Gaston Glock – ein Fabrikant von Gardinenstangen – entwickelte die Glock 17. Heute ist sie „die“ Pistole schlechthin. Auch Kamala Harris vertraut dem Halbautomaten.
Um 1980 herum entwickelte der Österreicher Gaston Glock eine Pistole für das österreichische Bundesheer. Die Glock revolutionierte die Welt der Handfeuerwaffen, eroberte die ganze Welt, sie machte Glock zum Milliardär. Die Waffe nannte er Glock 17. Die Zahl bedeutet einfach, dass die Waffe sein siebzehntes Patent war.
Die Entstehungsgeschichte der Glock hört sich an wie ein absurdes Märchen. Glock war Ingenieur, also kein Laie. Er stellte Konsumgüter wie Gardinenstangen und Eisenbeschläge her. Aber auch Messer, Bajonette und einen selbst entwickelten Klappspaten für das Militär. Mit Schusswaffen hatte er nichts zu tun, nachdem er als 15-Jähriger zum letzten Aufgebot der Wehrmacht eingezogen worden war.
Geburt der Glock 17 im Keller
Aus Zufall belauschte Glock das Gespräch zweier Offiziere und erfuhr so, dass das Bundesheer eine neue Pistole beschaffen wollte, und keine den Anforderungen genügte. Als Glock anbot, eine herzustellen, sollen sie ihn ausgelacht haben. „Niemand lacht über Herrn Glock“, erklärte Christopher Edwards, Leiter von Glocks Schulungsprogramm in Georgia, „Forbes“. „Er nimmt das persönlich.“Technische Zeichnung zum Patent der Glock 17
Glock machte sich bei Experten kundig. So gerüstet entwarf er die Glock 17. „Dass ich nichts wusste, war mein Vorteil“, sagte er in einem seiner seltenen Interviews zu „Forbes„. Der Legende nach arbeitete er nächtelang in seinem Keller an seiner Waffe. Er soll sie nur mit der linken Hand getestet haben. Sollte sie explodieren, hätte er mit der Rechten weitermachen können.
Einfach und zuverlässig
Inzwischen gibt es unzählige Varianten des Rückstoßladers. Die Glock ist in der fünften Generation angekommen. Jede Generation brachte viele Verbesserungen im Detail – das Konzept und Design entspricht immer noch der 17. Schon die 17 hatte ein im Griff untergebrachtes Stangenmagazin mit 18 Schuss im Kaliber 9 × 19 mm. Die Waffen selbst ist eher klobig und keineswegs so elegant wie etwa eine Walther PPK. Das lag an der Verwendung von Kunststoffteilen und auch daran, dass sie für das Militär entwickelt wurde. Das Design war auf eine automatisierte Maschinenproduktion ausgelegt. Das martialische Aussehen ließ sie besonders gefährlich aussehen und half ihr im zivilen Markt.
Trotz ihrer Größe ist die Glock relativ leicht. Sie besteht zu etwa 40 Prozent aus Kunststoff. Dann konnte Gaston Glock die Waffe auf nur 33 Teile reduzieren. Das machte die Produktion billiger. Und es führte dazu, dass die Waffe leicht zu reinigen und zu warten ist. Und wenige Teile sorgen für eine hohe Zuverlässigkeit. Die Kunststoffteile führten außerdem zu einem weicheren Rückstoß, da sich Polymerrahmen der Waffe leicht verformt.
Durchbruch in den USA
Der eigentliche Durchbruch in den Massenmarkt kam in den USA. Bei einer Schießerei in Florida 1986 hatten FBI-Agenten große Schwierigkeiten, zwei schwerbewaffnete Verbrecher zu stoppen. Zwei Beamte starben, fünf wurden schwer verletzt. Einer der Gründe war die unzureichende Bewaffnung. Bis dahin waren die Sicherheitskräfte in der Regel mit Revolvern bewaffnet. Die waren sehr zuverlässig, verfügten aber nur über sechs Schuss, danach musste umständlich mit der Hand nachgeladen werden. In einem Gefecht mit Niederhaltungsfeuer ein schwerer Nachteil.
Hier konnte Glock seine Pistole platzieren. Andere Hersteller spotteten zunächst über die „Tupperware Pistole“ – bis sie den Markt eroberte. Glocks Waffe verfügte über ein Magazin im Griff und konnte schnell nachgeladen werden. Das beherrschten auch andere Pistolen, aber die Glock 17 war zudem extrem zuverlässig. Glock belieferte nicht nur die Sicherheitsbehörden in den USA, durch geschicktes Marketing in Filmproduktionen – etwa „Stirb Langsam 2“ – gelang es ihm, die Glock als „die Pistole schlechthin“ im Markt zu etablieren. Die Vorzüge der Waffe wurden Polizisten in Strip-Clubs nahegebracht.
Die Glock wurde zum Marktstandard
Paul M. Barrett schrieb ein Buch über den Aufstieg der Glock. Er urteilt: Die Glock sei „das Google der modernen zivilen Handfeuerwaffen: die Pioniermarke, die ihre Produktkategorie definiert“.
Das Wort „Tupperware“ rächte sich: „Hol dir eine Glock und vergiss diese vernickelte Weichei-Pistole“, sagte Tommy Lee Jones in dem Film „US Marshals“ (1988). Snoop Dogg rappte über sie in „Protocol“, der Wu-Tang Clan „Da Glock“. Als US-Soldaten Saddam Hussein in einem Bodenversteck aufstöberten, hatte der Diktator als letzte Waffe eine Glock bei sich.
Die Varianten der AR-15 beherrschen den Markt der Sturmgewehre in den USA – sie werden von zahlreichen Firmen hergestellt. Die Glock stammt immer aus einem Haus und sie nimmt bei den Faustfeuerwaffen eine ebenso beherrschende Stellung ein. Die Firma stellt nicht nur alle Waffen, sondern auch die Produktionsmaschinen selbst her. Jede Glock ist eine Gelddruckmaschine. Im Einzelhandel kostet eine Glock 500 US-Dollar aufwärts. Preiswert für eine langlebige Waffe dieser Feuerkraft, doch die Produktionskosten werden auf nur 75 US-Dollar geschätzt
Zurückgezogener Milliardär
Die Waffe machte Gaston Glock zum Milliardär. Aber während seine Waffe omnipräsent war, lebte er selbst sehr zurückgezogen. Die Zügel in der Firma hielt er fest in der Hand. Seine Tochter Brigitte antwortete einst auf die Frage nach ihrer Rolle in der Firma: „Ich bin die persönliche Sklavin meines Vaters.“ Nur zwei Mal fiel das Schlaglicht der Öffentlichkeit auf ihn. 2011 ließ er sich von seiner Frau scheiden, um seine ehemalige Krankenschwester zu heiraten, die ihn nach einem Schlaganfall gepflegt hatte. Es folgten jahrelange Rechtsstreitigkeiten.
Und 1999 wurde ein Attentat auf Gaston Glock verübt. In Auftrag gegeben von einem langjährigen Geschäftspartner, der Millionen veruntreut hatte. In einer Garage in Luxemburg schlug der Attentäter mit einem Hammer auf den Siebzigjährigen ein. Doch Gaston Glock war so trainiert, dass er – selbst schwer verletzt – den Angreifer bewusstlos schlug.
Im Dezember 2023 starb Gaston Glock.