die sich scheinbar über Jahre hinzog. Es war wild, aber die einzige Möglichkeit, Frust abzubauen“, sagte er über seine Zeit in der Band und die Tatsache, dass die fünf Jungs sich vor ihren Fans teilweise in Hotelzimmer verbarrikadieren mussten.
Im Juli vergangenen Jahres erklärte Payne, er sei trocken. Danken müsse er dafür seiner Ex-Partnerin Cheryl Cole und ihrem gemeinsamen Sohn. „Es macht keinen Sinn, zu versuchen, ein Vater zu sein, wenn man nichts zu lehren hat, und ich glaube nicht, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt wirklich viel zu ihm zu sagen hatte, außer dass ich mich sehr um ihn kümmere und ihn sehr liebe, was natürlich das Wichtigste ist“, erklärte er.
Quellen: „The Sun“ / „Esquire Middle East“ / „Men’s Health“ / „Diary of a CEO“
Rat und Hilfe
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail oder Chat ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.