„Tatort“-Kommissarin Paula Ringelhahn und ihr Kollege Felix Voss haben einen letzten gemeinsamen Einsatz. Nach dem Tod eines geliebten Menschen entfachen zwei Familien eine Spirale aus Hass und Gewalt.
Worum geht’s?
Der 25-jährige Lenni Kranz sitzt seit drei Jahren im Gefängnis. Er soll seine damalige Freundin erschlagen haben, doch die Beweislage war ausgesprochen dünn. Nicht nur Dr. Kaiser (Stefan Merki), Chef der Nürnberger Polizei, hat Zweifel an der Verurteilung, auch Lennis Schwestern Maria (Anne Haug) und Lisa (Mercedes Müller) haben intensiv dafür gekämpft, dass ihr Bruder ein neues Verfahren bekommt – ohne Erfolg. Als Lenni Kranz dann in Haft Suizid begeht, bricht die Welt seiner Schwestern zusammen. Sie glauben, den wahren Täter zu kennen: Stephan Dellmann (Justus Johanssen), Sohn einer wohlhabenden Unternehmerfamilie. Maria und Lisa besuchen Dellmann zu Hause und wollen von ihm ein Geständnis erzwingen. Doch das Treffen gerät völlig außer Kontrolle. Lisa stößt Dellmann vom Balkon, die Schwestern fliehen und lassen ihn sterbend zurück. Was sie nicht wissen: Stephans Bruder Ben (Ben Münchow) hat die Frauen gesehen. Es ist der Auftakt zu einer Reihe dramatischer Ereignisse, die in einem blutigen Finale gipfeln.PAID Interview Hinrichs 18.35
Warum lohnt sich der „Tatort: Trotzdem“?
Den Drehbuchautoren Max Färberböck und Stefan Betz ist ein bewegender Film gelungen, der seine Spannung vor allem aus den persönlichen Schicksalen zieht. Der Tod eines geliebten Menschen führt die Schwestern Maria und Lisa Kranz sowie die Familie Dellmann zusammen. Im Fokus steht dabei Patriarch Karl Dellmann (Fritz Karl), der nach außen hin den Wohltäter und erfolgreichen Unternehmer gibt. Seine Kinder nennen ihn sanft „Papi“. Doch im Laufe des Films wird deutlich, dass in der Familie einiges im Argen liegt. Karl Dellmann hat selbst eine kriminelle Vergangenheit. Die nutzt er, um den Tod seines Sohnes zu rächen. Schmerz und Trauer wandeln sich zu Hass und Gewalt. Der Film schafft es, diese Emotionen spürbar zu machen. Dem Zuschauenden ist klar: Die ganze Situation kann nicht friedlich enden, man wartet auf den großen Knall. Und der kommt – als Showdown im Stil von Kultregisseur Quentin Tarantino.
Was stört?
Es dauert ein bisschen, bis der Krimi in die Gänge kommt. Zu Beginn geht es zunächst viel um den alten Mordfall, für den Lenni Kranz – offenbar zu Unrecht – im Gefängnis saß. Belanglose Befragungen, detaillierte Erklärungen – einige Zuschauer könnten da schon gelangweilt aussteigen. Wer dran bleibt, wird mit einem dramatischen „Tatort“ belohnt, der seine ganze Stärke erst in den letzten 30 Minuten entfaltet.Tatort Ausstiege 10.45
Die Kommissare?
Seit zehn Jahren ermitteln Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) gemeinsam in Franken. Nun stellt die Kommissarin ihren jungen Kollegen plötzlich vor vollendete Tatsachen: Sie geht in Rente. „Ich will nicht, ich muss. Das ist ja schließlich Vorschrift“, erklärt sie. Ringelhahns angekündigter Abschied treibt Voss die Tränen in die Augen. Dabei sprudelte er zuvor nur so vor Glück, weil er frisch verknallt ist – in eine konstant gut gelaunt Honigverkäuferin.
Ein- oder ausschalten?
Schon wieder ein „Tatort„-Abschied. Nach dem dramatischen Abgang des Frankfurter Ermittler-Duos Janneke und Brix in der Vorwoche sollten Sie auch den letzten Einsatz von Paula Ringelhahn nicht verpassen. Der Fall lohnt sich.
Das Team aus Franken ermittelte auch in diesen Fällen:
Der Kommissar und seine große Liebe: Ein Mord führt Felix Voss in die eigene VergangenheitEin tiefer Blick in den Abgrund: Ein Film über Trauer und FassungslosigkeitAm Ende bringt ein Witz die LösungTödliche Liebe – ein „Tatort“ über die Macht der GefühleMord im Flüchtlingsheim – Voss ermittelt undercoverEin Krimi wie eine Wagner-Oper