Talkshow: Armin Laschet bei „Caren Miosga“: „Was heißt denn hier Mini-Trump?“

Als Ricarda Lang 1994 geboren wurde, schlug Armin Laschet gerade seine Politiklaufbahn ein. Bei „Caren Miosga“ trafen die beiden aufeinander – das Publikum amüsierte sich prächtig.

Eines ist gewiss: Gab es eine Schonzeit bei Talkhost-Neuling Caren Miosga, ist die nun sicher vorbei. Am Sonntagabend fiel die Ex-„Tagesschau“-Sprecherin ihren beiden Gästen immer wieder ins Wort, rief sie zur Ordnung und hakte stichelnd nach. Das Thema ihrer Sendung lautete dabei: „Hetze, Krisen, Umbrüche – kann Politik noch zusammenführen?“

Zu Gast bei „Caren Miosga“ waren:

Ricarda Lang, Co-Vorsitzende Bündnis 90/Die GrünenArmin Laschet, CDU-Politiker, Mitglied des Bundestags

„Eigentlich müsste man in der ‚Tagesschau‘ viel mehr Haare sehen, zumindest aus Berlin, denn Politikerinnen und Politiker brauchen nichts so sehr wie ein dickes Fell“, so die Flachwitz-Anmoderation Miosgas. Die gute Nachricht: Danach ging es bergauf in Sachen Humor. Außerdem folgte eine hitzige Debatte, in der beide Gäste passioniert über ihre Themen sprachen.

Interview Armin Laschet 7.00

Laschet: „Das Lachen war mein Fehler“

Für die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, waren das vor allem die Versäumnisse der Vorgängerregierung in Sachen Energiepolitik. CDU-Politiker Armin Laschet erzählte derweil besonders leidenschaftlich über sich selbst. Vom Studiopublikum erntete er dafür mehrmals Lacher und spontanen Beifall.

So etwa bei seiner Reaktion auf die Frage, ob er sich im Wahlkampf 2021, in dem er als Kanzlerkandidat für die CDU ins Rennen gegangen war, ungerecht behandelt gefühlt hatte. Zur Erinnerung: Während der Flutkatastrophe im Ahrtal hatte ein Foto von Laschet für Häme und Kritik gesorgt, auf dem er lachend im Krisengebiet zu sehen war. „Nein“, so Laschets klare Antwort. Er habe sich nicht ungerecht behandelt gefühlt. „Das Lachen war ja mein Fehler.“ Viel mehr aufgeregt habe er sich über negative Kampagnen gegen ihn, die aus seiner Sicht initiiert worden seien ohne, dass er etwas gemacht habe. „Was heißt denn hier Mini-Trump?“, echauffierte sich Laschet bei Miosga unter anderem.

Diesen wenig schmeichelhaften Titel hatte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil Laschet 2021 verpasst, nachdem der CDU-Mann im Wahlkampf scharf gegen die Sozialdemokraten geschossen hatte.

Armin Laschet amüsiert das Publikum von „Caren Miosga“

„Ich habe immer gedacht, ich eigne mich gar nicht zu einem Feindbild – so wie ich als Mensch und als Typ bin“, erklärte Laschet zur großen Erheiterung des Publikums. „Pass auf, der Wahlkampf war hart, ich habe es aber hingenommen“, so der CDU-Mann zu Miosga. „Ich klage da auch nicht drüber.“ Stimmung im Studio kam ebenfalls auf als Laschet ein Kompliment Miosgas humorvoll abtat. Er sei einer der Vordenker der schwarz-grünen Koalition, so die Moderatorin zu dem Christdemokraten. „Ich bin kein Vordenker“, entgegnete der. „Ich bin ein kleiner Arbeiter im Weinberg des Herren.“

Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga Abschied 23.00

Still im Publikum blieb es hingegen bei dem, was der CDU-Mann mit Blick auf Deutschlands Beziehung zu Russland vorzubringen hatte. Die aktuellen Energieprobleme hätten ihre Wurzel in der Politik der großen Koalition, kritisierte Lang und nannte dabei explizit die Versäumnisse rund um die Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2. „Das sehe ich nicht so“, erklärte Laschet. Auch eine deutsche Abhängigkeit von Russland habe es nie gegeben, so der CDU-Mann. „Die Russen haben das Gas abgeschaltet und in wenigen Tagen waren wir autark“, so seine Sicht der Dinge. „Wir waren nie abhängig.“

Natürlich sei die Bundesrepublik von Russland abhängig gewesen, entgegnete Lang ungläubig. Abhängigkeit hätte bedeutet, dass Deutschland alles hätte machen müssen, was Russland will, erläuterte Laschet seine Definition des Begriffs. „Nein, dann wären wir politisch gesteuert“, warf Lang ein und redete sich heiß. 

„Es ist nicht immer alles Rechtspopulismus“

Trotz „Fräulein“ und „Pass auf“-Einwürfen, brauchte Laschet eine Weile, um zu ihr durchzudringen und einzuräumen, der Kauf von billigem Gas aus Russland sei „möglicherweise“ in seiner Konsequenz falsch gewesen. „Wir waren bei dem aggressiven Klima…“, knüpfte Miosga an, um die Diskussion wieder auf Kurs des eigentlichen Themas zu bringen. 

Mit Blick auf die Frage des Abends, ob Politik noch zusammenführen könne, waren sich Lang und Laschet dann deutlich einiger. Es brauche mehr Respekt in der Debattenkultur, fanden beide. Angriffe auf die Persönlichkeit sollten deswegen außen vor bleiben. Auch waren sie im Einklang darüber, dass es in der Politik nicht nur ums Gewinnen oder Verlieren gehen dürfe. „In einer Regierung muss jeder dem anderen Punkte gönnen“, so Laschet. Er forderte außerdem ein, dass Meinungen nicht zu schnell moralisiert werden.

Ist Ricarda Lang die Richtige? 10.08

„Es ist nicht immer alles Rechtspopulismus, wenn man einmal was anders sieht“, so der CDU-Mann. Damit reagierte er auf eine Äußerung von Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die jüngst Parallelen zwischen der CDU und den französischen Rechtspopulisten um Marine Le Pen gezogen hatte.

Caren Miosga rügt: „Wie langweilig!“

Und dann war da ja noch Miosga selbst, die nach ihrer „Fell“-Anmoderation immer wieder Zähne zeigte. So auch als ihr eine Antwort Langs nicht gefiel. „Die nächste deutsche Kanzlerin oder der nächste deutsche Kanzler heißt…?“, wollte sie in einer Schnell-Frage-Runde von Lang wissen.

Das sei die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler entgegnete die mit einer Standardantwort. „Wie langweilig!“, rügte Miosga und wandte sich sofort Laschet zu. Der amüsierte mit seiner Antwort das Publikum noch einmal: „Ich weiß es nicht, aber er wird aus der CDU kommen.“