Als schöner Arzt in der „Schwarzwaldklinik“ und schöner Steward im „Traumschiff“ schrieb Sascha Hehn TV-Geschichte. Millionen kennen ihn aber auch als Stimme eines hässlichen Helden. Nun wird er 70.
Bei einem seiner jüngsten großen Auftritte gab Sascha Hehn sich diabolisch: Im Rahmen der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg spielte er in dem Stück „Der Ölprinz“ den ebenso eleganten wie skrupellosen titelgebenden Charakter.
Diabolisch und skrupellos, das sind allerdings wohl die letzten Eigenschaften, die Fernsehzuschauer in den 1980er Jahren mit dem damals nahezu allgegenwärtigen Sascha Hehn verbanden. Denn der Schauspieler zeigte sich stets strahlend lächelnd, braun gebrannt – und vor allem schön. Ein 80er-Jahre-Sexsymbol.
Junger Gott in Weiß
Wenn Hehn vor inzwischen schon mehr als drei Jahrzehnten mit Anlauf ins weiße Golf-Cabrio sprang, dann jauchzten die Damen vor dem Fernseher auf – weiße Socken in schwarzen Schuhen hin oder her. Lange vor George Clooney in „Emergency Room“ oder „McDreamy“ und „McSexy“ in „Grey’s Anatomy“ war Hehn als Dr. Udo Brinkmann in der Kultserie „Schwarzwaldklinik“ für das deutsche Fernsehpublikum als Jungmediziner ein junger Gott in Weiß.
Noch aufregender wurde es nur im „Traumschiff“, wenn Hehn als Steward Victor oben ohne und in knapper Badehose an Südseestränden spazierte. Jetzt wird der schöne Sascha 70. An diesem Freitag (11. Oktober) hat er Geburtstag. Feiern will er „privat im engsten Familienkreis“.
„Vieles hat sich verändert“
„Mit der Bezeichnung Traumberuf sollte man hierzulande unter den heutigen Bedingungen etwas vorsichtiger umgehen, vieles hat sich verändert. Es ist nicht mehr das, was es einmal war“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem Geburtstag. Zuletzt hatte er etwas gehadert mit dem deutschen Fernsehen – und auch mit dem „Traumschiff„, das seine Karriere wohl noch länger und nachhaltiger prägte als die „Schwarzwaldklinik“.
Denn er kam noch einmal zurück: Nachdem er 2014 als Nachfolger von Siegfried Rauch als Kapitän an Bord des ZDF-Dampfers zurückgekehrt war, stieg er aber schon 2018 wieder aus und überließ Florian Silbereisen das Steuer. Die Serie habe ihren Charme nämlich verloren – er wolle seinen aber noch ein bisschen behalten, sagte Hehn damals.
„Zuletzt war es so, dass einfach alte Geschichten wiederholt wurden. Nach dem Motto: Der Zuschauer merkt das ja sowieso nicht. Und die Regie war verdammt, Fließbandarbeit abzufotografieren“, sagt er vor fünf Jahren, zu seinem 65. Geburtstag, über die „Traumschiff“-Dreharbeiten. „Zum Schluss wurden auch die dramaturgischen Fehler unerträglich. Bei der Summe Geld, die da zur Verfügung steht, ist mir das alles unbegreiflich.“
Vom „Schulmädchen-Report“ zum „Traumschiff“-Kapitän
Dabei war die Kapitänsrolle wohl so etwas wie der – zumindest vorläufige – Höhepunkt einer langen Fernseh-Karriere, die einmal mit Sexfilmchen begonnen hatte. Zu Hehns frühen Auftritten gehören glorreiche Titel wie „Mädchen beim Frauenarzt“, „Die Klosterschülerinnen“ und „Hausfrauen-Report 3.Teil – Alle Jahre wieder – wenn aus blutjungen Mädchen blutjunge Hausfrauen werden“. Um sich finanziell über Wasser zu halten, jobbte Hehn zeitweise auch in München als Türsteher. „Ich war mir für nichts zu schade“, sagte er einmal im dpa-Interview.
Romanzen und „Shrek“
Nach seinem ersten „Traumschiff“-Aus machte er sich vergleichsweise rar im Fernsehen. Die eine oder andere Romanze in regelmäßigen Abständen reichte ihm aus und als Synchronsprecher lieh er der grünen Animationsfigur „Shrek“ seine Stimme. Es ist Ironie des Schicksals, dass ein Mann mit Schönlings-Image einen Helden sprach, der durch innere Werte und abstoßendes Äußeres bestach.
Doch dann legte er noch einmal ein Comeback hin, das ihm der ein oder andere womöglich nicht mehr zugetraut hätte: Es startete mit der durchaus überraschenden, inzwischen aber schon wieder eingestellten ZDF-Satire über das ZDF selbst – mit dem Titel „Lerchenberg“ – und führte ihn schließlich nach Jahren der Abstinenz wieder zurück auf das „Traumschiff“.
Auch das ist aber inzwischen schon wieder Geschichte. Mit seiner Frau Gloria, die inzwischen auch seinen Nachnamen trägt, lebt Hehn auf dem Land in Oberbayern und hält sich meist fern von den roten Teppichen in München. Und auch wenn er mit der Bezeichnung „Traumberuf“ vorsichtig ist, sagt er heute über die Schauspielerei: „Trotzdem würde ich diesem Abenteuer immer wieder eine Chance geben, sollte ich wiedergeboren werden.“ Seine Wünsche für die Zukunft: „Frieden – und mit meiner zauberhaften Frau noch möglichst lange gesund dem Leben zu begegnen.“