Vor 35 Jahren gingen in Leipzig Zehntausende gegen die SED-Diktatur auf die Straße. Für Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig ein Schlüsselmoment in der deutschen Geschichte.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat den 9. Oktober 1989 als Schlüsselmoment in der deutschen Geschichte bezeichnet. „70.000 Menschen demonstrierten an diesem Tag in Leipzig für Freiheit und Demokratie. Ihre Rufe „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“ sind in die Geschichte eingegangen“, erklärte die Schweriner Regierungschefin anlässlich des Festaktes in Leipzig zur Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989. Schwesig nahm als Bundesratspräsidentin daran teil.
Schwesig würdigt Mut der Demonstranten
Im Herbst 1989 auf die Straße zu gehen, habe viel Mut erfordert, da nicht absehbar gewesen sei, wie die DDR-Staatsmacht reagiert, sagte sie. Die Demonstrierenden hätten nicht gewusst, ob sie zu ihren Familien zurückkehren oder ob sie im Stasi-Knast landen würden. „Ich war damals 15. Die Menschen, die demonstriert haben, haben auch für mich und meine Generation und auch für die nachfolgenden Generationen Demokratie und Freiheit erkämpft“, sagte die in Frankfurt (Oder) geborene Ministerpräsidentin.
Ab dem 9. Oktober sei in der DDR nichts mehr gewesen, wie es war. Überall in der DDR sei für Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Reisefreiheit und freie Wahlen demonstriert worden und nur einen Monat nach den Ereignissen in Leipzig sei die Berliner Mauer gefallen. „Die Friedliche Revolution gehört zu den schönsten Kapiteln in der deutschen Geschichte. Darauf können alle, die damals dabei waren, sehr stolz sein“, betonte Schwesig.
Veranstaltung auch in Schwerin geplant
In Schwerin soll mit einer Podiumsdiskussion am 23. Oktober an die erste Montagsdemonstration dort vor 35 Jahren erinnert und damit zugleich auch die Bedeutung der errungenen Freiheiten deutlich gemacht werden, kündigte der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burkhard Bley, an. Angesichts des Erstarkens politischer Kräfte, die versuchten, die Friedliche Revolution von 1989 zu vereinnahmen und zu instrumentalisieren, sei dies besonders wichtig. „Aus Verantwortung für die Betroffenen von Repression und auch um den folgenden Generationen den Wert von Demokratie und Freiheit zu vermitteln, kann und darf es keinen Schlussstrich bei der Aufarbeitung der SED-Diktatur geben“, betonte Bley.
Später als in Sachsen oder Thüringen waren auch im Norden Menschen gegen die SED-Willkür auf die Straße gegangen. Als erste hatten sich am 16. Oktober 1989 in Waren (Müritz) 400 Menschen mit Kerzen zu einer größeren Demonstration versammelt, es folgten Neubrandenburg mit 5.000 Teilnehmern, Rostock mit 10.000 und schließlich am 23. Oktober Schwerin mit dann 40.000 Demonstrationsteilnehmern.