Thomas Gottschalk hat dem „Spiegel“ ein Interview gegeben. Darin spricht er über den Zeitgeist, den er nicht versteht. Einige Aussagen sorgen für Empörung.
Thomas Gottschalk hat mit einem neuen Interview angeeckt. Mal wieder müsste man sagen, denn seit einigen Jahren weiß der Moderator, wie er polarisieren muss, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Dem „Spiegel“ hat der 74-Jährige ein großes Interview gegeben. „Er äußert sich egozentrisch bis narzisstisch, rassistisch, sexistisch“, kritisiert eine Leserin bei X, vormals Twitter. Sie habe noch nie ein solch „verbittertes“ Interview gelesen. Bei Weitem nicht die einzige Reaktion in diese Richtung. Aber was hat Gottschalk überhaupt gesagt?
Thomas Gottschalk polarisiert
Das Gespräch mit der Zeitschrift beginnt direkt konfrontativ. Ob man sich einig sei, dass Gottschalk kein „cooler Alter“ sei, so die erste Frage. „Nein, sind wir nicht. Was cool ist, bestimmt nicht ihr“, erwidert Gottschalk. Er hadere aber immer wieder mit jungen Leuten, so der „Spiegel“. Daraufhin erklärt Gottschalk, er verstünde den Zeitgeist schlichtweg nicht. Dann kommt er – wie sollte es anders sein – auch auf das Gendern zu sprechen. „Zuschauende“ statt „Zuschauer“ zum Beispiel, warum solle er das sagen, fragt er sich. Gottschalk gibt aber auch zu, dass er verunsichert sei. „Ich war früher trittsicher, heute bin ich es nicht immer“, sagt er.
Angesprochen auf Clips, die zeigen, wie er in „Wetten, dass..?“-Shows weiblichen Gästen (Steffi Graf und den Spice Girls) ans Knie fasste, wird Gottschalk zickig. „Ich hatte kein sexuelles Interesse an den Spice Girls. Sie waren in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts bei mir zu Gast und haben auch an mir rumgezerrt. Außerdem haben die doch gesungen: ‚If You Wanna Be My Lover'“, rechtfertigt er sich. Und sagt weiter: „Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst. Wie ein Schauspieler, der im Film küsst, weil es im Drehbuch steht.“ In welchem „Wetten, dass..?“-Drehbuch stand, er müsse die Gäste anfassen, lässt er an dieser Stelle offen.
Rassistische Aussagen
Heute würde er das nicht mehr machen. So wie er auch keinen Aufzug betrete, wenn darin eine Frau stünde. „Was mache ich, wenn sie im zweiten Stock rausrennt und ruft ‚#MeToo, der hat mich angefasst‘?“, sagt er. Dass er mit dieser Aussage Übergriffe gegen Frauen klein rede, versteht Gottschalk augenscheinlich nicht. Er rede nur für sich selbst, nicht für andere Männer, sagt er.
Dann lässt sich Gottschalk über Frauen aus, die sich die Lippen machen und sagt, sie würden dies nur für „ihren Kerl“ machen. Später im Interview reproduziert Gottschalk Begriffe, die als rassistisch gelten und spricht über seinen eigenen Bedeutungsverlust. „Es betrübt mich nicht, wenn ich es auf weniger Follower bringe als die Katze von Karl Lagerfeld, das ist der Lauf der Dinge“, sagt Gottschalk.
Im Netz sorgen Gottschalks Aussagen für gemischte Reaktionen. „Finde nur ich das hochgradig bedenklich? Was soll so eine Aussage? Sexuelle Gewalt gegen Frauen als Witz um auf vermeintliche Überempfindlichkeit aufmerksam zu machen?“, moniert ein Nutzer bei X. „Nervig, peinlich, unwürdig“, so das eindeutige Urteil eines anderen.x
Medienjournalist Stefan Niggemeier sieht derweil Problematiken auf beiden Seiten. „Ich finde das Gottschalk-Interview traurig. Es ist kein munterer Schlagabtausch, sondern wirkt von beiden Seiten verbissen. Die Interviewer haben meist recht, aber warum soll man ihm die ganze Zeit Vorwürfe machen? Das ist doch nur ein früherer TV-Star“, schreibt er ebenfalls bei X.
Quellen: „Spiegel“ / X