Im deutschen Frauenfußball gilt Alexandra Popp als Vorbild wie keine andere. Das Nationalteam muss künftig aber wohl ohne sie auskommen.
Deutschlands Fußball-Nationalteam ohne Alexandra Popp – an diesen Gedanken müssen sich ihre Fans und auch der neue Bundestrainer Christian Wück jetzt ganz schnell gewöhnen. Der Rücktritt der 33-Jährigen vom VfL Wolfsburg aus der DFB-Auswahl nach 144 Länderspielen und 67 Toren soll noch in dieser Woche verkündet werden. Damit steht bei den Olympia-Dritten ein großer Umbruch an.
Der neue Bundestrainer Wück weiß Bescheid
Wück ist nach Angaben der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ und des NDR darüber bereits informiert, dass die Torjägerin nicht mehr weitermacht und er für die EM 2025 in der Schweiz ohne Deutschlands dreimalige „Fußballerin des Jahres“ planen muss. Popps Bundesliga-Verein Wolfsburg verwies auf die Zuständigkeit des Deutschen Fußball-Bundes, der die Berichte nicht kommentieren will. Diese decken sich aber mit den Informationen der dpa.
Dass Popp ihre internationale Karriere nicht fortsetzt, hatte sich nach den Sommerspielen in Frankreich bereits angedeutet. Die Angreiferin kämpfte zuletzt auch immer wieder mit Verletzungsproblemen. Es könne „in alle Richtungen gehen“, hatte sie jüngst gesagt. Sie brauche für ihre Entscheidung „noch ein bisschen Zeit“. Und: „Da spielt mein Körper eine große Rolle, das muss man ganz klar sagen.“
Rücktritt hat sich bei Olympia angedeutet
Popp wird dem Nationalteam nicht nur auf dem Platz fehlen: Sie gilt weit über den Rasen hinaus als Identifikationsfigur für ihren Sport. Ihr Vertrag in Wolfsburg läuft noch bis zum 30. Juni 2025. Ihren größten Triumph feierte die in Witten geborene Fußballerin mit dem Olympiasieg 2016. Bei den Spielen in diesem Sommer war sie die einzig verbliebene deutsche Spielerin von Rio und holte mit der Auswahl von Interimscoach Horst Hrubesch Bronze mit einem 1:0-Sieg im Spiel um Platz drei gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien.
Wück muss bei seinem Debüt als Chefcoach am 25. Oktober in Wembley gegen Europameister England schon auf die zurückgetretene Abwehrchefin Marina Hegering und die langjährige Stammkeeperin Merle Frohms verzichten. Im März hatte Svenja Huth (alle ebenfalls Wolfsburg) bekanntgegeben, dass sie nicht mehr für das DFB-Team zur Verfügung steht. Das erste Heimspiel bestreitet Wück am 28. Oktober in Duisburg gegen Australien.
Gwinn vertrat Popp schon als Spielführerin
Popps Nachfolgerin als Spielführerin könnte Giulia Gwinn werden: Die 25-Jährige vom FC Bayern vertrat schon unter Interimstrainer Hrubesch die Wolfsburgerin. Als Führungsspielerin für die nächsten Jahre gelten auch Lena Oberdorf, die weiter wegen einer Kreuzbandverletzung fehlt, Stürmerin Lea Schüller (beide FC Bayern) und Innenverteidigerin Kathrin Hendrich (Wolfsburg).
Popp hatte auch schon nach der EM 2022 in England und der verpatzten WM 2023 in Australien Rücktrittsgedanken geäußert. Mit dem zweiten Platz bei der EM vor zwei Jahren stieg die staatlich geprüfte Tierpflegerin zum Star auf, auch wenn sie im Finale gegen das Gastgeber-Team (1:2) verletzt fehlte. Als erste Frau überhaupt wurde sie danach vom Fachmagazin „Kicker“ als „Persönlichkeit des Jahres“ ausgezeichnet.