Ein verschwundenes Mädchen bringt bei „Where’s Wanda?“ die Ereignisse ins Rollen. Das kann die deutsche Apple-Serie.
„Liebes Kind“, „Kleo“, „Die Discounter“ oder, ein wenig unbekannter, „Pauline“ und „Eine Billion Dollar“: Internationale Streamingdienste wie Netflix und Amazon Prime Video haben in den vergangenen Jahren deutsche Serien, sogenannte „Originals“, vorgelegt. Auch der Streamingdienst Apple TV+, der überhaupt erst 2019 gestartet ist, hat jetzt nachgezogen, und präsentiert mit der düsteren Comedyserie „Where’s Wanda?“ seine erste deutsche Originalserie. Lohnt sich das Streamen?
Darum geht es in „Where’s Wanda?“
Seit Monaten ist Teenagerin Wanda (Lea Drinda, 23) spurlos verschwunden. In einer auf viele Arten ganz typischen deutschen Kleinstadt setzen Wandas Eltern Carlotta (Heike Makatsch, 53) und Dedo Klatt (Axel Stein, 42) in der Folge alles daran, die 17-Jährige wiederzufinden.
Zunächst stümperhaft, dann immer versierter beginnen sie, die Nachbarschaft zu verwanzen, und mithilfe kaum zu erkennender Kameras zu überwachen. Dabei stoßen die besorgten Eltern, unterstützt von ihrem nerdigen, technikbegeisterten Sohn Ole (Leo Simon) auf zahlreiche dunkle Geheimnisse ihrer Mitbürger. Doch gelingt es ihnen auch, ihre verschwundene Tochter aufzuspüren?
Deutsche Großproduktion
Der renommierte Streamingdienst Apple TV+ zeigt vorrangig eigenproduzierte, hochwertig umgesetzte Serien und Filme. Die hohe Qualität von Produktionen wie „Ted Lasso“, „The Morning Show“ oder „Silo“ hält jetzt auch das erste deutsche Apple Original „Where’s Wanda?“.
Den Serienmachern Oliver Lansley (Schöpfer, 43) sowie Christian Ditter (47), Tobi Baumann (50) und Facundo Scalerandi (allesamt Regie, 38) gelingt es mühelos, das beschauliche Städtchen Sundersheim vor den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer entstehen zu lassen. Mit erkennbar hohem Produktionsbudget wird hier eine Mischung aus deutscher Gemütlichkeit und US-Vorstadtserien wie „Desperate Housewives“ oder „Little Fires Everywhere“ erschaffen.
Getragen wird „Where’s Wanda?“ dabei vor allem vom formidablen Schauspieler-Ensemble rund um die Hauptdarsteller Makatsch und Stein sowie zahlreiche in kleineren und größeren Nebenrollen zu sehende, bekannte Gesichter wie etwa Devid Striesow (51), Kostja Ullmann (40), Palina Rojinski (39) oder die gerade erst durch ihre Hauptrolle in der Teenie-Serie „Maxton Hall“ bekannt gewordene Jungdarstellerin Harriet Herbig-Matten (21).
Lohnt sich „Where’s Wanda?“?
„Where’s Wanda?“ erzählt eine von jenen Geschichten, in denen ganz normale Menschen vor große Herausforderungen gestellt werden, und schließlich ein Stück weit über sich hinauswachsen. Die nicht gerade besonders technikaffinen Dedo und Carlotta wandeln sich Schritt für Schritt zu Spionen in ihrer Nachbarschaft, und entdecken dabei neben einigen illegalen Aktivitäten ihrer Mitbürger auch jede Menge Skurriles.
Einen der Höhepunkte stellt in den ersten Episoden der Serie etwa der von Ex-„Tatort“-Kommissar Devid Striesow gespielte Rüdiger dar. Der Serienbruder von Hauptfigur Carlotta erinnert mit seinen wasserstoffblonden Haaren, Lederweste und überaus geschmackloser Wohnungseinrichtung wohl nicht von ungefähr an „Tiger King“-Star Joe Exotic (61).
Einzig am Tonfall der neuen Apple-Serie werden sich einige unter den Zuschauerinnen und Zuschauern möglicherweise stören. Denn „Where’s Wanda?“ mischt die durchaus ernste, in so vielen Krimis zu sehende Geschichte eines verschwundenen Mädchens mit stellenweise derbem Slapstick-Humor.