Tödliches Attentat: Einsatz in Mannheim – warum die Polizei alles richtig gemacht hat

Der Polizeieinsatz in Mannheim führte zu Häme und Kritik im Netz – meist von rechts. Dabei haben die Beamten in einer chaotischen, unübersichtlichen Situation vorbildlich gehandelt, wie ein Experte bescheinigt.

Nach dem Einsatz der Polizei in Mannheim hagelte es Kritik – vor allem von rechts. Und tatsächlich sah manches auf den ersten Blick nicht gut aus. An einem Bild hängte sie sich auf: Polizist fixierte den falschen Mann auf dem Boden, in dem Moment sprang der eigentliche Attentäter auf ihn zu und stach ihm in den Hals. Das passte in das rechte Narrativ: Der islamistische Attentäter wird laufen gelassen und der Ordner, der nur helfen wollte, zu Boden geworfen.

 Unübersichtliche Situation

Waffenexperte Lars Winkelsdorf hat das Geschehen anhand der Videos auf „X“ analysiert und weist die Kritik zurück. Die Deutung ist nicht nur grundfalsch, sie tritt auch das Andenken an Rouven L. mit Füßen, der sein Leben bei diesem Einsatz verlor. Tatsächlich war die Lage chaotisch und unübersichtlich. Niemand, weder Polizei noch Ordner, hatte mit dem Angriff gerechnet. Schnell und ansatzlos stürzte sich der Täter auf sein Opfer. In dem folgenden Chaos blickte niemand durch. Auch der Ordner nicht, er griff beherzt und furchtlos ein. Sicher, um Schlimmes zu verhindern, aber auch er erwischte einen Falschen. Er prügelte auf einen Mann ein, der selbst zum Tross von Islamkritiker Michael Stürzenberger gehörte.Polizei Mannheim reagiert mit emotionalem Post auf Tod ihres Kollegen 10:53

In diesem Moment schritt der Polizist ein. Tatsächlich sah es für ihn so aus, als wäre der Ordner ein Angreifer. In dem Chaos einer Messerstecherei und Schlägerei kann die Polizei meist nicht zwischen Angreifer und Opfer unterscheiden. Das ist auf den ersten Blick häufig nicht möglich, also versucht man die Kontrahenten zu trennen und zu fixieren, um weitere Verletzungen zu verhindern. Der unschöne Nebeneffekt: Dem Opfer kann es durchaus passieren, dass es zu Boden geworfen wird und dort unsanft festgehalten wird.

Mannheim: Messerangreifer war nur schwer zu stoppen

So kam es zu einer tödlichen Situation. Der Polizist kniete auf dem Ordner und konnte sich weder wehren noch weglaufen, als der Attentäter nun auf ihn eindrang und ihm gezielt in den Hals stach. Und auch wenn die anderen Polizisten den Stich nicht verhindern konnten, reagierten sie wie im Lehrbuch. Zumindest zwei von ihnen hatten die Waffe gezogen. Konnten aber zunächst nicht schießen, weil sie kein freies Schussfeld hatten. Einer von ihnen geht in einen Ausfallschritt, bekommt so für den Bruchteil einer Sekunde ein freies Schussfeld. Er drückt ab und stoppt den Attentäter. Für Winkelsdorf beherrscht und kaltblütig, einer von den „5 Prozent“. Winkelsdorf: „Was will man der Polizei in Mannheim jetzt genau vorwerfen, von wegen ’schlecht ausgebildet‘?“ Weiter schreibt er: „Der hat absolut alles richtig gemacht und gehört anständig behandelt dafür.“

Auch die Erstversorgung durch die Polizei hat funktioniert: Man erkenne, „dass die Beamten in Mannheim tatsächlich gut ausgebildet sind, direkt TQ (Tourniquet) platziert und die Blutung mit maximaler Kraft mit dem Fuß abgedrückt“, so Winkelsdorf auf X.

Kaltblütiger Schütze in Mannheim

Ein entschlossener und mit einem Messer bewaffneter Angreifer kann nur schwer gestoppt werden. Eigentlich sollte Distanz gewahrt bleiben, weil ein Messerangriff schnell und tödlich erfolgen kann. Steht der Angreifer nicht frei, kann der Schusswaffengebrauch unmöglich sein. Unter diesen schwierigen oder schlechten Alternativen haben die Polizisten das Beste gemacht. Sie haben, ohne zu zögern, in einer chaotischen, unübersichtlichen und gefährlichen Situation interveniert, um das Leben Unschuldiger zu retten – Rouven L. verlor sein eigenes Leben dabei.

Quelle: Winkelsdorf/X