In Göttingen werden im Boden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet. Tausende Anwohner müssen ihre Häuser verlassen. Auch auf den Bahnverkehr hat das Auswirkungen.
Die geplante Bombenentschärfung in Göttingen ist angelaufen. Bis 6.00 Uhr mussten rund 11.000 Bewohnerinnen und Bewohner in der Weststadt ihre Häuser verlassen. Auf einem Platz in der Nähe des Bahnhofes werden im Boden drei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet, zwei Verdachtspunkte hatten sich am Vormittag bereits bestätigt, wie die Stadt in ihrem Liveblog mitteilte. Es handele sich jeweils um Zehn-Zentner-Bomben. Sie sollen kontrolliert gesprengt werden.
Für die betroffenen Anwohner wurden Notunterkünfte und Shuttlebus-Linien zum Verlassen des Gebietes eingerichtet. Sechs Menschen mussten nachträglich von der Polizei aus dem Gebiet evakuiert, teilte die Stadt Göttingen mit. Zuvor habe die Polizei mit einem Hubschrauber das Evakuierungsgebiet überflogen, um mithilfe einer Wärmebildkamera sicherzustellen, dass sich keine weiteren Personen im Gebiet befinden. Bei Verstößen drohe ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro.
Ausfälle und Umleitungen bei Bus und Bahn
Auch über Göttingen hinaus sind die Auswirkungen der Bombenentschärfung zu spüren. So kam es am Vormittag zeitweise zu Teilausfällen der Linie S5 zwischen Hameln und Hannover-Hauptbahnhof, wie die Betreibergesellschaft mitteilte. Mittlerweile sei die Strecke wieder freigegeben. Reisende müssten vereinzelt noch mit Verspätungen rechnen. Grund waren umgeleitete Güter- und Fernverkehrszüge wegen des gesperrten Bahnhofes Göttingen.
Fernverkehrszüge zwischen Hannover und Kassel fahren Göttingen nicht an und werden teilweise umgeleitet, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Nicht umgeleitete Züge halten an vorherigen Bahnhöfen. Die Lücke schließen Ersatzbusse mit Zwischenhalt in Göttingen. Das gilt ebenso für Regionalzüge. Auch im Nahverkehr innerhalb der Stadt und Region kommt es zu Einschränkungen. Wie bereits bei vorherigen Evakuierungen werden Busse entweder weiträumig umgeleitet oder fahren nur auf einem Teil ihrer eigentlichen Strecke.
Fast 700 Menschen im Einsatz
Die knapp 700 Einsatzkräfte mussten die Arbeiten nach Angaben der Stadt mehrfach unterbrechen. Unter anderem wegen Menschen im Sperrgebiet oder wegen eines Rettungseinsatzes am Rande des Sperrgebietes. Die vermuteten Bomben liegen nahe der S-Arena unweit des Bahnhofes in der Weststadt – der Heimspielstätte des Basketball-Bundesligisten BG Göttingen.
Seit einigen Jahren werden in der Göttinger Weststadt Bodenuntersuchungen vorgenommen, um nach Blindgängern zu suchen. Diese sogenannten Sondierungsarbeiten finden auf Grundlage ausgewerteter Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg statt. Mit Bohrungen und spezieller Messtechnik werden Verdachtspunkte genauer untersucht.