Seit vielen Jahren wird über die Fahrrinne der Weser gestritten. Umweltverbände legen nun eine neue Studie dazu vor.
Aus Sicht von Umweltverbänden ist eine Vertiefung der Außenweser selbst für große Schiffe kaum relevant. „Das Tidefenster wird etwas größer, aber das fällt nicht wirklich ins Gewicht“, meint Martin Rode, Geschäftsführer des BUND Bremen. Mit einer neuen Studie möchten BUND und WWF erneut das Gespräch mit Politik und Wirtschaftsvertretern suchen.
Pläne sehen vor, die Fahrrinnen der Außenweser und der Unterweser Nord auszubauen. Damit könnten auch größere Schiffe mit mehr Ladung als bislang die Häfen der Region anlaufen. Die Außenweser verläuft von der Nordsee bis Bremerhaven, die Unterweser Nord von Bremerhaven bis Brake. Über eine solche Vertiefung wird seit Jahren diskutiert.
Die Umweltverbände werteten nun Daten zu den ein- und auslaufenden Schiffen in Bremerhaven von Februar bis Ende des Jahres 2023 aus. „Kein einziges Schiff hat den maximal nötigen Tiefgang ausgeschöpft“, so das Ergebnis. Bei einlaufenden Schiffen sei noch mindestens ein Meter Puffer gewesen, bei auslaufenden Schiffen 60 Zentimeter. BUND und WWF gehen davon aus, dass mit einer Vertiefung der Weser nur unwesentlich mehr Schiffe tideunabhängig den Hafen erreichen könnten. Schon jetzt verfüge Bremerhaven über ein größeres Tidefenster als Hamburg, sagte Beatrice Claus von WWF. „Man braucht also keine Vertiefung, um konkurrenzfähig zu sein.“
Langjähriger Streit zwischen Umweltverbände, Wirtschaft und Politik
Die ökologischen Auswirkungen bei einer Vertiefung der Fahrrinne seien unkalkulierbar, betonte Claus. Zwölf Vertiefungen hätten den Fluss bereits massiv geschädigt. „Die Schäden waren immer viel größer als angenommen.“ Die Verbände warnen, dass eine erneute Vertiefung mehr Brackwasser in die Weser und die Wesermarsch bringe. Brackwasser besteht aus Salzwasser und Süßwasser. Seitenarme drohen zu versanden. Zudem werde sich die Tide verändern. Damit steige das Hochwasserrisiko.
Wirtschaftsverbände und die Bremer Politik halten eine Weservertiefung hingegen für unumgänglich. Nur mit einer tieferen Fahrrinne könnten die Häfen in Bremerhaven und Brake wettbewerbsfähig bleiben, argumentieren die Befürworter.
Die Hafengesellschaft Bremenports teilte auf dpa-Anfrage mit, die Weservertiefung sei unabdingbar insbesondere für die Wettbewerbsfähigkeit des Containerterminals in Bremerhaven. Denn der Hafen habe in den vergangenen Jahren Marktanteile an die westlichen Häfen Rotterdam und Antwerpen verloren. „Mit der Außenweser Vertiefung würde Bremerhaven demgegenüber mit tiedunabhängigen 13,4 Metern und bis zu knapp 16 Metern auf der Flutwelle wieder an die entsprechenden Tiefen in Antwerpen aufschließen“, teilte ein Sprecher mit. Verloren gegangene Marktanteile könnten so zurückgewonnen und Arbeitsplätze gesichert werden, hieß es.
Die Hafengesellschaft teilte zudem mit, man gehe indes nicht davon aus, dass die maximal tideunabhängig möglichen Anlauftiefgänge nicht ausgenutzt wurden oder werden. Man habe in den vergangenen Jahren entsprechend andere Erfahrungen gemacht.
Gutachten und Pläne werden erstellt
Unterdessen wird die umstrittene Fahrrinnenanpassung weiter von Behörden geprüft und geplant. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee lasse Gutachten und Planungen erstellen, wie die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) auf Anfrage mitteilte. „Ein Zeitplan und ein Termin für den Erlass eines Planfeststellungsbeschlusses kann noch nicht genannt werden.“ Die Planfeststellungsbehörde soll dann dem Bundesverkehrsministerium einen Vorschlag unterbreiten, wie das Vorhaben fortgesetzt werden könne. Letztlich könnte der Bundestag über das Projekt entscheiden.