Die Bilder machen betroffen. Überflutete Straßen und Häuser – dazwischen unermüdliche Rettungskräfte. Erst im Saarland, jetzt in Bayern. Am Montag reist der Bundeskanzler ins Flutgebiet.
Erst das Saarland, nun Bayern: Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen reist Bundeskanzler Scholz (SPD) in ein Flutgebiet. Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wird er am Montag in Reichertshofen erwartet. Wie so viele andere Ortschaften wurde der oberbayerische Markt am Wochenende von Wassermassen überschwemmt. Ursache war der heftige Dauerregen, der vielerorts Flüsse und Bäche über die Ufer treten ließ. Etliche Kommunen riefen den Katastrophenfall aus, mindestens ein Mensch kam ums Leben. Und die Gefahr ist nicht gebannt: Meteorologen rechnen mit weiteren Niederschlägen. Nun rollt die Hochwasserwelle Richtung Niederbayern.
Am Abend spitzte sich die Lage in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries zu. Mehrere Orte nahe Auchsesheim wurden evakuiert. Die Behörden befürchteten, dass der ohnehin schon massiv durchweichte Damm der Schmutter überspült werden könnte. Auch die Donau und die Zusam sind in der Nähe. Kritisch war die Situation auch in Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Ein Polizeisprecher sagte, man hoffe, dass die Dämme der Paar hielten.
Wenige Kilometer entfernt bei Baar-Ebenhausen war am Sonntag der Damm an zwei Stellen gebrochen und hatte die Orte geflutet. Im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen wurde in der Nacht zu Montag ein Anstieg des Pegelstandes der Donau über die Meldestufe 4 hinaus erwartet, der Scheitelpunkt dann zur Mitte der Woche.
Vor allem in Schwaben und Oberbayern standen Häuser und Straßen unter Wasser, Menschen mussten zum Teil mit dramatischen Rettungsaktionen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Sogar Autobahnen wurden abschnittsweise gesperrt. Und Alltag ist nicht in Sicht. Dort, wo das Wasser sich langsam zurückzieht, fängt das Aufräumen an.
Und so manche Schulkinder dürften vorerst zu Hause bleiben. Viele Schulen in besonders betroffenen Regionen hatten den Präsenzunterricht für Montag abgesagt, auch Kitas oder Förderzentren sollten zu bleiben, etwa in den Landkreisen Aichach-Friedberg, Dillingen, Freising, Günzburg, Neuburg-Schrobenhausen, Neu-Ulm oder Pfaffenhofen an der Ilm. Für jüngere Schulkinder wurden oft Notbetreuungen eingerichtet.
Vom Hochwasser betroffen waren auch andere Einrichtungen. In Weißenhorn mussten am Sonntag rund 100 Patientinnen und Patienten eine Klinik verlassen, darunter sieben Intensivpatienten. In Lauingen sollte ein Alten- und Pflegeheim nahe der Donau geräumt werden. Bereits am Samstag wurden Häftlinge der Justizvollzugsanstalt in Memmingen evakuiert.
Wie schlimm die Lage ist und wie unermüdlich die Helferinnen und Helfer arbeiten, davon konnten sich Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag selbst ein Bild machen. Trauer löste vor allem der Tod eines Feuerwehrmannes aus, der bei einem Einsatz in Pfaffenhofen an der Ilm mit einem Schlauchboot gekentert war und am Sonntagmorgen tot aufgefunden wurde.
Unklar war dagegen das Schicksal eines 22-Jährigen im schwäbischen Offingen. Er hatte in einem Boot der Wasserrettung gesessen, das aufgrund der starken Strömung kenterte. Vier Helfer konnten sich an Land retten, der junge Feuerwehrmann dagegen blieb verschwunden. Trotz einer Suche auch mit Hubschraubern konnte er bis zum Sonntagabend nicht gefunden werden, wie die Polizei mitteilte.
Ein weiteres Todesopfer könnte es in Schrobenhausen geben, so die Befürchtungen. Dort wurde eine Frau vermisst. Sie wurde nach Angaben der Polizei zuletzt im Keller ihres Hauses gesehen, der inzwischen unter Wasser steht. Neue Erkenntnisse zu ihrem Schicksal gab es nicht. Lebensgefährlich verletzt wurde der Beschäftigte eines Energieunternehmens. Der 27-Jährige hatte in Allershausen im oberbayerischen Landkreis Freising einen Stromschlag erlitten, wohl bei Arbeiten im Zusammenhang mit dem Hochwasser. Zu seinem Zustand konnte die Polizei keine Angaben machen.
Die Regenmengen sind nach Einschätzungen von Experten extrem. Der Böden könne dieses viele Wasser schlicht nicht mehr aufnehmen, hieß es. So fielen etwa in Bad Wörishofen westlich von München laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden. Der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Der Klimawandel macht Extremwettereignisse wahrscheinlicher.