Eine 66-jährige Frau ist wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorsitzende Richter sprach von einer „durchaus auffälligen Persönlichkeit“.
„Die Angeklagte wollte wie eine Terroristin wirken. Das hat sie geschafft“, sagt die Staatsanwältin. Die Aussage gilt der Frau an der Anklagebank: 66 Jahre alt, die langen Haare liegen über der Schulter. Das Landgericht Aachen hat die Angeklagte zu zehn Jahren Haft wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung verurteilt. Die geständige Frau hatte in einem Krankenhaus mit mehr als 350 Betten an mehreren Stellen Feuer gelegt, sich in einem Büro verschanzt und einen gewaltigen Rettungseinsatz ausgelöst.
Die Angeklagte hatte am 4. März zuerst einen Brand in ihrer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Eschweiler gelegt, bei dem hoher Sachschaden entstand. Vier Bewohner konnten sich rechtzeitig retten. Mit dem Brand wollte die Frau den Hausmeister abstrafen, mit dem sie in Clinch lag. Dann fuhr die heute 66-Jährige mit dem Auto nach Aachen und legte an mehreren Stellen Feuer in dem Krankenhaus. Dort entstand ein Schaden von 30 Millionen Euro.
Wochenlange Planung und Vorbereitung
Die Tat habe die Frau wochenlang vorher vorbereitet, rekapitulierte der Vorsitzende Richter: Sie habe die Klinik ausgekundschaftet, eine täuschend echt aussehende Attrappe einer Sprengstoffweste genäht und sich eine Schreckschusswaffe besorgt. Grund für den Rachefeldzug sei ein allgemeiner Groll auf das Gesundheits- und Pflegewesen. Die 66-Jährige habe eine narzisstische Persönlichkeit. Sie behauptet, in der Aachener Klinik vor etwa 30 Jahren unter Narkose vergewaltigt worden zu sein. Für einen Aufenthalt in der Klinik gibt es aber keinerlei Belege. Der Vorsitzende Richter sprach von der angeblichen Vergewaltigung als „Wahnidee“.
„Lebensstil der Flower-Power-Generation“
Die bislang unbescholtene Frau sei eine „durchaus auffällige Persönlichkeit“, sagte er Vorsitzende Richter. Sie habe im Lebensstil der Flower-Power-Generation gelebt. Gutachter bescheinigten ihr eine narzisstische Persönlichkeit. Über ihren Werdegang hatte die 66-Jährige gesagt, sie habe früh die Schule verlassen und mit 13 angefangen, regelmäßig Cannabis zu rauchen und später seien Amphetamine dazugekommen. Sie sei Show-Tänzerin geworden, auf mehreren Kontinenten und auch im berühmten Moulin Rouge aufgetreten.
In dem Prozess hatte die Frau gesagt, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter in suizidaler Absicht gehandelt und vorher Drogen genommen habe. Sie habe von SEK-Polizisten erschossen werden wollen. Vor dem Krankenhaus waren Hunderte Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr aus der ganzen Region zusammengezogen. Eine lange Schlange verschiedenster Einsatzfahrzeuge war vorgefahren, um das Haus eventuell zu räumen. 38 Patienten und Beschäftigte waren schon evakuiert. Am Ende eines über sechs Stunden langen Einsatzes wurde die Frau von einem SEK-Beamten in Knöchel und Knie geschossen. Sie saß im Prozess im Rollstuhl.
Sicherungsverwahrung vorbehalten
In ihrem letzten Wort meinte sie, die Tat sei ein „riesiger Fehler“ gewesen. „Ich bin über mich selbst erstaunt, dass ich zu der Tat fähig war“. Das Gericht sprach den Vorbehalt einer späteren Sicherungsverwahrung aus.