Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) will sich selbst ein Bild vom Standort Gorleben machen. Umweltschützer halten die Atommüll-Lager nicht für sicher. Der Betreiber sieht das anders.
Die Naturschutzorganisation BUND hat an das Bundesumweltministerium appelliert, ein Gesamtkonzept für die Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll zu erstellen. „Auch wenn alle deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet sind, bleibt der Atommüll als radioaktives Erbe über Jahrmillionen erhalten“, sagte die niedersächsische Landesvorsitzende Susanne Gerstner. An 13 ehemaligen AKW-Standorten und in drei zentralen Zwischenlagern, darunter Gorleben, lagerten derzeit große Mengen hochradioaktiven Mülls in Betonhallen. „Diese Standorte sind nicht sicher und bergen ein enormes Umwelt- und Gesundheitsrisiko“, sagte Gerstner.
Die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) weist die Kritik zurück. „Die Sicherheit ist in allen BGZ-Zwischenlagern gewährleistet“, teilte die BGZ im Juni 2023 als Reaktion auf eine BUND-Studie mit. In rund 30 Jahren Betrieb der Zwischenlager seien keinerlei Störungen aufgetreten, die für Mensch oder Umwelt eine Gefährdung bedeutet hätten.
Auch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) hat die Auffassung, dass das Zwischenlager Gorleben nicht ausreichend geschützt sei, zum Beispiel gegen Drohnenangriffe. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) besuchte am Montag den Standort Gorleben, um sich selbst ein Bild zu machen.
„Inzwischen ist klar, dass es frühestens zu Beginn des nächsten Jahrhunderts ein Endlager geben wird“, sagte BUND-Landeschefin Gerstner. Der Angriffskrieg in der Ukraine verdeutliche, welche Gefahren von Atomanlagen im Krieg ausgehen könnten. „Unsere Zwischenlager sind nicht auf solche Szenarien vorbereitet. Diese Risiken müssen in ein zukunftssicheres Konzept zur Lagerung von hochradioaktivem Müll integriert werden“, forderte die Verbandsvorsitzende.
Niedersachsen hat laut BUND einen „traurigen Spitzenplatz“, was gescheiterte Konzepte für Atommülllager betrifft. Zwar sei der ungeeignete Standort Gorleben bei der Endlagersuche aufgegeben worden, das marode Atommülllager Asse und der Rechtsstreit um Schacht Konrad seien aber weiterhin aktuell.
Notwendig sei zudem ein Ende der Brennelemente-Produktion in Lingen im Emsland. Besonders kritisch sieht der Umweltverband, dass in Lingen zukünftig Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke produziert werden könnten und dafür eine Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom im Raum steht.