Es sieht nicht gut aus für den gefallenen Hip-Hop-König: P. Diddy wird von diversen Zivilklagen wegen sexuellen Missbrauchs überzogen. Die schlimmste steht ihm noch bevor.
Es begann mit Cindy Rueda, seiner früheren Privatköchin. Im Mai 2017 verklagte sie P. Diddy wegen sexueller Belästigung und Unterbezahlung. Cindy Rueda berichtete in der Klage, sie sei mehrfach in unangenehme Situationen gebracht worden, weil sie ihre Gerichte während der Sexpartys in P. Diddys Villa in Los Angeles habe servieren müssen. Dabei habe Diddy anzügliche Bemerkungen ihr gegenüber gemacht. Einmal sei auch ein Gast zu ihr in die Küche gekommen, nackt, und habe verlangt, sie solle sein Geschlechtsteil bewundern.
Zudem habe P. Diddy sie nicht angemessen für ihre Überstunden bezahlt; sie habe stets nur einen Tagessatz von 150 Dollar bekommen, egal ob sie von nine to five oder bis spät in die Nacht gearbeitet habe. Später sei sie entlassen worden, nachdem sie zu Unrecht des Diebstahls beschuldigt worden war. P. Diddy tat die Klage ab, sie käme von einer „verärgerten“ Angestellten, so seine Anwälte damals. Er löste das Problem, in dem er zahlte – Rechtsstreit beigelegt.
Dennoch scheint es heute, als sei Cindy Rueda eine mutige Vorreiterin gewesen. Der US-Rapper sitzt inzwischen in New York im Gefängnis, eine Grand Jury hat Anklage gegen ihn erhoben – wegen Sexhandels, Prostitution und Organisierter Kriminalität. Diesen Mittwoch soll es erneut zu einer Anhörung kommen.
P. Diddy Die Party ist vorbei 15.13
Auch die Klagen gegen Harvey Weinstein oder Bill Cosby wurden in New York eingereicht
Außerdem gibt es diverse Zivilklagen gegen P. Diddy, in denen es um sexuelle Straftaten geht – es sind inzwischen so viele, man kommt kaum noch mit. Meist haben die Opfer in New York Klage erstattet, wo sich Fälle dieser Art gesammelt haben. Die Klagen gegen Harvey Weinstein, Bill Cosby oder Axl Rose wurden hier eingereicht. Der Grund: Viele der angeblichen Verbrechen sind schon verjährt, aber als Reaktion auf „MeToo“ hat der Bundestaat New York 2022 den „Adult Survivors Act“ (ASA) verabschiedet. Der gab Betroffenen sexueller Gewalt die Möglichkeit, in einem Zeitfenster von November 2022 bis November 2023 auch in weiter zurückliegenden und eigentlich verjährten Fällen auf dem Zivilrechtsweg zu klagen.
So kam auch die Klage von Cassie Ventura zustande, die den Fall P. Diddy endgültig ins Rollen brachte: Die Sängerin reichte im November 2023 eine Zivilklage gegen ihren früheren Lebenspartner ein – wegen Vergewaltigung, Missbrauch und Körperverletzung. Die Sache wurde zwar am nächsten Tag außergerichtlich geregelt. Ganz „freundschaftlich“, wie es aus dem P. Diddy-Lager hieß. Und mit viel Geld. Doch andere zogen nach.
P. Diddy wies die Anschuldigungen zurück – da kam schon die nächste Klage
In den folgenden Tagen wurden weitere Klagen eingereicht, etwa von Liza Gardner und Joi-Dickerson-Neal, die sagten, Sean „Diddy“ Combs habe sie 1991 vergewaltigt, sie seien damals 16 und 17 gewesen. P. Diddy wies die Anschuldigungen natürlich zurück – doch da kam schon die nächste Klage einer namentlich nicht genannten Person: Es ging um die Gruppenvergewaltigung an einer 17-jährigen, an der auch Harve Pierre beteiligt gewesen sein soll, der Präsident von Combs‘ Musiklabel „Bad Boy“.
Eva Ries P. Diddy 15.49 Im Februar 2024 klagte dann erstmals auch ein Mann: Rodney Jones, der Produzent von P. Diddys Album „The Love Album: Off the Grid“, das im vergangenen September erschienen ist. Während der Arbeit an dem Album sei er mehrfach missbraucht worden, so Jones, der auch unter dem Namen „Lil Rod“ bekannt ist. P. Diddy habe ihn an den Genitalien angefasst, zu Sex mit anderen Männern gedrängt, bedroht und unter Drogen gesetzt. Jones fordert von P. Diddy rund 30 Millionen Dollar Schadenersatz. Aus dem Diddy-Lager hieß es so gleich: „Lil Rod ist nichts weiter als ein Lügner“, er suche „schamlos nach einem unverdienten Zahltag“.
Doch die Vorwürfe rissen nicht ab. Im Mai reichte das ehemalige Model Crystal McKinney Klage gegen P. Diddy ein: Er habe sie 2003 in seinem New Yorker Aufnahmestudio sexuell missbraucht. Nach seiner Verhaftung im September in New York kamen es zu weiteren Zivilklagen. Von Thalia Graves etwa, die sich die bekannte Frauenrechtlerin Gloria Allred zur Anwältin nahm.
Nach seiner Verhaftung beschrieb Thalia Graves, was Combs ihr angetan haben soll. Links ihre Anwältin Gloria Allred
© Rodin Eckenroth
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Allred auf dem Klage-Parkett erschien: Sie ist der Schrecken von Hollywood, vertrat die Familie der ermordeten Nicole Simpson im Prozess gegen O.J. Simpson oder Mel B von den Spice Girls bei ihrer Vaterschaftsklage gegen Eddie Murphy. Nun erklärte Allred im Namen ihrer Mandantin Thalia Graves: „Sean Combs und eine weitere Person zwangen die Klägerin zu sexuellen Handlungen, Oralsex und Geschlechtsverkehr.“ Er habe den Missbrauch 2001 auch gefilmt.
Mandanten, die zum angeblichen Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein sollen
Vergangene Woche meldete sich eine Anwaltskanzlei in Houston: Sie vertrete 120 Menschen, davon 60 Frauen und 60 Männer, mit Vorwürfen gegen Sean Combs. Zu den Anschuldigungen gehörten sexuelle Übergriffe und Misshandlungen. Unter den Mandanten seien auch Personen, die zum angeblichen Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein sollen. Die Taten hätten seit 1991 meist auf Partys in New York und Los Angeles stattgefunden. „Wir werden in den kommenden 30 Tagen damit beginnen, die Klagen einzureichen,“ sagte der Chef der Kanzlei, Tony Buzbee. „Eines der größten Geheimnisse der Entertainment-Industrie, das eigentlich schon gar kein Geheimnis mehr war, ist jetzt ans Licht gekommen.“