Pflegebedürftige werden in Thüringen überwiegend von ihren Angehörigen zu Hause umsorgt. Für diese ist das meist ein Kraftakt und oft ein Spagat zwischen Beruf und Pflege.
Angehörige pflegebedürftiger Menschen in Thüringen pochen auf eine bessere Unterstützung. Ohne die pflegenden Angehörigen wäre das System längst zusammengebrochen, sagte Sigrun Fuchs, Vorstandsmitglied des Vereins „wir pflegen in Thüringen“. Mehr als 85 Prozent der Pflegebedürftigen würden zu Hause und überwiegend ausschließlich von ihren Angehörigen versorgt.
Daher sei es besorgniserregend, dass derzeit immer mehr Entlastung- und Unterstützungsangebote aufgrund des Fachkräftemangels wegbrächen. Trotz zunehmend mehr Pflegebedürftiger mangele es im Freistaat an Kurzzeitpflegeplätzen. „Es gibt Gegenden, wo es überhaupt keine Tagespflege gibt“, sagte Fuchs. Das stelle die Pflegenden vor Probleme, etwa wenn sie durch Urlaub oder Krankheit verhindert seien.
Auch sei es dadurch schwierig, eine Berufstätigkeit mit der Pflege zu vereinbaren. „Viele pflegende Angehörige geben ihren Job zumindest zeitweise auf oder müssen die Arbeitszeit reduzieren und leben dann in finanziell prekären Situationen“, erläuterte Fuchs. Jeder Fünfte sei armutsgefährdet. Wichtig sei daher neben einer besseren Beratung für Angehörige und Fallbegleitungen auch die Einführung einer Lohnersatzleistung analog dem Elterngeld.
In Thüringen gibt es rund 170.000 pflegebedürftige Menschen. Davon werden etwa 143.000 zu Hause umsorgt. Laut einer Prognose des Statistischen Landesamtes werden im Jahr 2042 rund 211.000 Pflegebedürftige in Thüringen leben. Das entspricht einem Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021.
Mit einer Aktionswoche rückt der Verein ab diesem Montag die Leistungen der geschätzt etwa 300.000 Angehörigen in Thüringen in den Mittelpunkt, die ihre Ehepartner, Eltern oder Kinder zu Hause pflegen. Bis zum Sonntag werden auf mehr als 60 Veranstaltungen in ganz Thüringen dabei die vielfältigen Aspekte der häuslichen Pflege beleuchtet.
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