Seit fast zehn Jahren macht Jürgen Klopp Werbung für die DVAG, eine Finanzvertriebsfirma. Ein einträgliches Geschäft für beide – aber nicht unbedingt für die Kunden.
„Als Coach selber gecoacht werden, kann ich nur empfehlen“, sagt Jürgen Klopp. In einem Werbefilm DVAG, Deutsche Vermögensberatung AG. Seit 2015 ist der Fußballtrainer Werbepartner der Frankfurter Finanzvertriebsfirma. Klopp, der Top-Coach, rät zum Coaching. Im Auftrag eines Unternehmens, dessen Vertriebsmethoden als umstritten gelten, Verbraucherschützer seit Jahren zur Vorsicht raten.
Die DVAG vermittelt Geldanlagen nahezu aller Art, unter anderem Versicherungen und Sparverträge zur Altersvorsorge. Verdient wird an den Provisionen, Umsatz im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden Euro. Für diesen Umsatz sorgt ein Heer von mehr als 15.000 freien Handelsvertretern, Eigenbezeichnung: Vermögensberater. Die Vertriebler-Truppe ist straff organisiert, ein so genannten Pyramiden-System: Ganz unten die Masse der Verkäufer, ganz oben eine Direktionsleitung, die von den durchgeleiteten Provisionsanteilen der Untergeordneten sehr gut lebt, in der Spitze mit mehreren hunderttausend Euro Jahreseinkommen. So wundert es kaum, dass die Angebote der DVAG von Verbraucherschützern als vergleichsweise teuer eingestuft werden.
Promis gegen schlechtes Image
Promis wie Jürgen Klopp sollen das Image der DVAG aufpolieren, Seriosität verleihen. Dabei setzt das Unternehmen seit jeher auf Klasse statt Masse, auf Champions. Und auf langfristige Bindung, ganz im Sinne des gerne transportierten „Familienunternehmen“-Image. In den 1990ern sichert sich die Firma die Werbedienste von Formel 1-Rennfahrer Michael Schumacher, heute ist dessen Sohn Mick unter Vertrag der DVAG. Mit Jürgen Klopp schloss man 2015 einen Zehn-Jahres-Kontrakt. 2020 kursierten laut dem Brancheninformationsdienst „Versicherungswirtschaft-heute“ Schätzungen, wonach Klopp schon allein sein DVAG-Einstieg einen mittleren einstelligen Millionenbetrag eingebracht haben soll.Kommentar zu Klopps RB-Wechsel 13:34
Jürgen Klopp im Deepfake-Spot
Dafür muss Jürgen Klopp einiges mit sich machen lassen, zuletzt auch so genannte „Deepfakes“: Im Frühjahr flimmert der Erfolgstrainer, geklont per KI-Tools, in 14 unterschiedlichen Berufen durch einen Werbespot der DVAG: Heil-Guru, Taxifahrer, Bäcker, Zahnarzt, Pilot, Koch, Landwirt, Bauarbeiter, Bergsteiger, Pfarrer, Feuerwehrmann, Rockstar und Werbezettel-Verteiler in der Fußgängerzone. „Es gibt so viele Möglichkeiten, wie ich mein Leben hätte führen können“, sagt Klopp im Spot. Ob dieses besser oder schlechter verlaufen wäre, ob es besser zu ihm gepasst hätte, könne er nicht wissen. Er sei „jedenfalls froh, Menschen um mich zu haben, die mich in den wichtigen Momenten gut beraten.“ So, wie es die Berater der DVAG machen, versteht sich.
Dass man weder mit Deepfakes noch manchem DVAG-Angebot besonders gut beraten ist, scheint keinen der Beteiligten zu kümmern.