Nach dem Durchzug des Hurrikans „Milton“ haben die Menschen in Florida am Freitag nach und nach damit begonnen, in ihre teils zerstörten Wohnorte zurückzukehren und sich einen Überblick über die Schäden für ihr Hab und Gut zu verschaffen. Fast 2,5 Millionen Millionen Haushalte und Geschäfte waren noch ohne Strom, einige Gebiete des Sonnenschein-Staates im Südosten der USA standen noch unter Wasser, wie AFP-Reporter berichteten. Mindestens 16 Menschen kamen durch „Milton“ ums Leben.
Die meisten Todesfälle wurden nach Angaben der US-Behörden offenbar nicht durch den „Hurrikan“ direkt verursacht, sondern durch die Tornados, die „Milton“ ausgelöst hatte, noch bevor er an Floridas Golfküste auf Land getroffen war. „Milton“ war in der Nacht zum Donnerstag von West nach Ost über Florida hinweggefegt.
Der Hurrikan riss Bäume und Stromleitungen um, Häuser wurden beschädigt oder zerstört. In der Stadt St. Petersburg deckte der Sturm das Dach eines Stadions ab. In den Tagen zuvor hatte höchste Alarmstufe geherrscht, die Behörden warnten vor einem Jahrhundertsturm mit absolut verheerenden Folgen.
„Der Sturm war erheblich, aber zum Glück ist das schlimmste Szenario nicht eingetreten“, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Nach neuen Angaben der Behörden wurden sechs Tote im Bezirk St. Lucie gezählt, vier im Bezirk Volusia, zwei in Pinellas sowie jeweils einer in vier weiteren Bezirken.
„Es war ziemlich beängstigend“, sagte Susan Stepp aus Fort Pierce, einer Stadt an Floridas Ostküste, wo vier Bewohner einer Seniorenwohnanlage durch einen Tornado getötet wurden. „Sie haben Tote draußen in einem Baum gefunden“, berichtete die 70-Jährige. „Ich wünschte, sie hätten sich in Sicherheit gebracht.“
Stepps Ehemann Bill sagte, der Tornado habe sein 22 Tonnen schweres Wohnmobil hochgehoben und durch den Garten geschleudert. Es sei „herzzerreißend“ zu sehen, wie viel Schaden entstanden sei und „dass alle Dinge, die man liebt, einfach weg sind“, sagte der 72-Jährige. „Aber es sind nur Dinge, und wir sind immer noch hier.“
Die Rettungs- und Bergungsarbeiten dauerten am Freitag noch an. Die Küstenwache berichtete von der spektakulären Rettung eines Bootskapitäns, der während des Sturms im Golf von Mexiko Schiffbruch erlitt und sich im Wasser an eine Kühlbox klammerte – und so überlebte. „Dieser Mann hat etwas überlebt, das selbst für den erfahrensten Seemann ein Alptraum-Szenario war“, teilte Dana Grady von der Küstenwache mit.
„Milton“ war auf der Halbinsel Siesta Key an der Westküste Floridas auf Land getroffen. Der 67-jährige Mark Horner kehrte wie viele andere der rund 5500 Bewohner inzwischen zurück, um sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen. „Es wurde gesagt, dass es besser war als befürchtet – aber wenn man sich die Lage etwas genauer ansieht, dann sieht man, dass es uns wirklich hart getroffen hat“, sagte er.
Die 72-jährige Kristin Joyce fotografierte in der Region entwurzelte Bäume und andere Sturmschäden. Der Hurrikan müsse mit Blick auf den Klimawandel „ein ernster Weckruf“ für die Menschen in den USA sein, sagte sie.
Eine am Freitag veröffentlichte Schnellanalyse der Forschungsinitiative World Weather Attribution (WWA) kam zu dem Ergebnis, dass bedingt durch den Klimawandel die Niederschläge von „Milton“ um 20 bis 30 Prozent und die Winde um zehn Prozent heftiger waren.
„Milton“ fegte nur zwei Wochen nach dem Sturm „Helene“ über Florida hinweg. „Helene“ war etwas nördlicher auf Land getroffen und dann durch mehrere Bundesstaaten im Südosten der USA gezogen. Mindestens 237 Menschen kamen durch den Sturm ums Leben, zahlreiche Gebäude wurden beschädigt oder komplett zerstört, weite Gebiete überschwemmt. „Helene“ war nach dem Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 der folgenschwerste Sturm in der Region seit 50 Jahren.