Von „Monaco Franze“ bis zum „Erbe der Guldenburgs“: Ruth Maria Kubitschek hat mit ihrem Talent Kultserien im Fernsehen geprägt. In Erinnerung bleibt ihr Spitzname „Spatzl“ – und so vieles mehr.
Ein vielseitiges Talent – so ein Kompliment war bei Ruth Maria Kubitschek eine glatte Untertreibung. Sie war Malerin, Buchautorin und natürlich Schauspielerin. Mal die Charmante, mal die Intrigantin. Die Kubitschek habe ihren Rollen „Stil, Haltung und Grandezza“ verliehen, urteilte die Jury bei einer Preisverleihung in Bayern 2013. Nun ist die Künstlerin in ihrer Wahlheimat Schweiz im Alter von 92 Jahren gestorben.
Erst vor zwei Jahren hatte sie ihr Haus mit dem berühmten „Garten der Aphrodite“, den sie auch in einem Buch würdigte, in Fruthwilen am Bodensee aufgegeben und war nach Ascona ins Tessin gezogen. Die Gartenarbeit war ihr zu beschwerlich geworden. In ihrem letzten großen Interview sagte sie dem Magazin „Stern“ im Dezember 2023: „Ich glaube, nun ist alles gesagt.“
Söder: Kubitschek war „die Grande Dame des Fernsehens“
Die Kubitschek prägte in unzähligen Rollen die deutsche Fernseh- und Filmszene. Unvergessen bleibt sie als „Spatzl“ in der ARD-Kultserie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ Anfang der 80er Jahre. In der Rolle der leidenden Ehefrau ließ sie ihrem umtriebigen Film-Ehemann Helmut Fischer alle Eskapaden durchgehen, wenn der seinen treuen Dackelblick auflegte.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte die gestorbene Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek als die Grande Dame des Fernsehens. „Die Nachricht vom Tod von Ruth Maria Kubitschek macht traurig und betroffen“, sagte Söder. „Sie war die Grande Dame des Fernsehens und blieb dabei selbst immer bescheiden. Mit ihren Rollen war Ruth Maria Kubitschek auch Vorbild und Avantgarde.“ Bayern werde der Trägerin des Bayerischen Verdienstordens ein ehrendes Andenken bewahren.
„Kir Royal“ und „Traumschiff“
„Frau Ella“ war 2013 ihr letzter Film, nach einem Roman von Florian Beckerhoff. Da war sie 82. Kubitschek spielte in der Komödie eine alte Dame, die ein Taxifahrer aus dem Krankenhaus nach Frankreich entführt, damit sie ihre Jugendliebe wiederfindet. Ein Glücksfall sei so ein Drehbuch gewesen, sagte Kubitschek dem Südwestrundfunk (SWR) 2019. „Wenn du so alt bist wie ich, was sollst du dann spielen? Irgend so ein altes Weib? Da sind gar keine Stoffe mehr da.“ Kubitschek malte umso mehr, wie schon zu Karrierezeiten, vorzugsweise Blumenmotive. Der rote Teppich sei immer eine Qual für sie gewesen. Der Konkurrenzkampf, die Fleischbeschau – sie habe nie die Figur dafür gehabt.
Als DEFA-Star in den Westen
Kubitschek wurde 1931 am Rande des Erzgebirges in Tschechien geboren. Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie mit fünf Kindern gen Norden. In Sachsen-Anhalt bekam sie einen Bauernhof. Ruth Marias sehnlichster Wunsch war es, Schauspielerin zu werden. „Mit vier spielte ich zum ersten Mal Theater, eine Chinesin“, erzählte sie dem „Stern“. „Ich war so aufgeregt, dass ich mir während der Vorstellung in die Hosen schiss.“ Die Eltern wollten später von so einer Berufswahl zunächst nichts wissen, aber sie setzte sich durch. Nach Schauspielschulen in Halle (an der Saale) und Weimar gab sie ihr Debüt als Fina in Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ in Halle.
Innerhalb weniger Jahre wurde sie zu einem Star des DDR-Fernsehens und des DEFA-Films. Kubitschek heiratete 1953 den Opernregisseur Götz Friedrich und bekam einen Sohn. Die künstlerische DDR-Enge passte der engagierten Schauspielerin aber nicht, und so blieb sie 1959 nach einem Engagement mit ihrem Sohn in Westdeutschland. Am Schlosstheater in Celle begann Kubitscheks zweite deutsche Karriere.
Partnerschaft mit Abstand
Ihr Mann blieb damals in der DDR. Anfang der 60er Jahre wurden die beiden geschieden. Kubitschek war dann 40 Jahre mit Wolfgang Rademann zusammen, dem Fernsehproduzenten und Schöpfer von Erfolgsserien wie „Das Traumschiff“ und „Die Schwarzwaldklinik“. Friedrich starb im Jahr 2000, Rademann 2016. Rademann und Kubitschek hatten nie zusammengewohnt, waren nach ihren Angaben aber ein glückliches Paar. Der Verlust habe sie tief getroffen, sagte Kubitschek 2016.
Kubitschek war schon seit den 80er Jahren immer zeitweise in der Schweizer Bodenseeregion. Dem Trubel von München entfloh sie irgendwann dann gänzlich. 2013 wurde sie als „Eidgenossin“ eingebürgert. Sie liebe die Schweizer Zurückhaltung, meinte sie 2019. „Wenn ich in München leben würde, würde ich größenwahnsinnig“, sagte sie. Da kämen ständig Leute auf sie zu. „Hallo Spatzl, können wir ein Foto machen?“
Über Falten und Schmerzen
Mit den großen Fragen des Lebens beschäftigte sich Kubitschek in ihren Büchern. „Engel, Elfen, Erdgeister“ zum Beispiel. Oder „Anmutig älter werden“ in Verbindung mit dem Rat, Falten und Schmerzen anzunehmen, ohne eine „Jammersuse“ zu werden. So hielt Kubitschek es selbst. Sie sei mit sich im Reinen und habe keine Angst vor dem Tod, sagte sie 2019. „Im nächsten Leben muss etwas ganz anderes kommen“, meinte sie, „ich freue mich darauf.“