„The West Wing“: Argentiniens Präsident Milei klaut für UN-Rede ganze Passage aus TV-Serie

Der argentinische Präsident Javier Milei bekommt noch Wochen später viel Spott für eine UN-Rede. Denn sein Berater ist offenbar Serien-Fan. 

Der argentinische Präsident Javier Milei ist für seine emotionale Reden bekannt, bei denen er so viel Körpereinsatz zeigt, als würde er ein Orchester anleiten. Ende September fand er bei einer Rede vor den Vereinten Nationen New York besonders tiefgreifende Worte:

„Wir glauben an die Redefreiheit für alle. Wir glauben an die Religionsfreiheit für alle. Wir glauben an die Handelsfreiheit für alle … und weil in diesen Zeiten das, was in einem Land geschieht, schnell Auswirkungen auf andere hat, glauben wir, dass alle Menschen frei von Tyrannei und Unterdrückung leben sollten, sei es in Form politischer Unterdrückung, wirtschaftlicher Sklaverei oder religiösem Fanatismus. Diese grundlegende Idee darf nicht nur aus Worten bestehen – sie muss durch Taten unterstützt werden: diplomatisch, wirtschaftlich und materiell.“
                                                                             
Nur stammen diese Sätze, wie argentinische Journalisten schnell herausfanden, nicht von ihm, sondern aus der Polit-Serie „The West Wing – im Zentrum der Macht“. Die Serie, die zwischen 1999 und 2006 auf NBC lief, spielt im Weißen Haus und war vor allem wegen ihrer Hochgeschwindigkeitsdialoge beliebt. Martin Sheen, der Vater von Charlie Sheen, spielte darin einen US-Präsidenten, der unter Multiple Sklerose leidet. Für die Rolle des Josiah Bartlet erhielt er einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller. 

Links, rechts? Hauptsache griffig

Die Rede von Javier Milei wies eine verblüffende Ähnlichkeit zu der des fiktiven US-Präsidenten Josiah Bartlet in Folge 15 der vierten Staffel auf. Und das ist kein Zufall. So soll, auch das wissen argentinische Medien, Mileis Chefstratege und Redenschreiber Santiago Caputo ein großer Fan von „The West Wing“ sein,  scheint Passagen daraus auswendig zu kennen, wie andere Friends-Dialoge. Und nutzte sie nun als Inspiration.

Auch wenn die Serie fast zwanzig Jahre alt ist, sind Politiker-Floskeln eben zeitlos und nun ja, universell. Denn man muss wissen, dass Serien-Präsident Bartlet, an dessen Zeilen man sich hier für den rechtskonservativen Milei bediente, doch eigentlich ein Linker ist. 

Der Original-Text geht übrigens so:

„Wir sind für Redefreiheit. Wir sind für Religionsfreiheit (…) Und deshalb sind wir für Freiheit von Tyrannei überall, ob in Gestalt politischer Unterdrückung oder wirtschaftlicher Sklaverei oder religiösem Fanatismus. Diesem grundlegenden Gedanken können wir nicht nur mit unserer Unterstützung begegnen. Wir müssen ihm mit unserer Stärke begegnen: diplomatisch, wirtschaftlich, materiell.“

Vergleichen kann man die beiden Reden in einem Video:

Javier_Milei_video

Javier Milei hat schon vorher abgeschrieben 

Argentinische Medien wie die Tageszeitung „Página/12“ beschuldigen Javier Milei nicht zum ersten Mal es mit dem geistigen Eigentum anderer nicht ganz so genau zu nehmen. Auch in seinen Büchern soll er ganze Absätze von Wissenschaftlern abgeschrieben haben

Javier Milei ist seit Dezember 2023 Präsident von Argentinien, gilt als rechtspopulistisch und ultrakonservativ. Er bezeichnet sich selbst als „Anarcho-Kapitalist“. Und Superheld. Skurriles gibt es über den „Verrückten mit Wolferine-Frisur“, wie ihn Medien bereits betitelten, aber noch mehr zu berichten. So lässt er sich politisch von Murray, Milton, Robert und Lucas beraten.

Seinen vier geklonten Hunden. 

Quellen: Watson, Pagina12